Wir alle kennen sie, die Einleitung: Eine Studie hat gezeigt, dass… Sie klingt wissenschaftlich und als ob wir dem folgenden Inhalt Glauben schenken sollten. Schliesslich wurde eine Untersuchung durchgeführt und anschliessend auch veröffentlicht. Doch ist das wirklich so einfach? Studien gibt es viele. Manche haben die Beschreibung «wissenschaftlich» verdient, andere nicht. In diesem Beitrag erfährst du ein wenig mehr über Studien und worauf du dich kritisch achten solltest, wenn du das nächste Mal von einer liest.
Eine Studie… über WAS genau?
Das wohl Wichtigste bei einer Studie ist herauszufinden, was genau untersucht worden ist. Eine Studie zum Coronavirus ist beispielweise eine viel zu ungenaue Beschreibung. Die Fragen, die du dir in diesem stellen solltest, sind zum Beispiel: Ist es eine medizinische Studie? Eine gesellschaftliche, eine wirtschaftliche? Das Coronavirus hat unglaublich viele, wenn nicht alle Dimensionen unseres Lebens beeinflusst. Entsprechend kann auch in allen Richtungen eine Studie durchgeführt werden. Und selbst wenn wir wissen, in welcher Richtung die Studie geforscht hat, ist es noch immer entscheidend, was genau der Untersuchungsgegenstand war. So können nämlich «Gegenstudien» relativiert werden. Oftmals entsteht Verwirrung, wenn Studien, die scheinbar das Gleiche untersuchten, auf komplett gegenteilige Resultate kommen. Das liegt meistens daran, dass die Studien sich zwar gleichen, aber eben nicht genau dasselbe angeschaut haben. Kleinste Faktoren und Änderungen können beim Resultat der Studie schon einen grossen Einfluss haben.
Kleine Änderungen mit grossen Auswirkungen
Das Resultat einer Studie kann sich beispielweise ändern, wenn eine andere Untersuchungsmethode oder Datenquelle verwendet wurde. Nehmen wir als Beispiel das Abstimmungsverhalten in der Schweiz. Wenn auf Interviews gesetzt wird und unsere «Daten» die Aussagen von Personen sind, dann werden wir «herausfinden», dass eigentlich recht viele Menschen abstimmen gehen. Aber ist das eine Tatsache? Meist ist es nämlich so, dass Menschen, die sich für Politik interessieren und auch abstimmen, ebenfalls bereit sind, solche Interviews zu geben. Das verzerrt die Daten. Wenn wir jedoch wirkliche Zahlen einer Gemeinde oder eines Kantons anschauen würden, wie viele Menschen denn an der Urne waren, würde das Resultat ganz anders aussehen – eben weil wir einen anderen Datensatz angeschaut haben. Trotzdem sind die beschriebenen Beispielstudien beides Studien zum Abstimmungsverhalten der Schweizerinnen und Schweizer. Sie kommen auf andere Resultate, doch das liegt nicht daran, dass eine Studie besser oder schlechter ist, sondern daran, dass sie andere Dinge untersucht haben.
Auf kurz oder lang…
Ein Faktor, der ebenfalls wichtig ist, ist die Dauer einer Studie. Hier bietet es sich erneut an, auf das Thema Coronavirus zu sprechen zu kommen. COVID-19 ist ein neues Virus, entsprechend können die Studien, die nun im medizinischen Sektor durchgeführt werden, noch nicht die Langzeiteffekte einer Ansteckung angeschaut haben. Alles, was wir bis jetzt wissen, sind kurzzeitige Effekte. Dasselbe gilt für die Impfungen, die nun getestet werden. Auf kurze Zeit scheinen manche zu wirken und sonst keine anderen, grösseren Nebenwirkungen zu haben. Doch welche Auswirkung kann eine solche Impfung nach fünf Jahren auf einen menschlichen Körper haben? Wir können es nicht wissen, denn es gibt noch keine Langzeitstudien.
Ebenso wichtig ist bei Studien mit Menschen als «Untersuchungssubjekte» auch, wie viele Menschen denn befragt oder beobachtet wurden. Von Einzelfallstudien bis zu Studien über grosse Bevölkerungsgruppen hinweg gibt es alles und zu erfahren, wie gross und repräsentativ die untersuchte Gruppe war, ist entscheidend. Haben beispielweise ungefähr so viele Frauen und Männer teilgenommen, wie sie auch im entsprechenden Land vertreten sind? Wie sieht es mit der Verteilung über die Altersgruppen aus oder der Ethnizitäten? Kein Mensch ist einfach «neutral», unsere Merkmale und Eigenschaften beeinflussen alles, was wir tun. Wie wir uns sozial verhalten, wie wir gesundheitlich auf etwas reagieren oder wie wir auf eine einfache Frage antworten, die uns in einer Befragung gestellt wird. Deswegen ist es wichtig, sich darauf zu achten.
Ja, es gibt vieles zu beachten…
… und dass wir all das nicht bei jeder Studie, die wir in den Nachrichten lesen oder hören überprüfen können, ist klar. Doch wenn du anfängst, kontroverses zu hören, wenn Gegenstudien einander gegenüber gestellt werden und wenn du dir nicht mehr sicher bist, was du eigentlich glauben sollst, ist eine vertiefte Recherche oftmals hilfreich. Und wenn du weisst, worauf du dich bei Studien achten musst, um sie kritischer betrachten zu können, dann ist das ein guter Anfangspunkt, um dich besser informieren zu können, wenn du unsicher bist.
In diesem Sinne, bleib informiert, interessiert und kritisch!