Anfangs letzter Woche ging ein Tweet des 18-jährigen Netflix-Stars Kit Connor viral. Der Darsteller der LGBTQIA+-Serie Heartstopper outete sich darin, wobei er klar machte, dass dies keine freie Entscheidung seinerseits gewesen war.
Damit ist Kit Connor nicht der Einzige. Tagtäglich werden queere Leute zu einem Outing gezwungen, zu dem sie sich noch nicht bereit fühlen.
In einer Welt, in der Queersein immer mehr akzeptiert wird, kann die persönliche Bedeutung eines Outings schnell vergessen gehen. Wo es vor zehn Jahren in unserer Gesellschaft eher eine Seltenheit war, sich öffentlich zu seiner Sexualität zu bekennen, kenne ich nun viele Menschen, die sich der LGBTQIA+-Community zugehörig fühlen.
Auch in der Literatur und Filmen/ Serien werden queere Charaktere immer häufiger. Betrachtet man ausschliesslich diese Faktoren, so ist es ein leichtes, zu vergessen, dass viele queere Personen noch immer tagtäglich einen Kampf austragen; um Akzeptanz anderer, aber auch von sich selbst.
Ich selbst in meinem offenen Umfeld vergesse gerne, dass Dinge wie Feindlichkeit und Hass gegenüber der LGBTQIA+-Community überhaupt existieren und schlimme Folgen für Betroffene haben können. So war ich umso geschockter, als ich von Kit Connors Situation erfuhr. Aber was genau ist überhaupt geschehen?
Hintergrund (Achtung, einzelne Spoiler für die Show!)
Kit Connor ist ein junger, britischer Schauspieler, der unter anderem die junge Version von Elton John im 2019 erschienen Film Rocketman dargestellt hat. Im Frühjahr dieses Jahres wurde er nun durch die Netflixserie Heartstopper innerhalb kürzester Zeit zum Star.
Heartstopper ist eine queere Serie, basierend auf den gleichnamigen Graphic Novels von Alice Oseman. Darin geht es um eine Gruppe Teenager, die sich mit ihrer Sexualität und Identität auseinandersetzen.
Die Geschichte folgt primär dem 15-jährigen Charlie, der sich in seinen Mitschüler Nick verliebt. Dieser erwidert diese Gefühle zwar schon bald, ist sich seiner Sexualität jedoch noch unsicher. In seinem eigenen Tempo findet Nick heraus, was seine Gefühle zu bedeuten haben und wie er nun damit umgehen möchte.
Die Serie zeigt seinen Weg zur Selbstakzeptanz auf einfühlsame und sensible Art. Auf Nicks Coming-Out-Szene hin haben sogar viele Fans sich getraut, diesen Schritt für sich selbst zu tun.
Kit Connors Zwangsouting
Im Gegensatz zu seiner Rolle Nick geschah Kit Connors Outing wohl kaum aus eigenem Antrieb. Seit dem Erfolg der Serie im Frühjahr wurde Kit Connor mit der Frage nach seiner eigenen Sexualität konfrontiert. Umso mehr, da sein Co-Star Joe Locke, der Charlie verkörpert, offen mit seiner Homosexualität umgeht. Die Message der Serie schien längst nicht alle Fans erreicht zu haben, und so erhielt der Schauspieler viele Fragen zu seiner sexuellen Orientierung. In einem Interview äusserte sich daraufhin, dass er sich seiner Sexualität zwar sicher sei, jedoch nicht viel von Labels hielte.
Seither hat sich die Situation nicht etwa beruhigt, sondern der Druck ist weiter gewachsen. Am ersten November outete Kit Connor sich schliesslich via Twitter. Glückwünsche sind jedoch fehl am Platz. Mit den Worten «Congrats for forcing an 18 year old to out himself», fasste Kit Connor die Lage in seinem Tweet zusammen.
«i think some of you missed the point of the show. bye»
Kit Connor
Es ist schwer, meine Gedanken dazu in Worte zu fassen, weshalb ich das nicht erst versuchen werde. Ich denke, das Zitat spricht für sich.
Der Vorwurf von Queerbaiting
Nebst der stetigen Nachfrage zu seiner Sexualität musste Kit Connor sich auch mit Vorwürfen zum queerbaiting auseinandersetzen. Das bedeutet, dass man ihm vorwarf, seine «Queerheit» bloss vorzutäuschen. Der Begriff Queerbaiting wird vor allem im Zusammenhang mit irreführendem Marketing verwendet. Der Vorwurf ist dementsprechend erschütternd und war wohl zum Teil Grund für Kit Connors Entscheidung, sich zu outen.
Am schwersten ist es wohl, dass die Vorwürfe von der eigenen Community zu kommen scheinen. Wie Kit Connor es so passend formulierte: Einige Fans scheinen der Sinn der Show Heartstopper nicht verstanden zu haben.
Zwangsouting in der LGBTQIO+-Community
Zwangsoutings kommen leider nicht selten vor. Immer wieder gibt es Menschen, die, absichtlich oder auch aus Versehen, diesen wichtigen persönlichen Schritt einem*r anderen verderben. Dabei können die Konsequenzen von emotionalem Schaden bis hin zu körperlichen Gefahr reichen.
So traurig das auch ist, so gibt es noch immer unzählige LBGTQIA+-Mitglieder, die für ihre Sexualität oder Identität gemobbt oder gar körperlich attackiert werden.
Jemand anderen ohne seine*ihre Zustimmung zu outen, ist kein Scherz. Es soll jedem*r selbst überlassen sein, diese Entscheidung für sich zu treffen.
Bildquellen
- th: https://tse1.explicit.bing.net/th?id=OIP.15KNdYbM4pTjwr2TCPI6_wHaEc&pid=Api
- AAAAQUuLT9IjoHXs_LG8bLb6KPp13V1I4aMGUxharCyAJauoJsakQEX18PkBe0sBoQ9uAgB3bASQBooDtrRzxi4rgE8yd4jZGaRDazyOB4cttTlt6TAmmnz6bWVIT1kIRAoZvKXhlGFTVWGKyWyQ916oR560Hwg: https://dnm.nflximg.net/api/v6/BvVbc2Wxr2w6QuoANoSpJKEIWjQ/AAAAQUuLT9IjoHXs_LG8bLb6KPp13V1I4aMGUxharCyAJauoJsakQEX18PkBe0sBoQ9uAgB3bASQBooDtrRzxi4rgE8yd4jZGaRDazyOB4cttTlt6TAmmnz6bWVIT1kIRAoZvKXhlGFTVWGKyWyQ916oR560Hwg.jpg?r=985