Das Thema Klimaschutz hat die Musikszene erreicht. Grosse Namen wie Coldplay, Shawn Mendes und Billie Eilish haben das Green Touring Konzept bereits in ihren Tourneen umgesetzt. Doch ist nachhaltiges Touren für Künstlerinnen und Künstlern möglich und was ist genau das Green Touring?
Der Klimaschutz ist besonders für unsere Generation wichtiger denn je. Beispielsweise hatte die Band Coldplay bereits in der Vergangenheit bekannt gegeben, dass sie erst wieder auf Tournee gehen, wenn dies klimaschonend passieren kann. Heute treten sie wieder auf die Bühne mit dem sogenannten Green Touring. Damit greifen die Künstler ein Thema auf, welches bereits seit langem in der Musikindustrie heiss diskutiert wurde und wofür eine Lösung gesucht wurde.
Kinetische Tanzflächen und Fahrräder als Stromgenerator
Die Pop-Superstars von Coldplay haben ihre jüngste Welttournee mit kinetischen Tanzflächen und energiespeichernden Fahrrädern ausgestattet, um die Fans dazu anzuregen, die Show durch Tanzen oder Spinning mit Energie zu versorgen. Diese Ansätze sind Teil eines grossen Vorstosses, die Tournee umweltfreundlicher zu gestalten. Die Band, zu deren Liedern passend das betitelte Lied «Higher Power» gehört, hat sich dazu verpflichtet, so nachhaltig und kohlenstoffarm wie möglich zu sein und hofft darauf, ihre CO2-Emissionen um 50% zu senken.
Jede der kinetischen Tanzflächen bietet Platz für Dutzende von Menschen, die mit ihren Bewegungen Strom erzeugen. Zusätzlich veranstaltet die Band vor der Show Wettbewerbe, um zu sehen, welche Gruppe von Fans den meisten Strom erzeugen, angeheizt durch «Jump Around» von House of Pain. Jedes der Fahrräder – mindestens je 15 in einer Konzerthalle – kann durchschnittlich 200 Watt Energie erzeugen, die in Batterien gespeichert wird und die Elemente der Show betreiben.
Coldplay sind nur ein Teil von vielen weiteren Musikern und Musikerinnen, die daran arbeiten, die Auswirkungen ihrer Tourneen auf das Klima zu reduzieren. Zu dieser Liste gehören auch Billie Eilish, Harry Styles, Shawn Mendes, Maroon 5, Lorde, und The 1975.
Die Versprechen und Verpflichtungen anderer Musiker und Musikerinnen
Die Bemühungen reichen von der Bereitstellung von mehr pflanzlichen Mahlzeiten über den Verzicht auf Einwegplastik bis hin zum Überdenken des Transports. Letzteres ist einer der umweltschädlichsten Aspekt von Tourneen und soll sowohl für Musiker als auch für Fans überdenkt und angepasst werden.
Billie Eilish hat sich verpflichtet, auf ihrer Tournee schätzungsweise 35.000 Einweg-Wasserflaschen zu vermeiden, und serviert hinter der Bühne nur vegetarisches Essen. Die Band Massive Attack reist mit dem Zug, und Olivia Rodrigos «Sour»-Merchandise ist nachhaltig gefärbt und besteht zu 100% aus organischer Baumwolle.
Shawn Mendes hat sich verpflichtet, die Umweltbelastung und die Emissionen seiner Tournee pro Show um 50% zu reduzieren, indem er nachhaltige Stoffe für die Kapuzenpullis und T-Shirts der Tournee verwendet, in Hotels übernachtet, die sich zu Netto-Null-Emissionen verpflichten, auf Plastik verzichtet und nachhaltiges Flugbenzin verwendet. Auf der letzten Tournee von Harry Styles gab es Batterierecycling-Zentren, und er spendete unbenutzte Hotel-Toilettenartikel an Notunterkünfte.
Das «Green Touring Network»
Das Network für Green Touring hat sich selbst die Aufgabe gemacht, unseren Planeten besser zu schützen und die Künstler:innen in der Musikindustrie zu unterstützen. Sie leisten gemeinsam einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz und wollen gemeinsam in der Musikbranche etwas bewegen. Sie Branche soll sich zu einer nachhaltigeren und zukunftsfähigen Industrie entwickeln.
Hierzu hat das Green Touring Network einen Guide für das nachhaltige Touren auf die Beine gestellt und veröffentlicht. Dieser Leitfaden bietet hilfreiche und praktische Ratschläge für alle, die an der Organisation und Durchführung einer Tourneereise beteiligt sind. Zusätzlich werden Beispiele aufgeführt von Künstler:innen, die bereits nachhaltige Tourneen durchgeführt haben wie Radiohead, Jack Johnson, We invented Paris und Clueso. Diese Beispiele sollen als Inspiration dienen. Im Green Touring Guide werden diverse Teilbereiche wie Mobilität, Venue, Catering, Hospitality, Merchandise und Kommunikation angesprochen. Die einzelnen Massnahmen für die Teilbereiche werden anhand der Kosten der Umsetzung, der Geschwindigkeit der Realisierbarkeit und der Umweltwirkung entsprechend bewertet und eingeteilt. Der Green Touring Guide ist hilfreich für jede Künstlerin und jeder Künstler, der Wert auf ökologische Nachhaltigkeit legt.
Die Musikbranche als Vorbild für weitere Branchen
Die Musikindustrie kann einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Wenn die Musikindustrie es schafft sich zu vereinen, kann dies als Vorbildfunktion für andere Branchen dienen. Gemeinsam ist es möglich, Konzepte und Wissen anzusammeln und zu entwickeln sodass man eine Lösung suchen und finden kann ohne Verzichte im Vergleich zu einer üblichen Planung. Das Bewusstsein in der Gesellschaft kann durch die Künstler:innen gestärkt werden. Durch diesen positiven Einfluss der Musikindustrie wird sich die Gesellschaft mehr für klimapolitische Themen einsetzen.
Im Kleinen beginnende Veränderungen können so auch über ursprüngliche Vorstellungsgrenzen hinausgehen und eine grosse Wirkung erzielen. Wenn die Musikindustrie mit guten Beispiel vorangeht und die Gesellschaft zum Wandel anregt und inspiriert, kann das im Endeffekt Auswirkungen auf die Politik und im gesamtgesellschaftlichen Kontext bedeuten.