Stell dir vor, du lernst einen Jungen kennen und verliebst dich in ihn. Er behandelt dich gut, ist lustig, charmant, hat einfach einen tollen Charakter, sieht auch noch gut aus und überhäuft dich zu allem noch mit unzähligen Geschenken. Du freust dich jedes Mal, ihn zu sehen, hast dieses aufgeregte Kribbeln im Bauch, er macht dich glücklich und es ist einfach alles perfekt. Doch dann plötzlich verändert er sich, er erzählt dir von Schulden, welche er hat, dass er deine Hilfe braucht, dass du es ihm schuldig bist, dass ihr dies gemeinsam schaffen würdet. Sein Vorschlag, um das Problem zu lösen, ist die Prostitution. Er wird plötzlich aggressiv, brutal, misshandelt und schlägt dich, zwingt dich zu Sex mit fremden Männern und vielem mehr. Obwohl er dir so etwas Grausames antut, ist er zwischendrin wieder wie ausgewechselt und ist wieder wie am Anfang lieb und zärtlich zu dir und lässt dich an eine Zeit zurückdenken, welche schon lange vorbei ist. Das ist die Masche eines sogenannten Loverboys.
Wer oder was ist überhaupt ein Loverboy?
Loverboys sind Zuhälter, die meist selbst noch Jugendliche sind und minderjährige Mädchen im Alter ab elf Jahren in die Prostitution zwingen. Loverboys sprechen von der grossen Liebe und spielen diese den Mädchen vor, machen grosszügige Geschenke, schleichen sich im Freundeskreis ein, suchen sich ihre Opfer vor Schulen, in der Nähe von Jugendtreffs oder über soziale Medien.
Auch bei uns in der Schweiz sind Loverboys immer ein grösseres Thema. In Zürich werden jährlich bis zu 25 Loverboy-Fälle registriert. In Bern soll die Anzahl Fälle stetig steigen, offizielle Zahlen liegen jedoch nicht vor. Dabei ist zu beachten dass dies nur die gemeldeten Fälle sind, die dunkle Ziffer liegt viel höher, da sich viele Opfer nicht trauen, zur Polizei zu gehen. In Basel wurde im September darüber diskutiert ob man mehr Präventionsmassnahmen zur Aufklärung über Loverboys ergreifen sollte.
Wer sind die Opfer?
Die Opfer stammen aus allen Gesellschaftsschichten und sind meist nicht wie man sich das vorstellen würde scheue zurückhaltende Mädchen. Denn die sogenannten Loverboys beherrschen ihre Rolle perfekt. Dabei schenken sie dem Mädchen ihrer Wahl nicht nur Aufmerksamkeit und Zeit, sondern auch materielle Geschenke wie beispielsweise ein Handy. Sie machen wirklich alles damit sich die Opfer Hals über Kopf in sie verlieben. Dabei achten sie anfangs darauf, dass dem Umfeld des Mädchens nichts auffällt. Sie schauen dass die Mädchen weiterhin ihre Hausaufgaben machen und ihre schulischen Leistungen aufrecht erhalten. Nichts am bisherigen Verhalten des Mädchens soll sich ändern.
Dann nach einer Weile in einer schönen Beziehung kommt es wie bei vielen jungen Paaren zum ersten Mal Sex. Es scheint alles perfekt zu sein, doch dann tauchen plötzlich Probleme auf. Der Loverboy erzählt z.B. von Schulden, die man nur abzahlen könne, wenn das Mädchen ein paar Mal mit anderen Männern ins Bett gehen würde. An diesem Punkt fragen sich viele, wie kann man dies nur als Lösung in Betracht ziehen und wie kann man die Prostitution von sich selbst überhaupt zulassen. Doch man sollte nicht vergessen wie jung und verliebt die Opfer dieser grausamen Masche sind. Und so entscheiden sich viele von den jungen Mädchen dazu ihrem Freund zu helfen und beginnen mit Freiern zu schlafen. Sobald dies geschieht gibt es meist kein zurück mehr. Die Täter setzen die Mädchen mit Bildern und Videos von ihnen beim Sex unter Druck. Und so kommt es dazu das aus ein paar Mal, täglich, und schliesslich mehrmals täglich wird. Sei es im Haus des Loverboys, in Hotels oder auch in seinem Auto. Um das ganze einigermassen erträglich zu machen fangen viele der Mädchen an Drogen zu konsumieren welche ihnen von ihren «Lovern» angeboten werden.
Danach ist es extrem schwierig davon loszukommen. Noch schwieriger ist es die Mädchen davor zu retten, denn meistens erahnt das Umfeld gar nicht was los ist.
Opfer erkennen
Die Mädchen welche Opfer eines Loverboys sind führen meist ein Doppelleben, deswegen ist es nicht leicht diese zu erkennen. Doch es gibt gewisse Anzeichen auf welche man sich achten könnte. Dabei ist zu beachten dass diese Anzeichen auch bei anderen Jugendlichen in anderen Situationen auftreten können. Doch treten sie jedoch gehäuft auf, so können sie ein Hinweis für den Kontakt zu einem Loverboy (oder einen sexuellen Missbrauch) sein.
Anzeichen, die auf Kontakt mit einem Loverboy hinweisen können:
- Depressives Verhalten
- Verschlechterung der schulischen Leistungen
- Ständig müde und abgemagert
- Blaue Flecken, besonders an Armen und Rücken
- Verletzt sich selbst (ritzen)
- Zunehmender Alkohol- / Drogenkonsum
- Starke Stimmungsschwankungen
- Schule schwänzen
- Duscht sehr oft und sehr lange
- Unsicher, wenig realistisches Selbstwertgefühl
- Veränderung des Kleidungsstils, trägt viel Make-Up
- Häufig aggressiv gegenüber der Familie
- verfügt plötzlich über viel Geld und teure Sachen
- Hat mehrere Handys oder Prepaidkarten
- Bekommt ständig Chat-Nachrichten
- Telefoniert häufig im Bad / auf der Toilette
- Hat neue Kontakte, oft mit älteren Jungs
- Kündigt Freundschaften / lehnt Besuche ab
- Kann nicht über Prostitution sprechen
Die Täter
Die Täter sind meistens zwischen 20 – 25 Jahre Alt. Man geht davon aus dass sie in Gruppen handeln. Viel mehr weiss man leider nicht über die Täter, ausser ihrer Verhaltensweise und wie sie mit der Loverboy-Masche vorgehen.
Wichtig für dich ist einfach zu wissen, dass jemand der dich wirklich liebt, dich niemals zu etwas zwingen würde, was du nicht wollen würdest. Diese Person würde dich nicht schlagen, dir nicht sagen dass du mit anderen für Geld schlafen sollst, weder dich dazu bringen Drogen zu konsumieren. Wenn dies jemand tut hat dieser Mensch keine Gefühle für dich.
Können Jungen auch Opfer werden?
Auch Jungen können, obwohl sie nicht direkt das Ziel der Loverboy-Masche sind, Opfer werden. Das Kennenlernen verläuft zwar ähnlich wie bei den Mädchen, doch sie werden meist nicht zur Prostitution sondern zum Drogen oder Waffenhandel gezwungen. Einige von ihnen werden sogar selbst zu Loverboys.
Was bisher weniger Bekannt ist, sind Fälle von homosexuellen «Loverboy»-Opfern, dennoch ist auch dies möglich. Denn es gibt sehr wenige Informationen über Jungen, die «Loverboy»-Opfer werden.
Wie damit umgehen?
Such dir oder dieser Person Hilfe bei der Familie, Jugendberatung, Polizei. Es gibt mehrere Anlaufstellen. Vergiss nicht: Du bist niemals allein!
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Schreckliche Sache…