Wenn du oft an Kleidergeschäften vorbeigehst, ist dir Folgendes bestimmt auch schon aufgefallen: In den Schaufenstern wechseln sich in regem Abstand die neuen Kollektionen und Sale Angebote ab. Entweder wollen die Läden ihre «absolut preiswerten» und heruntergesetzten Angebote verkaufen oder aber sie werben mit dem neusten Schrei, der natürlich auch unbedingt in unseren Kleiderschrank muss. Hauptsache also, du kaufst dir etwas Neues zum Anziehen. Aber müssen wir diesem Fast Fashion Druck wirklich nachgeben?
Bei Fast Fashion muss alles möglichst schnell gehen. Viele neue Kollektionen in kurzer Zeit, immer orientiert an den neusten Trends und oftmals nicht einmal unglaublich teuer. Das hat allerdings seine Folgen, denn wenn es schnell und billig sein muss, ist faire und vor allem nachhaltige Produktion nicht möglich. Die in der Textilbranche Arbeitenden verdienen bei ihrer Akkordarbeit zu wenig, verwendete Materialien sind nicht umweltfreundlich und überdauern auch nicht besonders lange. Doch wozu auch, bald kommt ja schon die nächste Kollektion, mit welcher unsere konsumorientierte Gesellschaft alles wieder ersetzen kann. Es mag die Käuferin oder den Käufer womöglich nicht viel kosten, andere Menschen und den Planeten jedoch schon.
Wir lernen in der Werbung, die uns stets zum Kauf neuer Produkte verleiten will, ein übertriebenes Konsumverhalten. In uns werden Kaufwünsche erweckt und dass diese bei vielen Menschen funktionieren, ist das Resultat von sehr geschicktem Marketing. Davon will und kann ich mich auch nicht komplett abgrenzen, weswegen ich mit diesem Beitrag auch keines Falls mit dem Finger auf jemanden zeigen will. Vielmehr geht es mir um die Auseinandersetzung und Sensibilisierung mit dem Thema Nachhaltigkeit und Mode. Und genau dort kommt das Konzept von Slow Fashion ins Spiel.
Slow Fashion
Einfach ausgedrückt ist Slow Fashion die Gegenbewegung zu Fast Fashion. Es geht nicht darum, möglichst viel zu produzieren, zu verkaufen und Profit zu machen, sondern darum, den ganzen Prozess zu entschleunigen. Der Fokus liegt bei der Produktion von Slow Fashion auf fairen Löhnen, besseren Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit. Ein Kleidungsstück soll langlebig und aus natürlichen oder recycelten Materialien gemacht sein. Deswegen sind diese Produkte meist auch etwas teurer. Doch geben wir schlussendlich wirklich mehr Geld aus, wenn wir weniger, dafür qualitativ hochwertigeres einkaufen?
Allerdings beinhaltete die ursprüngliche Slow Fashion Definition die Ablehnung jeglicher Mode-Massenproduktion. Dies hat sich über die Jahre gewandelt und mittlerweile ist Slow Fashion ein Dachbegriff für selbstgenähte, fair produzierte aber auch Second Hand gekaufte Kleidung. Gerade aus letzterem Punkt wird ersichtlich, dass umweltfreundliche Kleidung gar nicht teuer sein muss. Wenn du Kleider tauchst, sie in Brockenstuben, an Flohmärkten oder über Second Hand Apps wie «Depop» kaufst, wurden deswegen gar keine neuen Ressourcen für deren Produktion aufgewendet.
Do it yourself
Fair produzierte Mode ist eher teurer. Second Hand gekaufte Kleider dagegen recht billig, jedoch oftmals auch nicht genau in der passenden Grösse verfügbar. Dieser Einzelstück-Charakter hat einen gewissen Charme, kann die Suche nach einem passenden Kleidungsstück jedoch auch komplizierter machen. Allerdings kannst du in solchen Fällen auch nachhelfen. Im Internet häufen sich die Tutorials, wie du unpassende «gethriftete» Kleidung passend machen kannst. Es erfordert etwas Aufwand, doch gibt dir auch ein viel stärkeres Bewusstsein darüber, welche Arbeit eigentlich in den Teilen steckt, die du tagtäglich trägst. Dazu kommt, dass du dich kreativ ausleben und ein gefundenes Einzelstück noch mehr personalisieren und anpassen kannst.
Sich nachhaltiger und ressourcenschonender zu kleiden ist also sehr gut möglich. Auch, wenn die Werbung der Kleiderindustrie uns oftmals eher zum genauen Gegenteil verleiten will. Nun kennst du jedoch einige Alternativen. Mehr zum Thema Slow Fashion und Kleidung selbst nähen erfährst du dann im zweiten Teil dieser Beitragsserie, der schon bald hier auf Tize erscheinen wird.