Dienstag, 10. April: 19:00 Uhr im Theater 11 in Zürich:

Die Menschen sind zum Teil noch vor dem Gebäude, stehen an der Abendkasse oder unterhalten sich bereits im Foyer. Und alle warten sie auf eines: Dass die verbleibende halbe Stunde endlich vorbeigeht und die Schweizer Premiere der Rocky Horror Show startet.

Auf dem Balkon haben bis jetzt wenige ihre Plätze eingenommen: „Die kommen aber schon noch?“, fragen wir uns. Tatsächlich aber blieb es bei uns oben aber eher ruhig, allerdings war im unteren Bereich dafür umso mehr besetzt.

Gänsehaut von Anfang an

Da, mit Vorfreude auf das Spektakel, die Zeit immer schneller vorbeigeht, begann die Vorstellung auch schon bald und schon bereitete sich Gänsehaut auf meiner Haut aus, als das erste Lied angestimmt wurde. Schon die erste Nummer, ein Solostück, versprach nur Gutes was den restlichen Cast betraf. Und diese Erwartungen wurden definitiv erfüllt. Dazu muss auch gesagt werden, dass die Stimmen der Musicaldarsteller unüberhörbar waren, da natürlich alles in voller Lautstärke gegeben wurde.

Bei einem der bekanntesten Lieder im ersten Akt, The Time Warp, fand ich es schon fast schade, im Theater und nicht zu Hause zu sitzen, wo ich hätte mittanzen können. Wie die Liveband das Lied nämlich umgesetzt hat, war definitiv lobenswert. Allgemein war ich während dem ganzen Musical ein grosser Fan der Band, da man sie erstens oft gesehen hat und sie zweitens voll in der Musik aufgegangen sind. Doch das galt natürlich auch für die Musicaldarsteller.

Bild: Jens Hauer

 

High Heels für Männer

Die Einsätze stimmten, die Auftritte hatten ihre Wirkung und als Dr. Frank and Further bei Sweet Transvestite zum ersten Mal die Bühne betrat, hatte sein Schauspieler definitiv seine ganze Bühnenpräsenz mitgebracht. Die Blicke lagen nämlich nicht nur auf Grund seines schrillen Aufzuges auf ihm, sondern auch weil er wusste, wie er die Aufmerksamkeit der Zuschauer erhielt und sie auch hier und da zu einem kleinen Lacher verleiten konnte. Ausserdem kann der Mann besser in High Heels tanzen als ich überhaupt darin laufen kann.

Doch nicht nur Frank and Further war ein Publikumsliebling. Auch wenn es während der Vorstellung niemand zugab, so war der Erzähler auch einer, der immer wieder heiss ersehnten Figuren. Warum dies niemand zugeben wollte? Nun, es gehört bei der Rocky Horror Show dazu, dass das Publikum den Erzähler jedes Mal ausbuht und „Boring!“ ruft, wenn er auftritt. Allerdings kommen da natürlich auch manch andere Ausrufe, mit denen unser Erzähler Sky du Mont aber souverän klarkam und auch schlagfertig darauf antwortete.

Bild: Jens Hauer

In den Schatten stellen

Schon im ersten Akt, vor allem aber anfangs des Zweiten, habe ich mich an dem Schattenspiel erfreut, dem sich die Inszenierung oft bedient hat. Aus Projektionen hinter Vorhängen schlüpften plötzlich echte Menschen und manch andere Szene, die vielleicht wegen ihrer Anstössigkeit nicht einfach im Rampenlicht gezeigt werden konnte, wurde durch Licht und Schatten verschleiert.

Und in den Schatten stellt dieses Musical so einiges. Die Kombination der Lieder, welche die verschiedensten Emotionen beherbergen gepaart mit unerwartetem Tap-Dance, blütenweissen Federfächern und Kostümen, die ihre Träger wie grosse Schachfiguren aussehen liessen, begeisterten sowie das Publikum als auch mich.

Bild: Jens Hauer

Ein Tanz zum Abschluss

Ich war so gebannt, dass ich sogar praktisch keine fliegende Spielkarte bemerkt habe, die vom Publikum zur Verabschiedung im Saal herumgeworfen wurde. So schnell sollte es doch gar noch nicht vorbei sein, habe ich mir gedacht. Doch da habe ich die Rechnung ohne den Cast der Rocky Horror Show gemacht. Nach der Verbeugung war es nämlich noch nicht Zeit zum Aufbrechen, da sie erst eine und dann sogar noch eine zweite Zugabe spielten. Diese zweite war dann sogar ausgerechnet The Time Warp, wo ich dann, da sowieso bereits alle standen, doch noch etwas mittanzen konnte.

Bildquellen

  • rocky-horror-show-foto-06-credit-jens-hauer: Jens Hauer
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Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

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