Der Zugang zu Information wird immer leichter. Über das Internet haben wir heute innerhalb von wenigen Sekunden etwas nachgeschlagen, recherchiert oder gar bestellt. Doch wie können wir bei einer so grossen Datenmenge den Überblick behalten? Wie können wir uns im Netz besser schützen? Die seit 2016 existierende Anwendung «SnowHaze» macht es möglich.

«SnowHaze» dient zum besseren Schutz beim Nutzen des Internets und beinhaltet mittlerweile zwei Funktionen: Einen Browser sowie einen VPN-Tunnel, welcher die einzige Möglichkeit darstellt, gegen IP-Tracking vorzugehen. Die Anwendung wird heute von ca. 50`000 Menschen in der Schweiz verwendet. Der ETH-Student und Mitgründer von SnowHaze, Jan Schilliger, erzählt in diesem Interview über die Anfänge, den Zweck und die Funktionen von SnowHaze.

Jan, wie seid ihr auf den Namen «SnowHaze» gekommen?

«Zuerst war es wichtig, dass wir eine .com Adresse hatten. Das schränkte schon eine grosse Menge an potenziellen Namen ein. Der nächste Punkt, den wir beachten mussten, war, dass uns nicht der «DJ-Bobo-Effekt» widerfährt. Bedeutet also, dass unser Name in einer anderen Sprache keine obszöne Bedeutung haben durfte. Dann fiel mir ein, dass ich im Winter gerne in der Nacht im Schnee herumlaufe. Ich mag einfach das Gefühl und die Ruhe dabei, da auch die Geräusche durch den Schnee gedämpft werden. Diese Gedämpftheit, diese Verschleierung, die einem auf dem Weg durch das Internet schützt, genau das haben wir in SnowHaze einbringen wollen. Deswegen auch «Haze», was im Englischen «Schleier» bedeutet.»

Wie kamt ihr auf die Idee für dieses Projekt?

«Unsere Idee entstand während des Wanderns in der Mont-Blanc Region. Dies war direkt nach den ersten Prüfungen der ETH, so hatten wir also auch entsprechend Zeit, uns über unser Projekt Gedanken zu machen. Als wir uns während des Gehens unterhielten, wurde uns bewusst, dass etwas in der gesamten Datenindustrie falsch läuft. Was genau falsch läuft, dies obliegt natürlich jedem selber, da dies auch jeder anders sieht. Aber im Großen und Ganzen waren wir uns einig, dass das ganze System sehr instabil ist.»

Was meinst du mit «instabil»?

«Die grossen Internetkonzerne diktieren uns, wie mit den Daten umgegangen werden soll. Sprich, wir haben keine Wahl und müssen die Terms akzeptieren, die uns diese auferlegen. Um die Leute im Internet zu verfolgen, werden immer stärkere Technologien verwendet. Dies bedeutet, dass die Überwachung tiefer in unser Leben eindringt; ein Teufelskreis.»

Was ist die Aufgabe von SnowHaze, in Anbetracht auf diese Instabilität?

«Wir wollen durch SnowHaze den Leuten diese Option der Wahl zurückgeben. Dies heisst nicht, dass wir gegen die allgemeinen Geschäftspraktiken der Internetkonzerne sind. Wir finden aber, man sollte eine Wahl haben, wie und wem man seine Daten preisgibt. In einer freiheitlichen Gesellschaft ist es für mich persönlich ein Muss, dass man die Wahl hat und gerade bei solch wichtigen Entscheidungen ja oder nein sagen kann.

SnowHaze kann man sich als Toolbox vorstellen, welche Funktionen beinhaltet, um die eigenen Daten besser schützen zu können. Die ganze Sache ist im Grunde ein Katz- und Mausspiel. Bekannt darunter sind, zum Beispiel, die sogenannten Cookies. Klar, die Funktion dieser Cookies sind für einige Funktionen sehr praktisch. Auf der anderen Seite aber, dienen sie auch dem Tracking. Immer mehr wurde dies dann von den Anbietern auch missbraucht, was mittlerweile glücklicherweise auch vielen Menschen auffällt. Deshalb müssen wir mithilfe von SnowHaze immer wieder Wege finden, wie man solchen Dingen nicht mehr in die Quere kommt. Es gibt aber nicht nur Cookies, sondern eine grosse Zahl an Technologien, die zum Tracken verwendet werden. So haben wir mit SnowHaze ein «Sammelsurium» an Funktionen geschaffen, die das Tracking verhindern können.»

Wie sehen deine persönlichen Erlebnisse mit dieser Problematik im Bereich Privacy & Security im Internet aus?

«Glücklicherweise habe ich persönlich in der Thematik noch keine verheerenden Erfahrungen gemacht. In den letzten Monaten war ich aber damit beschäftigt, einer Kollegin zu helfen, die ein Hackerproblem hatte. Da wurde der gesamte Internetverkehr über ein unsicheres W-Lan abgefischt. Auf dem Rechner befanden sich hochbegnadete Forschungsergebnisse im Bereich der künstlichen Intelligenz. Diese wurden gestohlen und unter einem anderen Namen publiziert. Sie versucht jetzt ihre Forschungsarbeit noch zu retten. Es ist jedoch vermutlich zu spät, ihre Arbeit noch irgendwie zurückzuholen.»

Wo liegt deiner Meinung nach die grösste Gefahr im Umgang mit den eigenen Daten im Netz?

«Im Grossen und Ganzen gibt es vielerlei Gefahren, die im Netz lauern. Meiner Meinung nach ist aber der Datenklau eines der schwerwiegendsten. Auch das Leaking von Kreditkarten und der Identitätsdiebstahl sind zurzeit im «Trend». Gerade beim Identitätsdiebstahl braucht das Wiederbeheben des Schadens, der dabei verursacht wurde, enorm lange. Im Grunde kann das gesamte Leben einer Person von einem Moment auf den nächsten zerstört werden.»

Jan hat auch beobachtet, dass das Sammeln von Daten ein grosses Ausmass angenommen hat und die Datenauswertung durch die fortgeschrittene Technologie zunehmend besser wird. «Bis jetzt haben wir das noch nicht richtig gespürt, da die Datenauswertung gegenüber dem Sammeln noch nicht so weit entwickelt war. Doch nun ändert sich das langsam», erklärt er.

Was denkst du, könnte man deiner Meinung nach in der Politik dafür tun, um gerade dem Datenklau entgegen zu wirken?

«Das Problem in der Politik ist nicht, dass keine Lösungsansätze vorhanden wären. Das Problem ist, dass die Diskussion darüber noch nicht einmal angefangen hat. So wie ich das beobachte, wird weder darüber gesprochen, noch interessiert man sich dafür. Doch aktueller könnte das Thema künstliche Intelligenz nicht sein, da sie in gewissen Bereichen bereits die Arbeitskräfte bedroht. Ich bin daher bereits glücklich, wenn es überhaupt eine Diskussion gibt.»

Was würdest du den Nutzern mitgeben, um sich im Netz besser schützen zu können?

«Das Wichtigste ist, sich darüber bewusst zu sein und sich zu informieren. Für die meisten Applikationen gibt es Alternativen, welche sich nur gering von ihren Originalen unterscheiden. Klar, einige App`s kann man nicht ersetzen. Beispielsweise gibt es kein privates Instagram. Ich persönlich konnte bis jetzt auf solche Dinge verzichten und finde auch, dass man nichts an Lebensqualität einbüsst, wenn man auf Alternativen umsteigt.»

Wie geht es weiter mit SnowHaze?

«Momentan arbeiten wir an der Android-Version von SnowHaze. Bislang konnte man die Anwendung nur über den App Store herunterladen. Dabei hoffen wir auf eine Verdoppelung der Userbasis. Zudem lassen wir momentan ein neuartiges Anmeldeverfahren «Zero-Knowledge Auth» für den VPN-Tunnel patentieren. Wir können dann unseren einzigarten VPN auf allen Plattformen anbieten.»

Zurzeit ist SnowHaze kostenlos im App Store verfügbar. Der VPN Dienst wird Anfangs Oktober auf allen Plattformen verfügbar sein und die Android-Version ist für Ende 2018 geplant.

Mehr Informationen unter:

www.snowhaze.com

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