Plastik ist ein Werkstoff, der bereits Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt wurde. Nach vielen Jahren der Weiterentwicklung gelang dem Chemiker Baekeland 1907 der Durchbruch des Plastiks «Bakelit». Welche Auswirkungen hatte diese Durchbruch auf das heutige Zeitalter?

«Plastik ist schick, sauber und modern»

Mit diesem Image gelang dem Kunststoff der grosse Boom in den letzten Jahrzehnten. Heute finden wir fast überall Plastik.

Es ist für uns normal geworden, dass wir Obst und Gemüse im Supermarkt in Einwegtüten abfüllen, Milch in einem Tetra Pak kaufen, unsere Kleidung bei Zalando in Plastiktüten bestellen oder dass wir jährlich ein neues digitales Gerät kaufen. Doch ist uns eigentlich klar, was der Plastikkonsum für die Umwelt bedeutet?

Und hat dieser auch eine Auswirkung auf unseren Körper?

Plastik ist ein von Menschen geschaffenes Problem, welches nicht nur uns sondern auch Flora, Fauna und das Klima betrifft.

Flora und Fauna

Plastik gelangt durch Waschvorgänge, Entsorgungen in der Toilette und Littering (das Wegwerfen von Müll in die Umgebung) in die Umwelt. Über die Jahre hinweg zerfällt es durch Umwelteinflüsse in immer kleinere Stücke, bis es so klein ist, dass es kaum mehr sichtbar ist. Dieses Mikroplastik gelangt in Ozeane, Flüsse und in den Boden.

Jährlich sterben mehrere Millionen Tiere durch Plastik. Die bunten Plastikteile werden mit Nahrung verwechselt, was zur Folge hat, dass die Tiere daran ersticken oder vergiftet werden. Bei grösseren Plastikresten besteht die Gefahr, dass sie sich darin verheddern und nicht mehr befreien können.

Pflanzen nehmen Plastik aus dem Boden über das Wasser durch ihre Wurzelsysteme auf. Bei Nutzpflanzen landen diese Mikroplastikteile auch in den essbaren Anteilen. Bei Verzehr gelangen diese somit in unseren Körper.

Klima

In jeder Phase des Plastik-Lebenszyklus, bei Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung, entstehen giftige Treibhausgase, welche freigesetzt werden und so in die Umwelt gelangen. Wir befinden uns momentan mitten in einem verheerenden Klimawandel. Die Schweiz gehört zu einem der von der Klimaerwärmung stark betroffenen Ländern. Sie liegt mit einer Temperaturerhöhung von 1.5°C in den letzten hundert Jahren deutlich über dem gemessenen Mittelwert. Zudem sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts über 250 Gletscher weggeschmolzen. Die zunehmende Trockenheit verwandelt Grasland im Wallis und Tessin in Steppe. Weltweite grausame Waldbrände und extreme Wetterverhältnisse verwüsten und zerstören ganze Infrastrukturen.

Körper

Was lange unklar war ist der Einfluss des Plastiks auf den menschlichen Körper.

Wichtig zu wissen ist, dass dem Kunststoff Weichmacher zugefügt werden, damit das Plastik die gewünschte Konsistenz und Farbe hat, so wie wir es uns wünschen und so wie es gut vermarktet werden kann. Diese Weichmacher sind in den Kunststoffen nicht festgebunden und entweichen nach einer gewissen Zeit.

Die Giftstoffe gelangen in unseren Körper über:

Nahrung: Öle, die durch Plastikschläuche abgefüllt werden, fetthaltige Produkte, die in Plastik eingeschweisst werden oder auch Lebensmittel mit viel Verpackung aber wenig Inhalt nehmen diese entwichenen Weichmacher auf. Auch Lebensmittel, die in der Mikrowelle in Plastikboxen erhitzt werden, und Meerestieren, die aufgrund der Verunreinigung der Meere Mikroplastik durch ihre Nahrung aufnehmen sind voll mit dem ungesunden Stoff. Bei Verzehr nehmen wir die Weichmacher anschliessend in unseren Körper auf.

Atmung: Auch die Luft kann Weichmacher enthalten. Wir atmen die Luft ein, sie gelangt in unsere Atemwege und mit ihr auch die Weichmacher. Ein typischer Geruch der Weichmacher ist der Geruch von Auto-Neuwagen, neuen Elektrogeräten oder Kunststoffspielzeug.

Haut: Über die Haut gelangen die Weichmachergiftstoffe durch Kosmetikprodukte wie Deos, Shampoos oder Cremes, die häufig Mikroplastik enthalten in unseren Körper.

Mund: Eine letzte Möglichkeit wie Plastik in den Körper gelangt, ist die Aufnahme über den Mund, was vor allem bei Kleinkindern vorkommt. Diese spielen oft auf dem Boden, wo sie einer deutlich grösseren Schadstoffmenge ausgesetzt sind. Zudem nehmen sie alles in den Mund und können so über das Spielzeug Weichmacher aufnehmen.

Leider sind die unmittelbaren und die Langzeitfolgen der Weichmacher noch nicht voll umfänglich erforscht. Durch Tierversuche und Beobachtungen bei Menschen konnte herausgefunden werden, dass Weichmacher bei Tieren krebserregend und hormonverändernd sein können, zu Allergien und Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit, Störungen der Schilddrüsenfunktion und zu Entwicklungsstörungen bei Kindern führen können.

Ist es uns in unserer heutigen Gesellschaft noch möglich ohne Plastik zu leben?

Eine durchschnittliche Schweizer Person verursacht rund 120 kg Plastikmüll in einem Jahr.

Während einem Selbstversuch, für den ich meine Familie überredete und letztlich überzeugte, verzichteten wir ganze 5 Monate auf Plastik. Ich konnte zeigen, dass es möglich ist, fast ganz ohne Plastik zu leben und konnte auch verdeutlichen, dass durch eine Plastikreduktion der Weichmachergehalt in unserem Körper deutlich sinkt. Wir verzichteten auf den Einkauf bei Coop oder Migros. Stattdessen besuchten wir Unverpacktläden, Bioläden, regionale Bauern oder den Wochenmarkt.

Zusätzlich mussten wir, da es in der Schweiz noch nicht so viele Alternativen gibt, wie in unseren Nachbarländern, alle 3 Monate bei einem Onlineversender Produkte bestellen. Unsere gekauften Produkte waren in Papier, Glas oder gar nicht verpackt.

Durch eine Umstellung des Einkaufsverhalten war es uns möglich unsere monatlichen Müllberge von anfangs 8,8 Kilogramm auf 0,3 Kilogramm zu reduzieren. Alle im Urin nachgewiesenen Weichmacher konnten deutlich gesenkt werden. Weiter zu beachten ist, dass nicht nur unser Körper durch diesen Verzicht profitiert hat, sondern auch die Umwelt. Mit dem reduzierten Plastikabfall konnten wir auch eine Senkung der CO2-Emissionen bewirken.

Auf ein Jahr hochgerechnet hätten wir in der Zeit mit Plastik 137,28 Kilogramm Emissionen verursacht. Durch die plastikfreie Zeit war es uns möglich, unsere jährlichen Emissionen auf 4,68 Kilogramm zu reduzieren. Jeder Einzelne kann selbständig entscheiden, was in seinem Einkaufskorb landet.

Jeder Einzelne kann jeden Tag etwas gegen den Klimawandel tun und gleichzeitig seinen Körper vor giftigen Stoffen schützen.


Lara Sunderer hat sich in ihrer Maturarbeit mit dem «Zukunftsthema» Plastik beschäftigt. Sie hat aber nicht nur differenziert Informationen rund um die Geschichte und die verschiedenen Herstellungsverfahren von Kunststoffen recherchiert, sondern sich und ihre Familie davon überzeugt, gemeinsam das Experiment zu wagen, während fünf Monaten weitestgehend plastikfrei zu leben. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Plastik in Bezug auf Umwelt, Klimaerwärmung und den menschlichen Körper wird durch den Selbstversuch konkret erlebbar und verleiht den Erkenntnissen Nachdruck.


Zukunft schreiben- Erfahre mehr über das Projekt

Die Abschlussarbeit ist für Schüler/innen eine einmalige Chance, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen, das am Herzen liegt. Klimawandel, Ressourcenschutz und Gerechtigkeitsfragen bewegen die Jugend zunehmend. Deshalb vernetzt und fördert das Ökozentrum junge und engagierte Menschen, die sich mit Nachhaltiger Entwicklung auseinandersetzen. Seit 2016 bieten wir Schüler*innen hierfür eine Plattform: originelle und zukunftsträchtige Abschlussarbeiten im Bereich Nachhaltigkeit werden öffentlich ausgezeichnet und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Durch die Würdigung von herausragenden Leistungen werden die Autor/innen motiviert, sich weiterhin für Nachhaltigkeitsthemen zu engagieren.

Mehr zum Projekt erfährst du unter: https://www.zukunft-schreiben.ch/projekt
Oder auf www.oekozentrum.ch

Geschrieben von:

Was ist deine Meinung? Schreib einen Kommentar!