Morgen am 31. Juli 2020 ist es soweit: Die Berner Rapper Iroas, Migo & Buzz veröffentlichen ihr gemeinsames Album «Nachtblau». Nachdem ich bereits eine Woche vor Release reinhören konnte, teile ich nun sehr gerne meine ersten Gedanken dazu.

«Weisch du, wenn du am Abend so in den Himmel schaust und die Sonne ist zwar bereits untergegangen, aber es ist noch nicht ganz dunkel, diese Farbe, das ist Nachtblau.»

Mit diesen Worten läutet die Stimme eines etwas älteren Mannes das Album ein. Zusammen mit dem darauffolgenden melodischen Sample bietet das Intro bereits eine präzise Vorahnung davon, welche Stimmung in den nächsten Songs zu erwarten ist. Eine spürbar hereinbrechende Nacht zusammen mit dem letzten Licht eines vorangegangenen Tages.

Cover des Albums «Nachtblau»

Welche Stimmung verbirgt sich hinter «Nachtblau»?

Nicht ahnend, wie passend es sein wird, konnte ich nach einem langen Arbeitstag am Abend in ebendieser Stimmung das erste Mal ins Album hören. Und ich war absolut überwältigt davon, wie sehr dieses Album genau dem entsprach, worauf ich mich gefreut habe. Die 11 Songs kombinieren ehrliche, am Boden geblieben Texte in verschiedenen Nuancen des titelgebenden Nachtblaus mit sorgfältig eingestreuter Sozialkritik und behalten dabei auch ihren bereits von vorigen Alben bekannten Wortwitz bei.

I ha immer es Mässer drbi, ja ds ghört zum Läbe. Vilech möchti gärn e zimlech herte Öpfu ässe.

Iroas («Kolleg»)

Wie bereits in den «Partys im Blauliecht» Alben, ist auch in diesem wieder der Produzent Buzz für die Beats verantwortlich. Dabei erschafft dieser die gewohnt gekonnte Untermalung, in welche sich die nahtlosen Flows der beiden Rapper Iroas und Migo perfekt integrieren. Den gerechtfertigten Stolz auf ihren Beatproduzenten drücken sie auch in ihren Texten aus. So Migo: «Mängisch bruchts nid meh aus e Buzz Beat, für dases krass wird». Zudem bieten die Beats auch eine angenehme Abwechslung, wo man in einigen Songs 90er oder 2000er Elemente raushören kann, sind andere wiederum mit eher moderneren Elementen gespickt. An dieser Stelle möchte ich eine kleine Vorahnung bieten, was bezüglich Beats sowie Texten erwartet werden kann, denn die Singleauskoppelung «Nachtblau» ist bereits letzten Freitag auf allen Plattformen erschienen:

«U solangs bi Wort blibt, hani di beschte Waffe»

Neben den Beats kommen auch die Texte zu ihrem wortgewaltigen Zug. Während Migo und Iroas flowen, bemerkt und versteht man diverse Wortspiele oder Anspielungen definitiv nicht beim ersten Hören. Und gerade dieser Aspekt macht sie ausserordentlich stark, denn dadurch findet man auch beim mehrmaligen Hören immer wieder neue Elemente oder Bedeutungen in Songs. Trotz dieser sorgfältigen Wortwahl und Anwendung der Sprache wirkt keiner der Songs überheblich oder gar elitär. Nein, ihre Sprache ist kreativ und dabei gleichzeitig ehrlich und direkt. Selbst ihre Kritik an bestehender Ausbeutung und Ungerechtigkeit ist alles andere als ein gehobener Zeigefinger. Im Gegenteil zeigen sie auf Probleme und verdeutlichen deren Ausmass. Dabei verwenden sie oftmals konkrete Situationen, an welchen sie Missstände welche es nicht geben müsste, insbesondere auch im Zusammenhang mit ihren eigenen Erfahrung, aufzeigen.

Mir hei protestiert gäge Irakchrieg. U nüt isch passiert. Nur dr Irakchrieg.

Migo («Outro»)

Insgesamt ist es also ganz klar eine gute Entscheidung sich mit ihrer Musik auseinanderzusetzen, besonders wenn man diese noch nicht wirklich kennt. Und auch langjährige Fans werden mit diesem Album alles andere als enttäuscht. Die Songs bieten eine wunderbare Gelegenheit, sich nicht nur mit guter Musik, sondern auch gehaltvollen Texten auseinanderzusetzen, was ich generell jeder Person empfehlen kann.

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