Der Sänger und Multiinstrumentalist Patrick Schwarz ist seit seiner Kindheit von Musik begeistert. Wie er dazu kam, seine eigenen Lieder zu produzieren, die Band «Aging Skies» zu gründen und wie seine Leidenschaft dazu entstand – all das in der ersten Ausgabe der Reihe «SO geht Musik!» auf Tize.ch.
«Mit fünf Jahren gaben mir meine Eltern mein erstes Schlagzeug, auf dem ich mich ordentlich austoben konnte. Ich hatte schon immer eine gewisse Energie in mir, die ich irgendwo rauslassen musste», erklärt Patrick Schwarz. Der 21-jährige Student begann in der 2. Klasse, Schlagzeugunterricht zu nehmen. «Dann fand ich dann den Weg zum Klavier, vom Klavier zum Singen und schlussendlich auch zur Gitarre», erklärt er abschliessend.
Patrick, was bedeutet Musik für dich?
«Musik ist und war für mich immer eine Art, mich auszudrücken. Ich habe das Schlagzeug, mein erstes Musikinstrument, auch so gelernt. Durch das Spielen konnte ich meinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Ich bin eher der kreative Musiker, was bedeutet, dass ich nicht gerne mit Hilfe von Noten spiele, sondern lieber selbst meine Musik kreiere.» Patrick erzählt, dass er dies meistens mit Hilfe von Voice-Memos macht. Mit denen kann er einzelne Ideen aufnehmen und sie so festhalten. Zurzeit hat er ca. 256 Dateien abgespeichert.
Du bist vor allem im Bereich der Popmusik tätig. Warum gerade dieses Genre und nicht Rap oder etwas Elektronisches? Schliesslich erfreut sich in letzter Zeit gerade der Rap bei jungen Leuten als beliebte Musikrichtung.
«Ich kann es ganz einfach nicht», witzelt Patrick. Etwas ernster erklärt er dann, dass dies auf die Leidenschaft fürs Klavierspielen zurückzuführen sei. «Auch meine Mutter spielt Klavier. Eines Tages kam sie von der Arbeit nach Hause und zeigte mir vier Akkorde, mit denen es möglich ist, jeden Song, den es gibt, zu begleiten. So tastete ich mich vorsichtig an die Popmusik heran und begleitete zuerst bekannte Stücke mit diesen vier Akkorden. Später komponierte ich damit dann eigene Lieder.»
Patrick betont, dass er gerade in seiner Band «Aging Skies» aber nicht nur Popmusik spielt. Es sei eine Mischung aus Pop- und Rockmusik, welche von den Bandmitgliedern auch als Alternative betitelt wird. Die Definition für Popmusik zu finden sei zudem schwierig. «Jeder Musikstil, der gerade «in» ist, kann eigentlich als Pop bezeichnet werden», meint er.
Du hast im Jahre 2016 die Band Aging Skies gegründet. Da sind drei Schweizer sowie zwei afghanische Flüchtlinge mit dabei. Wie kam es zu dieser etwas aussergewöhnlichen Zusammensetzung?
«Die Band habe ich ja hauptsächlich deswegen gegründet, da es nahezu unmöglich ist, alle Instrumente gleichzeitig zu spielen. Die zwei Mitglieder aus Afghanistan haben in Kabul das National Institut of Music besucht. Dies ist ein amerikanisches Institut und bietet jungen Menschen im islamisch geprägten Land an, sich musikalisch entfalten zu können. Unser Schlagzeuger Reshad hat an diesem Institut klassisches Schlagzeug studiert und Hojat, unser Gitarrist, Geige. Hojat war in Afghanistan Geigenlehrer, lernte dann aber Reshad kennen und gründete mit ihm zusammen die Band «White Page». Da aber Rockmusik in einem islamischen Land wie Afghanistan nicht wirklich gerne gesehen wird, mussten sie sich entscheiden: Entweder die Heimat oder die Musik.»
Patrick lernte Reshad dann in der Kantonsschule Solothurn kennen und später durch ihn auch den Uhrenmacher-Lehrling Hojat. «So kam dann das ganze Projekt langsam ins Rollen und wir gründeten unsere Band», schliesst Patrick ab.
Die zwei kamen direkt aus einem anderen, fernen Land. Wie habt ihr miteinander kommuniziert? Wie kann man sich das vorstellen?
«Reshad und Hojat waren bei Gründung der Band bereits über ein Jahr in der Schweiz. Sie hatten das Glück, dass sie in ihrer Heimat gut ausgebildet wurden. Deswegen konnten sie gut Englisch und haben auch schnell Deutsch gelernt. Früher haben wir in den Bandproben immer Hochdeutsch miteinander gesprochen, doch jetzt mittlerweile reden sie schon Schweizerdeutsch wie jeder und jede andere hier. Dies nicht zuletzt dank ihrer Ausbildungsplätze als Kaufmann und Uhrenmacher.
«Ich war ehrlich gesagt sehr erstaunt über den schnellen Prozess der Eingliederung in die Schweizer Gesellschaft der beiden. Bei ihnen ist der Wille zur Integration sehr gross und auch spürbar. Da gibt es auch beispielsweise andere, die seit 20 Jahren in der Schweiz leben und immer noch kein Wort Deutsch sprechen können.»
Die besondere Zusammensetzung eurer Band hat sicherlich auch Einfluss auf die Songs. Welche Themen behandelt ihr in euren Songs, was ist eure Botschaft?
«Im Pop-Genre wird vor allen Dingen das Thema Liebe behandelt. Wir haben aber auch gesellschaftskritische Songs in unserem Repertoire. Am 1. Dezember erscheint der Song «Bridges», welchen ich unter meinem Namen veröffentlichen werde. Der Song wird in allen Onlinestores verfügbar sein. Dort geht es um die ganze Flüchtlingsthematik, um einen Mann, der durch einen Krieg alles verloren hat und den Zuhörer quasi mit auf eine Reise über seine «Brücke» nimmt, welche er aufgebaut hat, aber nun zerstört ist.»
Welche Bedeutung hat euer Bandname «Aging Skies»?
Patrick lacht und erklärt: «Da gebe ich immer allen eine andere Antwort. Zuerst wollten wir der Band aufgrund meines Nachnamens einen Namen mit dem Wort «Black» verpassen. Dies war uns aber auf eine Art «zu hart» und da unsere Musik nicht wirklich hart ist, haben wir diese Idee wieder verworfen. «Skies» ist ein offener Begriff, worunter man sich viel vorstellen kann. «Aging Skies» bedeutet schlichtweg, dass der Himmel zuschaut, was hier auf der Welt geschieht und deshalb ab und zu auch Runzeln bekommt.»
Was ist eine deiner schönsten Erfahrungen, die du in deiner Musikkarriere machen durftest?
«Von denen gibt es natürlich viele. Ein wirklich schöner Moment war, als wir in der Kulturfabrik Kofmehl in der Raumbar an einem Bandcontest auftraten. Es hatte so viele Leute, dass die Menschen fast in den Raum hineingepresst werden mussten. Die Stimmung war auf eine positive Art sehr speziell. Alle hatten Lust, die Bands zu hören.»
Wie sehen deine/eure musikalischen Zukunftspläne aus?
«Mit der Band suchen wir uns jetzt ein wenig neu. Ich war ja auch eine Zeit lang, fast ein Jahr, im Militär. Wir müssen uns neu finden, unseren Stil optimieren, uns ein wenig mehr auf Alternative und das Jammen konzentrieren. Auch wollen wir uns mehr von der Musik treiben lassen, um unseren Stil neu erfinden zu können. Mein persönliches Ziel ist es, mal an einem Festival spielen zu dürfen. Ich war noch nie an einem Festival, weder als Besucher, noch als Act. An meinem ersten Festival will ich persönlich spielen, das ist mein Ziel.»
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SO geht Musik! – In dieser Kurzreihe werden auf Tize.ch innerhalb des Monats November 4 Musiker aus der Stadt Solothurn und ihrer Umgebung interviewt oder porträtiert. Jeden Montag im November erscheint ein neuer Beitrag der Reihe.