Endlich lerne ich, wie ich mich selbst verteidigen kann!» So drückte sich meine Begeisterung aus, als ich im Internet die Seite einer Kung-Fu Schule entdeckte. Ich ging zu einem Probetraining und war sofort von den kämpferischen Fähigkeiten der Schüler und vor allem von ihrem Lehrer überwältigt. Darum entschloss ich mich dazu, mich bei der Kung-Fu Schule anzumelden. Das Ganze ist nun fast elf Jahre her und mittlerweile habe ich erkannt, dass es nicht nur um Selbstverteidigung geht, sondern dass Kung-Fu viel mehr Bereiche des Lebens umfasst.

Schon während der ersten Trainingsstunden ist mir die aufgeschlossene Atmosphäre aufgefallen. Jeder unterstützt jeden, selbst wenn man gerade erst angefangen hat und noch nicht wirklich viel von der ganzen Materie versteht. Umso interessanter waren dann jene theoretischen Einblicke durch meinen Lehrer, in welchen er uns etwa von der Entstehungsgeschichte des Stils erzählte oder grundlegende Prinzipien erläuterte. Somit hat man die Möglichkeit, auch zu Verstehen wieso man bestimmte Bewegungsabläufe so praktiziert und nicht anders. Dadurch kann ich besser an meinen eigenen Fähigkeiten arbeiten, indem ich nicht nur die Bewegung nachahme, sondern auch über das, was ich mache, nachdenke. Besonders fasziniert war ich in diesem Zusammenhang von der Intensität des Trainings und die daraus folgende Wirkung auf die Entwicklung meines Körpers. Ich habe noch nie so viel geschwitzt und hatte des Öfteren Muskelkater an ungewohnten Stellen. Wenn ich heute in den Spiegel sehe, bin ich froh, dass ich mich vor knapp 11 Jahren angemeldet habe, denn ganz abgesehen von den Muskeln, die sich in dieser Zeit aufgebaut haben, bin ich viel fitter geworden und meine Ausdauer wurde auch besser. Durch die regelmäßigen Dehnübungen bin ich auch um einiges beweglicher, was natürlich auch viele Vorteile hat. Doch die ganzen komplexen Bewegungsabläufe im Kung-Fu haben noch weitere positive Aspekte: Man schult seine Koordination, indem man lernt, seinen Körper mit all seinen Gliedmaßen gezielt einzusetzen. Dabei ist man hoch konzentriert, was nicht nur vorteilhaft für das Kung-Fu Training sein kann.

Auch in der Schule muss man sich gewissenhaft konzentrieren, um gute Resultate zu erreichen, um sich selbst auch geistig weiterentwickeln zu können. Ich war auch ein wenig überrascht, als ich bei meinem Probetraining bemerkte, dass sich alle Schüler beim Betreten und Verlassen des Raumes in die Richtung des Raumes verbeugten, was aussah wie eine Begrüßung. Ich schloss mich dem einfach an, ohne wirklich zu wissen wieso. Doch schon mit der theoretischen Einführung erfuhr ich, dass man mit dieser Geste dem Raum Respekt zollt. Diese Art von Disziplin mag dem einem oder anderen komisch erscheinen, doch wenn man eine gewisse Zeit dabei ist, fängt man an die Vollkommenheit dieses Systems mit all seinen Vorteilen zu schätzen. Darum ist es für mich selbstverständlich geworden, dem Raum Respekt zu zeigen. Respekt zeigt man auch gegenüber seinem Lehrer, indem man nicht nur seinen Anweisungen folgt, sondern über die mentalen Aspekte des Kung-Fu’s nachdenkt, und so wieder etwas lernt, was essentiell wichtig sein kann für das folgende Leben. Während des Trainings bin ich bei diversen Übungen sehr oft an meine eigenen Grenzen gestoßen, was man am nächsten Tag natürlich gemerkt hat. Ich glaube nicht, dass ich ohne die Motivation durch meinen Lehrer im Training mich selber so gefordert hätte. Doch gerade das schätze ich so an Kung-Fu, dass man durch «harte Arbeit», was Kung-Fu übersetzt bedeutet, wirklich etwas erreichen kann.

Man arbeitet an sich selber, auch wenn das für mich anfangs noch schwer ist, immer an meine Grenzen zu gehen, und man lernt einen starken Willen zu entwickeln. Mein Lehrer hat des Öfteren gesagt, dass man lieber etwas richtig macht, sich fordert und danach dann erschöpft ist, als wenn man nicht probiert an seine Grenzen zu gehen. So kann man danach sagen, ich habe was gemacht, was für das Selbstbewusstsein und die Selbstmotivation sehr positiv ist.

Was denkst du über Kung Fu? Würdest du es auch ausprobieren oder ist es dir lieber, einfach nur zuzuschauen? Wollt ihr mehr darüber erfahren?

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