In den vergangenen zwei Wochen haben sich weltweit tausende Schüler zu Klimademonstrationen zusammengefunden, um auf die gegenwärtig kritische Klimalage aufmerksam zu machen. Schweizweit gingen rund 22’000 Schüler und Schülerinnen auf die Strasse und ernteten dabei Zustimmung sowie auch kopfschüttelnde Ablehnung.
Tize Redakteurin Katharina hat hier bereits einen ausführlichen Beitrag zum Kernthema der streikenden Schweizer Jugend geschrieben.
Was ist der Freitag für die Zukunft?
Nebst zahlreichen Demonstrationsfotografien, kritischen Zitaten und erschreckenden Klimabilder ist zurzeit der Hashtag #FridaysForFuture auf diversen sozialen Medien hoch im Kurs.
Der Freitag für die Zukunft ist eine von der Klimaaktivisten Greta Thunberg inspirierte Schüler- und Studenteninitiative, die sich für den Klimawandel einsetzt. Die 16-jährige Schwedin schwänzt bzw. streikt seit August jeden Freitag und trat aufgrund ihres intensiven Klima-Engagements vergangene Woche sogar beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf.
Ziel der wöchentlichen Schülerstreiks ist es, die Politiker auf die aktuellen Klimamissstände aufmerksam zu machen, damit diese sofortige Massnahmen einberufen können.
Die globale «Extinction Rebellion»
Nebst der Fridays for Future Initiative ist auch die Bewegung Extinction Rebellion – kurz genannt XR – im Rahmen des Klimakampfes weltweit am demonstrieren. Die sogenannte Graswurzelbewegung findet ihren Ursprung im Jahr 2015. Offiziell gegründet wurde XR jedoch erst im Oktober 2018 in London. Nach mehreren Demonstrationen und Protestaktionen in der britischen Metropole, erhielt die Bewegung weltweite Aufmerksamkeit. Im November 2018 besetzten rund 6000 Menschen die fünf wichtigsten Brücken Londons während mehrerer Stunden. Nach diesem Non-Violent-Protest wuchs die Anhängerschaft von Extinction Rebellion rapide und fand auf der ganzen Welt neue Zugänge.
Eine gute Freundin erzählte mir einige Wochen zuvor von der geplanten Extinction Rebellion Demonstration. Damals war mir nicht ganz bewusst, was mich erwarten würde, da ich selbst noch nie an einer Demo teilgenommen hatte. Am 17. November liessen wir uns schliesslich mit hundert anderen Mitstreitern auf der Westminster Bridge nahe dem Big Ben nieder und warteten. BBC berichtete, das Parlament wurde auf XR aufmerksam. Damit war der Grundstein für eine «Klimastarke» Zukunft gelegt.
Als Ziel – der Earth Strike 2019
Fridays for Future, Extinction Rebellion und einige weitere Organisationen arbeiten gemeinsam auf den sogenannten Earth Strike Day am 27. September 2019 hin. Dieser steht ganz im Zeichen des akuten Klimawandels und zum Retten der Welt. Auf der Webseite des Streiktages definieren sie ihre Ziele so:
Sofortiger Start der globalen Zusammenarbeit zur Umkehrung des Klimaschadens durch eindeutige und verbindliche Vereinbarungen, sowohl von Weltführern als auch von Unternehmen, nachdem das IPCC eine Halbierung der CO2-Emissionen bis 2030 und Null-Emissionen bis 2050 vorgesehen hat.
Internationale, eindeutige und verbindliche Verpflichtung, die Zerstörung von Regenwäldern und anderen Lebensräumen von Wildtieren zu stoppen.
Internationale, eindeutige und verbindliche Vereinbarungen, mit denen Unternehmen für die von ihnen erzeugten Treibhausgase zur Verantwortung gezogen werden sollen.
Verständnis und Kopfschütteln
Wie auch bei rechten Bewegungen ernten auch linke Gruppierungen nebst Verständnis zahlreiches Kopfschütteln. «Was bringt das denn?», krieg ich oft zu hören, wenn ich mit jemanden über Extinction Rebellion diskutiere. Auch zum wöchentlichen Schülerstreiken am Freitag lese ich, während meinen Recherchen zum Thema, viele kritische Stimmen. «Ihr wollt doch nur schwänzen – wer würde denn heute noch am Samstag streiken.»
Die Vorwürfe, die der Bewegung Fridays for Future angekreidet werden sind naheliegend und meines Erachtens ebenso verständlich. Vermutlich nutzen einige Schüler diesen Freitag, um nicht die Schulbank zu drücken. Ausserdem ist es nach wie vor unsicher, ob sich in der Politik tatsächlich etwas ändern wird. Und doch bin ich der Meinung, dass Extinction Rebellion und Fridays for Future beide eine kleine Veränderung in der Welt gebracht haben. Während die einen 20-jährigen vor 3 Monaten keine Gedanken an den Klimawandel verschwendet hatten, so stehen sie jetzt schreiend und protestierend auf den Strassen. Selbst aufgrund der Tatsache, dass sich die zukünftige Generation durch solch heftige Aktionen bewusst wird, was auf uns zu kommen könnte, macht es jeden Freitag wert zu schwänzen.
Die Beweggründe einzelner Individuen dürften selbstverständlich hinterfragt werden, doch wie so oft sollte der Fokus nicht auf Einzelpersonen, sondern der grossen Masse und deren Meinung und Motivation liegen.
Wer der Jugend vorwirft, tagelang in die Glotze zu gucken, kann sich rund 22’000 Schüler und Schülerinnen auf den Schweizer Strassen anschauen und staunen. Ob es am Ende wirklich was bringt, ist eine andere Frage. Aber es ist zumindest ein Anfang und der Beweis, dass sich die Jugend viel mehr um die Zukunft schert, als einige zu behaupten mögen.