Diese Woche bei So tickt SO!, ein Interview mit dem engagierten Jungpolitiker Philipp Eng. Der 24-jährige Jurastudent erzählt über seine langjährige Erfahrung als Jungpolitiker und Präsident der Jungfreisinnigen von Solothurn und über die Veränderung der Politik in der jungen Generation.

«Bereits mein Grossvater, sowie auch mein Vater, waren und sind immer noch politisch beim Freisinn aktiv. So war es also kein langes Überlegen, in welche politische Richtung, in welche Partei, es mich verschlagen würde», erzählt Philipp. Seit seinem 17. Lebensjahr ist er in der Politik tätig und vertritt seine Partei, die Jungfreisinnigen Solothurn, seit drei Jahren als Präsident. Auch wurde er mit 19 Jahren für die FDP in den Gemeinderat Günsberg gewählt.

Philipp, wo decken sich deine Hauptaufgabenfelder ab?

«Neben meinen Tätigkeiten als Präsident, also das Führen des Vereins, sowie das Führen von Mitgliederlisten und Organisieren von Anlässen, kümmere ich mich um politische Anliegen der Stadt. So haben wir beispielsweise den Stadt Präsident Kurt Fluri bei seiner letzten Wahl unterstützt, in Form von Leserbriefen und anderen Supportmöglichkeiten. Auch haben wir einen Volksauftrag lanciert, der besonders auf die Stadt Solothurn abzielt, aber Schluss am Ende auch für den gesamten Kanton gedacht war.»

Wie kann man sich die Organisation der Jungpartei vorstellen?

«Unsere Kantonalpartei ist aufgeteilt in einzelne Sektionen. Mit Solothurn, Olten und Grenchen bilden wir drei verschiedene Regionalsektionen und übergeordnet bildet sich dann die kantonale Sektion. Die Regionalsektion Solothurn beispielsweise, umfasst nicht nur die Stadt Solothurn, sondern auch das politische Geschehen der Jungfreisinnigen im ganzen Wasseramt, Bucheggberg und Leberberg. Bei uns wird nicht so streng nach Gemeinde geteilt, sondern die, in Solothurn zur Schule gehen, sind in der Sektion Solothurn vertreten. Es besteht bei Grenzfällen auch ein gewisser Grad der Selbstbestimmung, in welcher Sektion man tätig ist.

Rechtlich, wie auch politisch, sind wir ein komplett unabhängiger Verein. Nichtsdestotrotz haben wir eine enge Zusammenarbeit mit der Mutterpartei, der FDP. Die FDP ist klarerweise die Partei, welche uns am nächsten steht. Auch haben wir einen Sitz in der Geschäftsleitung der FDP oder werden auch in Projekte mit eingebunden. Aber dies bedeutet nicht gleich, dass wir Jungfreisinnige so stimmen oder so politisieren, wie es die FDP tut, betreffend der einzelnen Sachthemen. Es gibt Meinungsverschiedenheiten und die sollen so auch existieren.»

Wo liegt der grosse Unterschied zur FDP?

«Ein wenig frecher und liberaler zu politisieren, das ist so der Unterschied und sollte auch ein Privileg für die junge Generation, für die Jungfreisinnigen sein. Selbstverständlich immer vernünftig, anständig und fair, aber bei Meinungsverschiedenheiten auf unserer Seite, wird es gerne gesehen, dass wir die auch vertreten und uns einsetzen.»

Was ist so das, was eure Jungpartei auszeichnet?

«Einerseits ist das Dabeisein für mich ein sozialer Grund. Eine Jungpartei ist im Vergleich zu einer Mutterpartei, wie eine FDP, sehr sozial ausgerichtet. Das ist ein sehr wichtiges Element, auch dass unser Verein lebt und aktiv, sowie attraktiv sein kann. Wir machen bei vielen Anlässen mit, kantonal, aber auch interkantonal. Auch international sind wir stehts auf dem Laufendem, was Jungparteien aus anderen Ländern angeht. Gerade bei uns Jungfreisinnigen, ist es die liberale Haltung, die mich sehr reizt.»

Was genau meinst du mit dieser «liberalen Haltung?»

«Im Jungfreisinn gibt es nicht die eine Meinung, sowie wir es von anderen Parteien kennen. Beispielsweise haben wir bei uns Leute, welche einen EU-Beitritt befürworten, dann wieder andere, die sich auf die Seite einer Masseneinwanderungsinitiative wiederfinden. So gesagt haben wir ein breites Spektrum an Meinungen, was ich als sehr interessant, wie auch als sehr wichtig empfinde. Bei uns ist es also durchaus möglich, eine andere Meinung als die anderen zu haben.»

Philipp erklärt, dass diese ausgewogene Meinungsverschiedenheit eine Bestätigung dafür ist, dass er sich in der Mitte politisch Zuhause fühlt. «Durch das weiss ich, dass diese Partei meine Heimat ist», sagt er fest entschlossen. Dies sei für ihn der «liberale Geist». Er erklärt ausserdem, dass natürlich eine gewisse Grundhaltung in der Partei vorhanden ist, was das Gesamtthema Politik betrifft.

Dies liegt bestimmt auch daran, dass sich der Jungfreisinn besonders in der politischen Mitte platziert.

«Genau, das stimmt. Der Freisinn wollte und will, keine Ideologie sein. Die SP und beispielsweise auch die Juso, sind weitgehend sehr ideologisch», sagt Philipp, hinzufügend, dass dies seine persönliche Ansicht sei. «Das Arbeitnehmergesetz ist eines der wichtigsten Gesetze überhaupt, das sehe ich so wie die beiden Parteien. Wenn dann aber der Arbeitnehmerschutz dazu führt, dass die Freiheiten der Arbeitnehmer eingeschränkt werden, ergibt das keinen Sinn mehr. Deshalb finde ich es falsch, wenn man sich zu einer einzigen Ideologie bekennt, egal welche, und dabei die Gegenfaktoren ausser Acht lässt.»

Auf der Homepage des Bundesamtes für Statistik ist ersichtlich, dass die Stimmbeteiligung in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Wie kannst du dir das erklären?

«Ich denke das liegt daran, dass unsere Bevölkerung, besonders die jüngere Bevölkerung, etwas überrumpelt wird, mit der ganzen Informationsmenge. In anderen Ländern ist es nur alle vier Jahre möglich, den politischen Kurs zu bestimmen aber in der Schweiz haben wir regelmässig neue Abstimmungen, Bundesbeschlüsse, Wahlen, etc. Das führt dann auch dazu, dass dies für uns zu einer Selbstverständlichkeit wird. Dadurch, so beobachte ich das, ist die Bevölkerung etwas müde davon, ständig über irgendetwas abstimmen zu müssen. Im Prinzip entscheiden wir aber mit jeder Abstimmung über die Richtung, in die sich unser Land in der Zukunft bewegen wird.»

Philipp findet es aus diesem Grund schade, dass sich viele Leute nicht für Abstimmungen oder Wahlen interessieren. Er beobachtet aber auch, dass die Leute nicht unbedingt den Wahlzettel leerlassen, sondern dass sie nicht konstant abstimmen. Heisst also, die Leute stimmen bei Themen ab, welche sie wirklich verstehen und bei denen, welche komplexer erscheinen, stimmen sie nicht ab. Da gibt es auch zwischen den Abstimmungen und Wahlen einen Unterschied. Bei Wahlen kann es schneller vorkommen, dass die Leute sagen, dass ihnen die Kandidaten unbekannt sind und sie deshalb lieber nicht zur Urne gehen. «Wichtig sind die Menschen zu unterscheiden, welche effektiv keine Lust haben, sich an Abstimmungen zu beteiligen und die, die zu einem bestimmten Thema schlicht und weg keine Meinung haben.»

Sollte es dann aber nicht eine Möglichkeit geben, komplexere Themen für die Bevölkerung einfacher zu veranschaulichen?

«Klar wäre es toll, wenn es irgendeine Zauberformel für dieses «Problem» gäbe. Wir versuchen die Themen über Social Media Dienste, wie beispielsweise Facebook oder Twitter, näher an die Leute zu bringen. Meine Freunde auf Facebook werden von meinen politischen Stellungnahmen auch zugespamt, ob sie wollen oder nicht», beginnt Philipp lachend. Über diese Plattformen könnte man vor allem auch die junge Generation besser erreichen, so findet Philipp. «Ein Gerät, welches auf eine solche Plattform zugreifen kann, besitzen die meisten jungen Menschen. Gar mehr, als eine Tageszeitung, was vor zwanzig Jahren auch noch anders war. Aus diesem Grund finde ich es wichtig, in der Politik mit der Zeit zu gehen.»

Wie hoch schätzt du die Wichtigkeit ein, dass die junge Generation an den politischen Prozessen teilnimmt?

«Ich finde es sehr wichtig. Schlussendlich bilden wir mit unseren Entscheidungen die spätere Zukunft, in der wir und unsere Nachkommen aufwachsen. Ein gutes Beispiel dafür ist die AHV. Solche Sachthemen, wird die ältere Generation halb so stark kümmern, als unsere, da wir mit den Entscheidungen leben müssen. Gerade aus dem Grund ist es wichtig, dass wir jungen Leute in der Politik mitreden, aber auch, weil wir manche Themen bereits besser verstehen, wie die Digitalisierung, welche vor allem von den älteren Leuten verteufelt wird oder auch die Gefahren auf den Social Media Diensten, den Fake-News und vielen anderen Bereichen. Für uns ist es einfacher, diese Bereiche zu analysieren, da wir direkt darin aufgewachsen sind und somit auch einen Wissensvorsprung haben.»

Philipp findet, dass die junge Generation unbedingt eine Stimme braucht und mitreden kann, also nicht nur von aussen her belächelt wird. «Die junge Generation muss die Konsequenzen tragen von den Entscheidungen, die wir heute treffen», wiederholt er.

Wie geht ihr Jungfreisinnige vor, um bei dieser Entwicklung mitwirken zu können?

«Das wichtigste ist für uns, dass wir steht aktiv bleiben. Meine Vorstellung unseres Vereins ist, dass wir intern weitere tolle Anlässe haben, also neben dem politischen auch ein angenehmes Vereinsleben gestalten, ab und zu mal zusammen ausgehen und solche Dinge. Wir wollen Netzwerke knüpfen, die uns aktive Politiker mit solchen Leuten zusammenbringen, welche politisch desinteressiert sind. Auch muss weiterhin darauf geachtet werden, die Inhalte so nahe wie möglich den Leuten zu vermitteln. Man darf nicht auf einer Ebene politisieren, die die Mehrheit der Menschen nicht versteht oder gar nicht erst interessiert, so schafft man einfach keine Nähe zur Politik. Wir versuchen besonders Themen anzuschneiden, die für die junge Generation eher spannend und relevant sein kann. Da wäre zum Beispiel das Vermindern des Aufwandes, um den Führerschein zu bekommen oder das Nachtleben in der Stadt. Das sind Themen, welche bei der jungen Generation auf Interesse stossen. Dadurch merkt man dann auch, dass durch Politik sehr viel verändert werden kann.»

Vielen Dank Philipp, für das interessante Gespräch.

Bildquellen

  • image1.jpeg-768×576: Philipp Eng
Geschrieben von:

Was ist deine Meinung? Schreib einen Kommentar!