An einem Mittwochabend in Riehen, Basel hatte ich vor gar nicht langer Zeit das Vergnügen, ein grosses Stück Kultur zu sehen. Ich lernte Pablo Picasso (oder zumindest seine Werke und sein Schaffen) im Museum Fondation Beyeler kennen.

Was die Ausstellung speziell macht ist, dass sie einen Schwerpunkt auf das Werk des jungen Picassos setzt, welches sich in zwei Perioden einordnen lässt. Diese Perioden beschreiben Picassos Kunst vor dem für ihn so bekannten Kubismus. Sie sind vor allem von Emotionen und Farben geprägt und zeigen die Welt noch wie sie ist. Etwas, das sich später in Picassos Kubistischem Stil ändern sollte.

Die blaue Periode

Die Ausstellung der Fondation Beyeler führt mich als Besucher an Hand von seiner Kunst durch Picassos Leben. Am ersten Punkt, an dem ich in seinem Leben verweilte, ist er zwanzig Jahre alt und in tiefer Trauer. Ein Freund von ihm begann auf Grund von Liebeskummer Suizid. Ein Ereignis, welches Picassos Farbpalette und Motive sehr prägte. Er stellte in den folgenden Jahren vor allem das Elend, den Schmerz und das Leid unserer Gesellschaft dar. In verschiedenen Blautönen bildet er seine damalige Sicht auf die Menschen zur Zeit der Jahrhundertwende ab. Auch gab es Bilder, auf denen sein verstorbener Freund in einem Sarg zu sehen ist. Zwei davon sind in Riehen ausgestellt. Ebenso das Bild La Vie, welches aus heutiger Sicht die Krönung der blauen Periode ist.

Die rosa Periode

Picasso überwand den Schmerz, als die Romanze in sein Leben kam. Durch die positiveren Gefühle, die ihn nun inspirierten, begann er seine Farbpalette erneut zu ändern. Nicht mehr blaue, melancholische Töne, sondern wärmere rosa Töne verwendete der Maler nun, nachdem der Tod seines Freundes vier Jahre vergangen war. Seine Hauptmotive bestanden aus Gaukler oder Harlekine, die für ihn eine Art Symbol für alle Künstler waren.

Mein Lieblingsbild in der Sektion der rosa Periode ist Femme à la chemise, welches er zu Anfang jener Periode malte. Zwar ist es noch immer von Melancholie geprägt, doch es hat meiner Meinung nach etwas faszinierendes an sich. Dieses etwas veranlasste mich am Ende der Ausstellung auch, mir eine Postkarte mit jedem Motiv zu kaufen. Nachdem die rosa Periode zu Ende ging, begann Picasso langsam aber sicher mit dem Stil, für den er später weltberühmt wurde. Es handelt sich hierbei um den Kubismus.

„Der Kubismus ist weder ein Samenkorn noch ein Fötus, sondern eine Kunst, der es vor allem um die Form geht, und wenn eine Form einmal geschaffen ist, dann ist sie da und lebt ihr eigenes Leben weiter“ – Pablo Picasso

In Riehen sind auch einige Werke dieser Art ausgestellt, die zeigen, wie sehr sich Picassos Stil gewandelt hat. Eines, welches einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen hat, ist La bouteille de vin. Ich stand lange Zeit vor dem Gemälde und entdeckte nach jedem kurzen Wegschauen erneut ein Detail, das mir zuvor entgangen war. Dies ist es, was vor allem Picassos kubistische Bilder so interessant machen.

Sie sind speziell, zeigen die Welt auf eine neue Weise und geben einem so auch einen anderen Blickwinkel. Wenn Picasso die Welt auf diese Weise hat betrachten können, müsste es dann uns nicht auch möglich sein, die Welt in neuen Formen und Farben zu erkennen?

Einen Besucht wert!

Ich war vor meinem Besuch zwar bekannt, aber nicht vertraut mit der Kunst Picassos. Sein Name ist in der Kunstszene in aller Munde. Selbst Metaphern wie «ein Picasso sein» sind in unserem Sprachgebrauch geläufig. Nun verstehe auch ich etwas mehr davon, was die Welt der Kunst bewegt. Deswegen würde ich den Besuch der Ausstellung in Riehen auf jeden Fall empfehlen. Sie ist noch bis Mai geöffnet und der Preis ist für alle Studierenden bis 30 um die Hälfte reduziert.

Womit aber bei einem so grossen Namen wie Picasso zu rechnen ist, ist der Menschenansturm, der dadurch angelockt wird. Wochenenden und auch Feiertage sind deswegen eher zu vermeiden, wenn du auch wirklich Kunst und nicht nur Köpfe der Besucher sehen willst. An einem Mittwochabend ist die Besucherzahl dagegen moderat, wodurch ich dir versichern kann, auch tatsächlich die Bilder studieren zu können.

Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

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