„Ich mag es, Menschen und ihre Beziehungen zueinander zu beobachten.“

Er observiert. Er hält fest. Er mag keine Bildschirme, präferiert Papier, Aquarell, Buntstifte. Er liebt den Geruch der frischen Farbe, sich in einer Idee zu verlieren und ihre Komplexität auf die Spitze des Humors zu treiben, um sie dann in einer Illustration gefüllt mit satirischem um-die-Ecke-Denken festzuhalten.

Er interessiert sich für den gläsernen Menschen; für den ausartenden Medienkonsum in der Gesellschaft, aus welchem Nebenwirkungen entstehen, die nicht ausdrücklich auf der Packungsbeilage des neuen iPhone 12 standen. Er beschreibt, wie unfähig die Menschen geworden sind, ein Buch zu lesen; wie sie nach einer halben Seite das Interesse verlieren, denn es gibt ihnen zu wenig. Er kritisiert politische Haltungen und Handlungen; die Bereitschaft der Bevölkerung, sämtliche Verantwortung abzugeben nach dem Motto «die da oben machen das schon».

© Paweł Kuczyński

Pawel Kuczyński ist 43 Jahre alt und lebt in Szczecin, Polen. In seiner Kindheit unter dem kommunistischen System Polens hatte seine Familie wenig Geld, wenig Freiheiten. „Ich lebte in einer sehr traurigen Zeit in Polen. Meine Erinnerungen daran lassen mich wissen, wie gut es die Menschen heute in der westlichen Welt haben – und dass sie das häufig nicht zu schätzen wissen.“ Mit seinen satirischen Illustrationen möchte er ein Bewusstsein schaffen, möchte den Menschen den Spiegel vorhalten, ihnen ihre Welt zeigen, sie zum Nachdenken anregen.

„Manchmal kann eine gute Metapher mehr erzählen als hundert Worte. Ich versuche, den Betrachtern ohne Worte etwas über die Welt und Gesellschaft, in der wir leben, mitzuteilen.“

© Paweł Kuczyński

Die Satire gefällt ihm am besten. „Die aktuelle Kunst ist viel zu poetisch und abgehoben“, erklärt Pawel, „sie ist zu weit vom Betrachter entfernt“. Mit Hilfe der Satire könne er seine Botschaften am einfachsten und auf direktem Wege an den Betrachter senden. Allerdings lässt sich Kunst nicht am Laufband produzieren, und so ist auch Kuczyńskis Ideenfindung von Wellen der Inspiration durchzogen.

Den einen Tag erwache er und sofort schwirrten ihm Ideen im Kopf herum, die er nicht abwarten könne auf Papier zu bringen, beschreibt er. Jedoch an anderen Tagen zögen sich endlose Perioden des Nachdenkens, Skizzierens, Kopfschüttelns, bei Seite Schiebens, Nachdenkens, … wie Kaugummi hinweg. „Es ist eine harte Arbeit.“

© Paweł Kuczyński

Mit Schwerpunkt in Grafik schliesst Pawel Kuczyński sein Studium an der Fine Arts Academy ab. 2004 wird er von Freunden dazu animiert, an einem Illusrationswettbewerb teilzunehmen, durch welchen er an Bekanntheit gewinnt und sich von dort an auf sein Schaffen als Künstler konzentrieren kann. Ein Jahr später wird er von dem polnischen Verband der Graphik-Humoristen mit dem «Eryk»-Preis ausgezeichnet, auf welchen viele weitere Preise folgen.

Doch nicht nur die zahlreichen Preise sind für seine weltweite Popularität verantwortlich, sondern paradoxerweise auch die von ihm stark kritisierten sozialen Medien. Auf seinem Facebook-Account publiziert der Künstler seine Werke und kann so Menschen auf der ganzen Welt erreichen. Seine Illustrationen benötigen keine Übersetzung, sie sind universell verständlich. Pawel Kuczyński sagt, manche würden seine Arbeit als surrealistische Zeichnungen bezeichnen.

„Ich selbst bezeichne mich aber lieber als Illustrator realistischer Situationen in einer ohnehin surrealistischen Zeit.“

© Paweł Kuczyński

Bildquellen

  • stille-post: Pawel Kuczyński
Geschrieben von:

ich bin für ein Faber-frohes Leben

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