Das Weihnachtsoratorium der Singknaben der St. Ursenkathedrale ist Tradition in der Stadt Solothurn. Das Konzert füllte in den letzten Jahren die gesamte Jesuitenkirche in der Solothurner Altstadt und war für die Singknaben ein grosser Erfolg. Wie ist die Stimmung innerhalb des Vereins, wenn es um das immer näher rückende Konzert geht? Ein Interview mit fünf aktiven, leidenschaftlichen Sängern.

«Jauchzet, frohlocket!» lautet der Eröffnungschor im diesjährigen Repertoire des Weihnachtsoratoriums der Singknaben der St. Ursenkathedrale. Besonders das für Solothurn traditionelle Oratorium von Bach und andere Motetten von klassischen Komponisten erwarten die Besucher dieses Wochenende in der Jesuitenkirche in der Solothurner Altstadt. Dieses Jahr dürfen die Singknaben das Weihnachtsoratorium sogar gleich dreimal bestreiten.

«Es macht mich jedes Mal wieder stolz, mit dabei sein zu dürfen», erzählt der 17-jährige Valentin Sollberger strahlend. Die Vorfreude ist bei ihm sehr gut zu spüren. Seit zehn Jahren ist Valentin im Chor mit dabei. Er selbst ist bei den Männerstimmen des Chors tätig. Der Unterschied zu den Knabenstimmen stellt die Tonhöhe dar, wie er mir erklärt. Die noch etwas jüngeren Singknaben singen zum Teil in der Sopranstimme, welche die höchste unter den Stimmen ist, im Vergleich zur Tenor- und Bassstimme. Trotz dieses Unterschieds ist der Zusammenhalt im Verein besonders in der stressigen Phase des Advents etwas vom wichtigsten, was die Singknaben auszeichnet.

 

Ein Zusammenhalt, der sich über Generationen hinzieht

«Der Zusammenhalt bei uns Singknaben ist eigentlich über das ganze Jahr über enorm gross. Schon als ich frisch dazu kam und bei den Knabenstimmen war, hielten wir stark zusammen und jetzt natürlich noch mehr, da wir sozusagen miteinander im Verein aufgewachsen sind», erklärt mir Valentin. Auch die 19-jährigen Sänger der Männerstimmen Elia Catena, Daniel Kern und ein weiterer Singknabe, bestätigen dieses Gefühl des Zusammenhalts. «Es muss sehr viel getan werden, gerade wenn es um die Organisation geht. Die logistische Organisationsplanung übernimmt Joel Arni, ein weiterer Singknabe der Männerstimmen. Alle Mitglieder des Männerchors erhalten einen Einsatzplan mit Informationen darüber, wer was und wann zu erledigen hat. So muss man also auch auf jeden zählen können und darauf vertrauen, dass jeder mitanpackt, was in den letzten Jahren auch sehr gut funktioniert hat. Somit ist der Zusammenhalt untereinander, sowie das gegenseitige Vertrauen enorm wichtig», erklärt mir Elia.

«Hinzu kommt, dass wir Männerstimmen eine Art Vorbildsposition gegenüber den Jüngeren haben. Wir organisieren und leiten die Lager und Reisen, die wir jedes Jahr machen. Dies stärkt den Zusammenhalt zwischen uns Männerstimmen, aber auch den Zusammenhalt zwischen uns Männerstimmen und den jüngeren Mitgliedern», erzählt Valentin weiter.

 

Vorfreude auf die bevorstehenden Konzerte

«Generell ist die Stimmung von allen Mitgliedern, durch das Band, hoch, was dann mit Hinblick auf die bevorstehenden Konzerte auch noch einmal verstärkt wird. Der Wille, seine Familie, wie seine Freunde stolz zu machen, gibt einem zudem ein wenig den Drang, am Weihnachtsoratorium schön zu singen. Es ist aber noch immer kein Müssen, sondern ein Wollen», so Daniel. Für Valentins Bruder Benjamin Sollberger, ist die Freude bei den Männerstimmen erst am Tag des Konzertes selber richtig spürbar. «Besonders wenn wir «Grossen» die Knaben ein wenig «anstacheln» und sie fragen, ob sie bereit und nervös sind, kommt in mir automatisch die Vorfreude auf», so Benjamin. Auch er ist bereits zehn Jahre dabei. «Besonders das Singen in der Weihnachtszeit, mit diesem grossen Konzert, ist für mich Jahr für Jahr ein super Erlebnis. Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn man in der wunderschönen Kirche singen darf bei einem solch grossen Publikum. Es ist auch ein Gefühl, das man beim ersten Mal hat und dann Jahr für Jahr, immer wieder», erklärt mir ein weiterer Singknabe.

«Wie in einem Rausch» oder «Einfach unbeschreiblich», betiteln schlussendlich die interviewten Singknaben das Gefühl während des Singens.

 

Singen mit Leidenschaft

Auf die Frage, ob man denn in dieser strengen Zeit nicht mal die Lust verliert, schildert mir ein Singknabe schlicht: «Von uns hat bestimmt jeder schon einmal das Gefühl gehabt, aufhören zu wollen, weil es eine grosse Menge an Zeit beansprucht. Als ich mit dem Basketballspielen begann und gleichzeitig den Probeplan für das Singen einhalten musste, ging es mir beispielsweise so. Für mich wurde dann aber klar, dass ich meine Priorität komplett auf die Singknaben fixieren möchte, denn sobald ich wieder in einer Probe war, habe ich gar nicht mehr darüber nachgedacht, mit diesem Hobby aufzuhören. Nicht nur die Musik spielt bei diesem Hobby für mich eine Rolle, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen, die wir unserem Verein nach und nach aufbauen.» Auch Daniel bestätigt, dass diese Momente in der Gemeinschaft zusammen innerhalb des Chors, bei den Singknaben eine zentrale Rolle spielt. «Es entstehen unvergessliche Momente, die einem menschlich so viel bringen», sagt er.

Benjamin ist sehr stolz drauf, Singknabe zu sein. Als schönsten Moment definiert er den Moment, wenn er kurz vor dem Konzert die Kirche betritt, das Orchester bereits die Instrumente einstimmt und die Bänke voll sind mit Menschen, die mit gespannten Gesichtern auf das Konzert warten.

 

Wo ist denn nun der Chor zu hören?

Das erste Konzert vom Weihnachtsoratorium in diesem Jahr, findet diesen Freitag, dem 15. Dezember in der Jesuitenkirche von 19:00 bis 21:00 statt. Auch am darauffolgenden Samstag um dieselbe Uhrzeit, am selben Ort, beglücken die Singknaben die Besucher mit ihren weihnachtlichen Liedern und Klängen. Das jährliche Weihnachtssingen des Chors findet am Samstag, dem 23. Dezember in der St. Marien Kirche statt, von 19:00 bis 21:00 Uhr.

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