Wenn man die geografische Lage der Färöer-Inseln betrachtet, fragt man sich schon, wie das Leben dort wohl aussieht. Vielleicht denkt der eine oder andere sogar noch, dass die Färinger in Strohhütten leben und ohne Strom und Internet von der Aussenwelt abgeschnitten sind. Was erwartet einem auf diesen mysteriösen Inseln des Nordatlantik?

Am Esstisch mit den Färingern

Heimablídni bedeutet übersetzt etwas wie «Hausbewirtschaftung» und zeigt gut, wie die Färöer ticken. Um der färöischen Essenskultur möglichst nah sein zu können, geben die Färinger mit diesem Angebot Besuchern aus aller Welt die Möglichkeit, an einem färöischen Familienessen teilzunehmen. Dabei können Touristen direkt bei den Einheimischen oder über Tourismus-Büros solche Abendessen buchen. Herzhaftes, traditionelles Essen, Einblicke in den färöischen Haushalt und interessante Geschichten rund um die Inseln direkt von Einheimischen erzählt. Dabei muss man aber auf Fischiges und Getrocknetes stehen. Vielfältig ist die färöische Küche nicht gerade, dafür aber natürlich und geschmacksintensiv.

Ræst (Fermentierung) – Die Färöer bewahren viele Lebensmittel nach altehrwürdigen Methoden auf, da sich diese in der Vergangenheit bewährt haben.

Sing für den heiligen Olav!

Mit ca. 50‘000 Einwohnern sind die Färöer Inseln nicht gerade übervölkert. Wenn sich Ende Juli dann etwa die Hälfte aller Färinger nach Tórshavn, der Hauptstadt der Färöer Inseln, begeben, und die Inseln rund herum wie ausgestorben scheinen, ist es wieder soweit: Ólavsøka!

Junge Färinger in den traditionellen Trachten

Während zwei Tagen wird die färöische Kultur von den Einheimischen voller Stolz und Freude gefeiert. Traditionelle Trachten werden angezogen, grosse Ausstellungen und Konzerte können besucht werden, wie auch finden die grössten Sportevents des Landes während diesen beiden Tagen statt.

Ursprünglich galt Ólavsøka als Gedenktag an den im Kampfe verstorbenen, norwegischen König Olav der Heilige. Sein Tod im Jahre 1030 sorgte dafür, dass sich das Christentum in Norwegen stärker verbreiten könnte, also auch auf den Färöer Inseln. Als Highlight der Festlichkeiten gilt daher der Abschluss der Ólavsøka, wenn sich nämlich um Mitternacht des 29. Julis tausende Menschen auf dem Marktplatz in Tórshavn versammeln und rund eine Stunde miteinander alte Volkslieder aus verteilten Gesangsheften singen und anschliessend bis tief in die Nacht tanzen.

 

Als das Runde ins Eckige ging

Wer’s glaubt oder nicht: Die Färinger sind angefressen vom Sport! Am Nationalfeiertag wird jedem klar, dass der Sport auf den Färöern Inseln grossgeschrieben wird. Das Rudern ist an diesem Tag eine Hauptattraktion und Sportler von allen Inseln kommen und treten in einem grossen Turnier gegeneinander an. Jedoch hat nicht das Rudern den grössten Platz in den Herzen der Färinger, sondern der Fussball.

Drohnenaufnahme des Fussballplatzes ausserhalb der Stadt Eiði.

Man kann es fast schon als Sage bezeichnen. Von den Färingern wird es als eines der grössten „David vs. Goliath“ Geschichten des Sports bezeichnet, als am 12. September 1990 die färöische Fussballmannschaft in Schweden auf Österreich trifft. Damals hatten sie keine professionelle Mannschaft und nicht einmal einen von der FIFA abgesegneten Fussballrasen im Lande, und trotzdem geschah das Wunder: Torkil Nielsen, Fussballspieler der Färinger und Kaufmann, schoss das einzige Tor des Spieles, und die Färinger triumphierten als der Schlusspfiff ertönte.

Spule zu 00:50 direkt zum legendären Moment!

Die damalige Fussballmannschaft erhielt Legendenstatus und seither wird der Fussball stark gefördert. Die UEFA unterstützt die Färinger mit Geldern, während momentan ca. 10 färöische Fussballspieler in europäischen Clubs engagiert sind. 2016 bewiesen die Färöer erneut, dass sie in der Fussballwelt ernst genommen werden möchten, als sie Griechenland in der Qualifikationsrunde für die EM mit 2:1 besiegten.

Tierische Hilfe

Google und Schafe. Ein unzertrennliches Paar auf den Färöern, und eine überaus amüsante Story zum Lesen. Offiziell übersetzt heissen die Färöer Inseln auch Schafsinseln – Kein Wunder, denn nebst den ca. 50‘000 Einwohner trotten rund 70‘000 Schafe auf den Inseln umher! Und die Färöer lieben ihre Schafe, denn sie dürfen sich überall aufhalten und werden von den Einheimischen als Nationaltier verehrt. Doch was haben unsere flauschigen, blökenden Freunde mit Google zu tun?
Die Färöer fühlten sich von Google ein wenig ignoriert. Google Streetview gab es auf der ganzen Welt, doch die Strassen und Wege der Färöer Inseln wurden bei der Erarbeitung der rieseigen Datenbank einfach links liegen gelassen. Eine junge Dame namens Durita Andreassen wollte sich dies nicht gefallen lassen und ging via Social Media mit ihrem ganz eigenen Projekt des Streetviews publik: Google Sheepview!

Über Jahre hinweg dokumentierte sie den Werdegang ihres Projektes online, mit allen Höhen und Tiefen. Ihr Enthusiasmus und natürlich auch die süssen Schafe sorgten dafür, dass zahlreiche Leute Google direkt anschrieben und sie dazu aufforderten, Durita bei ihrem Projekt zu unterstützen. Mit Erfolg. Die Inseln werden nun auf eine clevere und auch sehr sympathische Art und Weise in die Google-Datenbank aufgenommen und Durita konnte sich ihren Traum erfüllen, dass Menschen aus aller Welt die wunderschönen Landschaften der Färöer Inseln durch ihre Bildschirme bestaunen können.

Die Färinger sind ein stolzes Volk und legen Wert auf Tradition. Sie sind aber auch offen und modern, indem sie auf Social Media aktiv sind und den Tourismus kräftig fördern. Sie laden dich zu sich nach Hause zum Essen ein und bieten dir später ein Bier an, während du mit Ihnen einen spannenden Fussballmatch verfolgst und zu den Toren jubelst. Wenn du dich auf die Färöer begeben wirst kannst du dir also sicher sein: Man wird dich herzlich in Empfang nehmen!

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