Der typische Mitteleuropäer hat in der vergangenen Woche nicht nur am Limit gelebt, sondern auch am Limit geklebt. Zumindest, wer kurze Hosen trug, eine sitzende Tätigkeit verübte und dabei durchschnittlich viel schwitze, obwohl man sich praktisch gar nicht bewegte. Sie war unausweichlich und wahrscheinlich Thema Nummer eins: Die grosse Hitzewelle.
Nun ist sie jedoch erstmal vorbei und mein Kopf ist erneut genug kühl, um einen Kommentar dazu abzugeben. Es soll jedoch für einmal nicht um den Klimawandel gehen, auch wenn dieser hier eine grosse und entscheidende Rolle spielt. Nein, viel eher handelt es sich ums Leben und Überleben während der letzten Tage.
Ich will mich ja nicht beschweren…
Legen wir die Karten auf den Tisch: Ich bin ein Gfröhrli, dem der Winter zwar schon für eine Weile zusagt, doch nach einer gewissen Zeit ist Schluss. 12 Grad im Februar habe ich freudig begrüsst, T-Shirt Wetter und sogar ein leichter Bräunungsrand meiner Uhr im April waren wirklich willkommen. Doch dann vollführte unser Klima noch einmal eine 180 Grad Drehung und liess im Mai an einem Abend Schnee fallen. Der dann doch etwas abrupte Wechsel zum Sommer war vor einigen Wochen deswegen wirklich nötig. Ausserdem ist auch endlich die schöne Zeit des Grillierens, draussen mit Freunden sitzen und endlich nicht mehr frieren angebrochen. Eigentlich perfekt, nicht wahr?
Allerdings stiegen die Temperaturen… und stiegen… und stiegen… Doch ich bin ein Schönwetter-Sommermensch, da sollte ich mich doch nicht beschweren? Aber bei aller Liebe für warme und sogar heisse Tage, manchmal ist es doch etwas zu viel. Dann läuft auch mir der Schweiss beim Nichts-Tun runter. Genau dann wird es Zeit für meinen Lieblingsspruch: «Ich klage nicht, aber ein Bisschen sterben tu ich gerade schon.»
Nachtlager auf Balkonien
Dass ich mich nie beklagt habe, stimmt dann übrigens doch nicht ganz. Jeder, der wie ich in einem Dachzimmer im oberen Stock eines Gebäudes schläft, kann dem automatisch nachempfinden. Es ist schlicht und einfach nicht auszuhalten, wenn man nicht bis spät in die Nacht hinein lüftet oder den guten alten Durchzug zelebriert. Meine Antwort auf diesen Zustand war simpel: Die Matratze, die mir aus Mitleidsgründen im Wohnzimmer hingelegt wurde, transportierte ich noch eine Tür weiter. Und zwar nach Draussen auf unseren Balkon. Noch ein paar dünne Decken und einige Kissen und das Outdoor-Bett unter dem Sternenhimmel war perfekt. Geschlafen habe ich in diesen zweieinhalb Nächten (die Hälfte der eigentlich dritten Nacht verbrachte ich auf Grund von starkem Wind dann doch noch drinnen) zwar nicht besonders gut, aber ein amüsantes Erlebnis war es auf jeden Fall. Dazu kommt, dass die Temperaturen draussen in der Nacht auch wirklich aushaltbarer, als die in meinem Dachzimmer waren.
Zurück zu «normalen» Verhältnissen
Momentane Wetterapps verraten mir, dass die Höchsttemperaturen auch heute Donnerstag an meinem Wohnort «nur» bis 27 Grad steigen. Wir befinden uns also wieder auf etwas normalerem Terrain, das wir uns durchaus gewohnt sind. Gerade für alle, die während den Hitzestunden Arbeitsuniformen tragen und im schlimmsten Falle Instagram-Stories von am Strand plantschenden Freunden durchswipen müssen, sicher kein Verlust.
Doch an dieser Stelle: Haltet durch! Der Füürobe kommt auch für euch und meistens schmeckt das kühle Bier dann noch besser, weil ihr es euch auch wirklich verdient habt.