Tabus brechen und Diskussionen anregen – das wollten die Produzenten von «13 reasons why» mit der Netflix-Serie bewirken. In der Adaptation von Jay Ashers gleichnamigem Roman (Deutsch: «Tote Mädchen lügen nicht») nimmt sich die siebzehnjährige Hannah Baker das Leben. Sie schickt eine Reihe von Kassetten an die Personen, die ihrer Meinung nach daran schuld sind – einer davon ist der Protagonist der Serie, Clay. Gemeinsam mit ihm erfährt der Zuschauer die auf den Kassetten aufgelisteten 13 Gründe, warum Hannah sich umgebracht hat.

Die Serie wurde vielfach dafür gelobt, dass sie Themen wie sexuelle Belästigung, Mobbing und Suizid anspricht; jedoch wurden auch Kritiken laut. Sowohl Gesundheitsorganisationen, als auch Eltern betroffener Jugendlicher weltweit fordern nun einen Stopp der Serie. Der Grund: «13 reasons why» glorifiziere Selbstmord aus Rache und zeige diese Tat als Lösung von persönlichen Problemen.

Der Werther-Effekt

Laut ihren Kritikern erhöht die Serie bei ihren Zuschauern das Risiko für Suizid und führt sogar dazu, dass sich Menschen deswegen umbringen. Dieses Phänomen ist nicht neu: Es gilt als wissenschaftlich erwiesen, dass die explizite Darstellung von Selbstmord in den Medien zu Nachahmungstaten führen kann. Man spricht dabei vom sogenannten «Werther-Effekt», basierend auf Goethes «Die Leiden des jungen Werther», nach dessen Erscheinung im Jahr 1774 die Suizidrate stark anstieg.

Die psychiatrische Universitätsklinik Zürich verzeichnet laut Dagmar Pauli, der Chefärztin der dortigen Kinder- und Jugendpsychiatrie, um die 40 Jugendliche, bei deren Suizidversuch die Serie eine Rolle gespielt hat. «Es gibt mehrere Studien, die zeigen, dass die glorifizierende und ausführliche Darstellung von einem Suizid in den Medien die Suizidrate erhöht. Netflix stellt Gewinnstreben über die Gesundheit der Menschen», sagt sie gegenüber SRF.

Auch Eltern protestieren gegen den Umgang der Produzenten mit den gezeigten Themen. Ein Beispiel dafür ist der Amerikaner John Herndon, der sich nach dem Selbstmord seiner Tochter mehrfach an Netflix wandte, mit der Bitte, die Serie zu stoppen. Eine Antwort hat er nicht erhalten.

Netflix› Reaktion

Dennoch hat der Streamingdienst auf die Kritik seiner Zuschauer reagiert. Am Anfang der Serie gibt es nun einen Warnhinweis, dass «13 reasons why» heikle Themen beinhalte und man, wenn man Probleme damit hätte, die Serie lieber mit einem Erwachsenen zusammen schauen sollte. Ausserdem wird auf die Website 13reasonswhy.info verwiesen, die mir hilfreichen Telefonnummern, Webseiten und Videos Betroffenen helfen soll.

Zudem hat Netflix eine Studie in Auftrag gegeben, in der die Auswirkungen der Serie auf ihr Zielpublikum untersucht werden. Diese lieferte jedoch ausschliesslich positive Ergebnisse: «13 reasons why» animierte Leute zu Diskussionen, weckte Empathie gegenüber Hannah Baker und sorgte bei manchen sogar für einen sorgfältigeren Umgang mit ihren Mitmenschen. Die Frage, ob das Selbstmordrisiko durch das Sehen der Serie erhöht wird, wurde jedoch nicht untersucht; es wird lediglich erwähnt, viele der Zuschauer hätten sich mehr Hintergrundinformationen gewünscht.

Die Serie einstellen wird Netflix nicht. Für 2019 ist nun bereits die die dritte Staffel geplant.

Meine Meinung

Ich denke, es ist gut, dass man ein Thema wie Selbstmord öffentlich anspricht und ich bin der Überzeugung, dass die Serie viele wichtige Diskussionen anregt. Allerdings frage ich mich, ob es wirklich nötig gewesen wäre, Hannahs Suizid so deutlich zu zeigen, zumal es ja wie erwähnt Belege gab, dass das zu Nachahmungstaten führen kann. Den Warnhinweis von Netflix halte ich jedoch für einen guten Anfang.

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