Noch immer hat es viel zu wenige Frauen in den Schweizer Medien. Ob als Journalistin oder als Protagonistin – die Medienwelt ist viel zu männlich. Wie können die Medien «geschlechtergerechter» werden? 

Ist es wirklich so schwer, eine Frau zu sein? Eine Frau in den Medien? In der Schweiz? Ja, finden Nora Bader und Andrea Flop, die Autorinnen des Buches Frau Macht Medien. Denn obwohl die «Frau auch Medien macht», gibt es viel mehr Männer, die Medien machen und somit die Medien dominieren, beherrschen und kontrollieren.
Denn die Medien, wie es sie heute gibt, wurden von Männern für Männer konstruiert. 

„Frauen brauchen keine spezielle Förderung, sie sind ja keine behinderten Wesen.“ 

Das Buch hat es bewiesen: Sexismus, sexuelle Belästigungen und Übergriffe sind Alltag für die Schweizer Medienfrau. Um dies zu belegen und verschiedene Einsichten zu bringen, befragten die Autorinnen 15 Journalistinnen und Journalisten. Haben Sie bei der Arbeit jemals Sexismus erlebt? Wie stehen Sie zu einer Frauenquote? Was tun Sie als Chefin, um Frauen zu fördern? 

„Frauen brauchen keine spezielle Förderung, sie sind ja keine behinderten Wesen“, findet die Inlandredaktorin der Weltwoche Katharina Fontana. Doch die meisten anderen Journalistinnen sehen das anders. Steffi Büchli, Progammchefin MySports, bemerkt einen deutlichen Unterschied. „Eine Frau muss mehr leisten, gerade in diesem Bereich (Sport). Der Klassiker: Eine Frau sagt etwas in einer Sitzung, wird überhört, zehn Minuten später sagt es ein Mann, und alle klatschen. Frauen müssen in diesem Moment Frauen helfen!“ (Mehr zu Mansplaining im Artikel: Was tun gegen Mansplainer?)

Drei von vier Journalisten sind männlich 

Die Aufgabe eines Journalisten und einer Journalistin ist es, die Mächtigen, die gegen die Interessen der Bevölkerung agieren, anzuprangern. „In unseren Augen kann der Journalismus seine Aufgabe daher nur erfüllen, wenn die Frauen – die Hälfte der Bevölkerung nota bene – in der Branche angemessen vertreten ist.“ 

Laut einer Studie der ZHAW sollen rund 70 Prozent der Politik- und Wirtschaftsjournalisten männlich sein. Chefpositionen sollen Verleger zudem eher an Politik- und Wirtschaftsjournalisten vergeben. Dies erklärt vielleicht auch, warum drei von vier Chefpositionen in den Medien von Männern besetzt sind. 

Weibliche Führungskraft fehlt 

Nicht nur in der Medienbranche sind die Führungspositionen hauptsächlich von Männern belegt. In einem Artikel der Handelszeitung sprechen die Zahlen für sich: Auf den höheren Führungsebenen seien die Frauen in der Schweiz mit 6,7 Prozent vertreten, wobei der internationale Durchschnitt bei ca. 13.8 Prozent liege. 

Männliche Berichterstattung 

Die männliche dominierte Chefbesetzung führt zu einer tendenziell männlicheren Berichterstattung. Die Studie «Global Media Monitoring Project» ergab, dass 75 Prozent der Berichterstattung männlich ist, wobei Journalistinnen nicht unbedingt weiblicher schreiben. Damit ist gemeint, dass auch sie eher mit Politikern und Experten sprechen – statt mit Politikerinnen und Expertinnen. 

Eine Initiative der BBC aus dem Jahr 2018 hat ihre Verteilung genauer überprüft. Dabei haben sie ein Jahr lang täglich die Reporter und Reporterinnen sowie die Protagonisten und Protagonistinnen der Beiträge analysiert. Es sollte wie eine Challenge werden. Deshalb haben sich die 500 Teams, die vor einem Jahr nur zu 27 Prozent ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis hatten, auf 72 Prozent gesteigert. Daraufhin haben die Medientitel der Verlage Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz die Equal-Voice-Initiative lanciert, ohne irgendwelche Quoten bekannt zu geben. Im Interview mit persönlich.com äusserte sich die Ringier-Finanzchefin Annabella Bassler dazu: „Jede Redaktion treibt die Initiative – und zwar so, wie es titelspezifisch zu ihr passt.“ Tamedia, CH-Media, Weltwoche und viele mehr haben auf diese Challenge reagiert und wollen die Verteilung intern nun konkreter überprüfen.

Denn nur wenn die Medien «geschlechtergerechter» werden, kann es auch unsere Gesellschaft werden.

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1 Comment

  1. Ich finde den Artikel nicht sehr sachlich. Das der Frauenanteil bei Artikeln über Gesellschaft, Bildung und Wissenschaft bei weit über 60% liegt wird überhaupt nicht thematisiert. Wenn man schon vollkommene Gleichberechtigung fordert, dann für Frauen UND Männer.

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