«Es war der 30. Dezember 1945.»

Mit diesem Satz beginnt eine grauenvolle Geschichte.  Auch wenn er sie am liebsten vergessen würde, so kann sich der 86 jährige Renato trotzdem noch immer an diesen Tag erinnern, als sei es erst gestern gewesen.  Stattgefunden hat das schreckliche Ereignis in einem Dorf in Italien.

 

«Einer meiner Kumpels hatte eine Patronenhülse gefunden. Am Nachmittag trafen wir uns alle am See. Zusammen mit Kumpels und Leuten, welche man zumindest vom Sehen her kannte, waren wir dort. Obwohl es am See gefährlich war, so blieb er doch ein beliebter Platz für uns Jugendlichen, wo wir alle zusammenkamen.

Nach einer Weile verlor ich die Lust mit den anderen zusammen zu sein. Tief im Innern überkam mich auch ein seltsames Gefühl, welches ich allerdings nicht wirklich deuten konnte. Gegen halb vier oder vier Uhr nachmittags, ich erinnere mich nicht mehr genau an die Uhrzeit, meinte ich zu meinem Kumpel Roberto: «Kommst du auch? Ich gehe nach Hause.» Doch er verneinte und antwortete, dass er später nachkomme. So ging ich alleine los.

Ich hatte gerade 20 Meter hinter mir, als ich plötzlich ein lauter Knall hörte. Beim Umdrehen erblickte ich eine grosse Rauchwolke. Lautes Gewimmer und Geschreie waren zu hören. Angsterfüllt stellte ich fest, dass es die Schreie der Verletzte waren.

Panisch rannte ich zurück, um nach meinem Kumpel Ausschau zu halten. Ich erblickte ihn am Boden. Langsam versuchte er aufzustehen. Ich rief seinen Namen: «Roberto!!» Ich rief ihn erneut. Da blickte er zu mir. Doch es war nur ein kurzer Moment. Denn einige Sekunden, welche sich wie Stunden anfühlten, später, sank er wieder zu Boden. Dort bewegte er sich nie mehr wieder.

Die Patronenhülse, welche einer meiner Kumpels gefunden hatte, war auf eine versteckte Mine gefallen. Ein Dutzend Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren wurden verletzt oder kamen an diesem Tag ums Leben.»

Dieser Tag veränderte Renatos Leben. Noch heute, über 70 Jahren nach diesem schrecklichen Tag, fragt er sich, was geschehen wäre, wenn er einige Sekunden länger bei Roberto geblieben wäre. Oder, ob er seinen Kumpel nicht retten können, wenn er ihn hartnäckig zum Mitgehen überredet hätte. Diese Geschichte zu erzählen fällt Renato noch immer schwer. Deshalb hat er begonnen seine Geschichten, sein Leben aufzuschreiben, damit seine Enkelin sie lesen kann. Und damit sie weiss, was ihr Grossvater vor ihrer Geburt schon alles erlebt hatte/haben musste.

Geschrieben von:

Eat the Spaghetti to forgetti your regretti

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