«Bist du eigentlich Vegetarierin?»
Ich schaue auf mein vegetarisches Mittagessen herunter.
«Eigentlich», antworte ich auf die Frage meiner Freundin, «bin ich Pesci-Flexitarierin. Aber wenn ich das sage, lachen alle.»
Gelächter ist die Folge, wenig überraschend. Vegetarier, okay. Veganer, akzeptiert. Aber was ist bitteschön ein Pesci-Flexitarier?
«Ich esse Fisch», ist meine Standarderklärung. «Und Fleisch nur als Ausnahme.»

Ob der Begriff überhaupt wirklich existiert oder nur eine Eigenkreation ist, weiss ich auch nicht. Im Wesentlichen setzt er sich zusammen aus den Begriffen Pescetarier und Flexitarier. Ein Pescetarier ist jemand, der Fisch isst, aber kein Fleisch. Und ein Flexitarier isst Fleisch und Fisch nur in Ausnahmefällen. Kombiniert … na ja, ihr versteht, worauf ich hinauswill.

Nach der Erklärung ist das Gespräch meistens beendet. «Dann bin ich auch Flexitarier» kommt noch manchmal von Leuten, die selbst wenig Fleisch essen, ansonsten lässt man mich und meine seltsame Ernährungsweise in Ruhe. Weswegen ich auch selten bis nie dazu komme, zu erklären, warum ich mich vor ungefähr einem Jahr dafür entschieden habe. Wenig Fleisch esse ich wegen der Umwelt, aber aus gesundheitlichen Gründen verzichte ich nicht ganz darauf – und weil ich auch einfach gerne die Freiheit haben möchte, auch mal ein Steak zu essen, ohne gleich meinen Ernährungsgrundsätzen in die Quere zu kommen. Und Fisch, Fisch mag ich einfach sehr gerne und es fiele mir schwer, darauf zu verzichten. Also Pesci-Flexitarier. Aka Pseudovegetarier, aber Pesci-Flexitarier klingt besser.

Inkonsequent? Meinetwegen, wenn man es so nennen will. Vielleicht steige ich irgendwann ganz auf eine pescetarische oder sogar rein vegetarische Ernährung um. Aber im Moment funktioniert es für mich so.

«Ich bin Pesci-Flexitarierin, aber wenn ich das sage, lachen alle», ist inzwischen mein Standardsatz geworden, weil es stimmt: Wenn ich den Begriff nenne, ist die Reaktion fast ausschliesslich Gelächter. Und selbst kann ich mich in dieser Hinsicht auch nicht ganz ernst nehmen.

Denn schlussendlich kann man heute allem irgendeinen Namen geben. Ob man Frutarisch, Ovo-Lacto-Vegetarisch, Rohkost-orientiert, Freegan oder wie in meinem Fall Pesci-Flexitarisch lebt – Hauptsache, man is(s)t aussergewöhnlich, könnte man manchmal meinen.
Sprüche und Witze über Vegetarier und Veganer gibt es wirklich genug. Und auch wenn ich selbst manchmal darüber lache, weiss ich aus Erfahrung und aus Gesprächen mit anderen, dass die meisten Leute nur deswegen eine aussergewöhnliche Form der Ernährung wählen, weil ihnen die Tiere leidtun, sie auf die Umwelt achten wollen oder ihnen gesunde Ernährung wichtig ist – und nicht, um sich als etwas Besonderes zu fühlen. Natürlich mag es solche Leute geben, aber die stellen eine Minderheit dar.

Ich denke, dass eine verantwortungsbewusste Ernährung wichtig ist, ob mit oder ohne Begriff. Und ob man jetzt irgendein cooles Fremdwort dafür hat, ist egal – oder zumindest zweitrangig.

Trotzdem würde ich das nächste Mal gerne sagen, dass ich mich Paleo-Vegan ernähre. Nur für den Effekt.

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