Ich treffe Marcel in einem kleinen Cafe in Uster. Er nippt entspannt an seinem Getränk und lacht viel während des Redens. Dabei ist er in der Schweiz bereits eine kleine Berühmtheit. Marcel Naas ist Dozent an der Pädagogischen Hochschule Zürich – und Jugendbuchautor. Seine Detektiv-Reihe MounTeens  hat innert Kürze eine grosse Leserschaft gefunden und stösst auf viel Interesse.


Die MounTeens – das sind die Dreizehnjährigen Sam, Lena, Matteo und Amélie, die in Bad Lärchenberg in den Schweizer Bergen zuhause sind. In ihren Detektiv-Abenteuern sind sie neugierig, mutig und scharfsinnig, aber keine Superhelden! Sie kümmern sich deshalb um Spuren, denen sich die örtliche Polizei nicht annimmt – und das mit beachtlichem Erfolg!
Die Buchreihe, die für ca. Neun- bis Fünfzehnjährige geschrieben und für Jungen und Mädchen gleichermassen geeignet ist, bringt es ab Sommer 2020 bereits auf 3 Bände.

Hast du für deine Reihe eine Inspiration gehabt? Schliesslich gibt es auch schon viele Detektivgeschichten für Kinder und Jugendliche.

Natürlich habe ich mich inspirieren lassen von Büchern, die es bereits gibt. Ich habe aber hauptsächlich versucht, etwas zu schreiben, das meinen Kindern gefällt – und das waren zu jenem Zeitpunkt eben Detektivgeschichten. Einiges ist natürlich auch anders als bei den berühmten Vorbildern: So spielen meine Geschichten beispielsweise in den Schweizer Bergen und es sind gleich viele Mädchen wie Jungs dabei. Dafür habe ich auch viele positive Rückmeldungen bekommen.

Wie kam es zu der Veröffentlichung? Hattest du auch über Self-Publishing nachgedacht?

Zuerst habe ich die Geschichte einigen Leuten zum Lesen gegeben und alle fanden, ich solle einen Verlag suchen, weil sie das Manuskript wirklich gut fanden. Ich wollte aber keinen Self-Publisher-Verlag, weil die ja alles veröffentlichen, wenn du nur genug Geld zahlst. Zum Glück hatte ich den nötigen Ehrgeiz, einen «richtigen» Verlag zu finden.

Es ist ja eher ein kleiner Verlag. Hat das Vorteile für dich?

Ich habe mit dem boox-verlag aus Urnäsch definitiv den richtigen Verlag gefunden. Ein kleiner, feiner Verlag, wo mit viel Herz und Herzblut gearbeitet wird und wo man sich für Nachhaltigkeit und die Berge einsetzt. Das passt! Vorteil eines kleinen Verlages ist, dass man viel mitbestimmen darf, der Nachteil dagegen im Vergleich zu einem grossen Verlag , dass die Beachtung und das Netzwerk kleiner sind. Aber ich finde, es ist eine gute Mischung.

Hast du die Figuren in deinem Buch eigentlich nach realen Personen geschaffen?

Ich habe mir zuerst mal vorgestellt, wie sie aussehen könnten. Möglichst unterschiedlich, damit sich viele mit ihnen identifizieren können. Danach habe ich im Internet nach Bildern von Kindern gesucht, die meinen Vorstellungen so ungefähr entsprochen haben und diese dann der Zeichnerin als grobe Vorlage geschickt.

Es gab ja mal die Idee, die MounTeens als Trickfilm zu realisieren. Wie sieht das momentan aus?

Bisher gibt es erst ein paar Sekunden, die animiert sind. Wir sind auch mal nach Deutschland zu einem Filmstudio gefahren, das Animationsfilme produziert und die waren interessiert. Aber weil sie so viele Ideen vorgestellt bekommen, sind die Chancen, dass das Projekt realisiert wird, sehr gering. Aber ein Hörspiel wird es geben.

Wann wird es veröffentlicht?

Es ist in Produktion. Im Oktober ist es dann so weit. Ich bin selbst gespannt, denn es ist schon etwas anders als die Buchvorlage. Ich musste zum Beispiel ein paar Figuren streichen, weil nicht mehr als zwölf Figuren vorkommen dürfen.

 Wie kannst du einfach Figuren streichen? Die braucht es doch für die Handlung.

Die Figuren kommen meist schon noch vor, haben aber keine Sprechrolle. Der Vater von Sam, Polizeiwachtmeister Winter, wird beispielsweise nur noch erwähnt, spricht aber nicht.

Hast du das Hörspiel selber umgesetzt?

Ich wurde gefragt, aber das wäre einfach zu viel geworden. Deshalb haben wir jemanden gesucht, der auch schon mehrere Hörspiele für SRF geschrieben hat. Martin Städeli hat mir die Handlung Kapitel für Kapitel geschickt, so konnte ich auch viel mitreden. Ich finde, er hat es grossartig gemacht, wie er es geschafft hat, aus einem Buch ein Manuskript mit viel mehr direkten Reden und weniger Erzähleranteilen zu schreiben. Nun sind bereits die wichtigsten Rollen im Studio aufgenommen worden, mit erwachsenen Schweizerinnen und Schweizern, die jedoch perfekt hochdeutsch sprechen.

Wäre es dir lieber gewesen, wenn es auf Schweizerdeutsch umgesetzt worden wäre?

Nein. Es war uns wichtig, dass wir auch den deutschen Markt erreichen. Ausserdem hören viele Kinder die Geschichten lieber auf Hochdeutsch, weil Schweizerdeutsch oft mit Märchen oder Geschichten und Liedern für jüngere Kinder in Verbindung gebracht wird.

Ich habe von einem MounTeens-Wanderweg gelesen…

Ja den gibt es. Am 13. Juli 2019 eröffnet das Ski- und Wandergebiet Pizol den MounTeens Detektiv-Weg. Auf die Besucher warten fünf Gondeln im MounTees-Look mit Musik und den Original-Hörspielstimmen. An der Bergstation beginnt dann der Detektivweg mit zehn Posten, an denen in einem eigens geschriebenen neuen Fall das Rätsel um den mysteriösen Berggeist gelöst werden kann.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Immer noch an der Pädagogischen Hochschule, wo ich sehr gerne arbeite. Wunsch wäre schon, dass ich Teilzeit als Autor arbeiten könnte. Vielleicht zwanzig Prozent. So, dass es nicht nur ein Hobby ist, welchem ich in der Nacht nachgehe.

Bist du nicht völlig übermüdet?

Jetzt geht es. (Lacht) Aber ich muss schauen, wie das in Zukunft wird. Ob ich dann immer noch mit fünf bis sechs Stunden Schlaf auskomme.

Hast du eine Vorstellung, wie viele Bücher deine Reihe beinhalten wird?

Nein, die Reihe geht so lange weiter, wie ich Lust habe zu schreiben. Was ich jetzt allerdings schon festlegen musste, war, ob die Figuren immer gleich alt bleiben, oder ob sie sich verändern und ob man die Bücher unabhängig voneinander lesen kann. So habe ich beschlossen, dass die MounTeens immer dreizehn bleiben und einzelne Fälle behandeln. Auch die Handlung spielt immer mehr oder weniger am gleichen Ort. Nämlich im fiktiven Ort Bad Lärchenberg.

Kannst du schon etwas über dein nächstes Buch verraten?

Ja klar! Es geht um einen russischen Grossinvestor, der viel Geld ausgeben würde, um die maroden Bergbahnen in Bad Lärchenberg aufzukaufen. Das ist auch ein Thema, welches in der Schweiz wegen der Schneeknappheit aktuell ist. Ich versuche dabei aufzuzeigen, dass es manchmal schwierig zu entscheiden ist, ob so ein Investor Fluch oder Segen ist. Übrigens erhalten die MounTeens im dritten Buch Unterstützung von Pfadis, weshalb das Buch «Allzeit fallbereit» heissen wird.

Hast du vor, noch andere Bücher zu schreiben?

Ich könnte es mir vorstellen. Es gibt noch viele andere Themen, die ich spannend fände, doch mir fehlt ganz einfach die Zeit dazu. Es ist aber nicht auszuschliessen. Vor Romanen für Erwachsenen habe ich aber Respekt

Hängt das mit dem Schreibstil zusammen?

Nein in meinen Fachbüchern schreibe ich ja auch für Erwachsene. Ich glaube eher, dass die Leute bei belletristischen Büchern damit anfangen, dich zu analysieren und sich zu fragen, ob du bestimmte Fantasien hast, wenn du beispielsweise eine Gewaltszene beschreibst.

Da wäre es doch einfacher, das Buch unter einem Pseudonym zu veröffentlichen …

Anfangs haben mich auch Leute gefragt, ob ich meine Jugendbuchreihe nicht unter einem Pseudonym veröffentlichen wolle, weil ich doch an der PH arbeite und es nicht so gut zusammenpasse. Das sehe ich ganz anders. Ich würde auch nie unter einem Pseudonym veröffentlichen. Ich finde, man soll dazu stehen, was man schreibt.

Und jetzt zum Schluss: Glaubst du nicht, dass du mal genug von den MounTeens hast?

Nein. Es gibt immer wieder neue, spannende Projekte und Erlebnisse. So wie heute das Interview. Ich freue mich auf alles, was noch kommt.

Danke vielmal für deine Zeit und ganz viel Glück für deine weiteren Projekte😊

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