Eigentlich ist es totaler Irrsinn. Sowohl ich als auch meine Freunde haben durchschnittlich 300-500 Follower auf Instagram. Was zwar offiziell als «nicht besonders viel» gilt, ist aber trotzdem eine recht beträchtliche Zahl. Besonders wenn du einmal darüber nachdenkst, wie viele Menschen so ungefähr 500 auf einmal sind. Es stellt sich somit die Frage, kannst du wirklich so viele Freunde und Bekannte von dir aufzählen?

In letzter Zeit habe ich mir viele Gedanken zu meiner Aktivität und meinem Nutzungsverhalten auf Instagram gemacht. Tagtäglich scrolle ich durch die App mit dem bunten Logo, mache Doppelklicks, rufe Profile auf und swipe durch die Stories. Jeden Tag erfahre ich neues von Menschen, die auf meinem Dashboard und auf der Timeline auftauchen. Hat jemand ein neues Haustier, erwähne ich es womöglich sogar beim Mittagessen mit meinen Freunden.

«Habt ihrs auch gesehen, Luise hat ein neues Meerschweinchen?» die anderen nicken und selbst wenn einer nicht wissen sollte, wer diese Luise ist, so wird durch die Formulierung meiner Frage klar, dass ichsie zumindest online verfolge. Befreundet müssen wir heutzutage nicht einmal mehr sein, um über das Leben von dieser frei erfundenen Luise Bescheid zu wissen. Es reicht, sie abonniert zu haben (wenn sie denn existieren würde) und hin und wieder ihre Beiträge anzusehen.

Es fühlt sich an, als würden wir einander kennen. Denn ich weiss, dass die erfundene Luise bei Instagram oft Stories von Konzerten postet. Am liebsten scheint sie Punk zu mögen und dass sie tierlieb ist, wissen wir ja auch schon. Aus unseren Eindrücken, die wir online von Menschen erhalten, können wir uns die Personen vorstellen, ohne sie zu kennen. Dabei vergessen wir aber manchmal diesen letzteren Fakt. Viele von den von den von uns verfolgen Personen kennen wir gar nicht richtig.

Das soll keinesfalls eine Kritik sein. Ich selbst folge beispielweise einigen Personen, deren Profile mich inspirieren. Dazu muss ich sie nicht kennen, doch wunder nimmt es mich trotzdem, wer sie sind. Das ist der Grund, weswegen ich begonnen habe, meine Aktivität auf Instagram diesem Interesse anzupassen. Ich schreibe wieder mehr Kommentare, reagiere auf Stories oder starte selbst Umfragen in meinen Stories. Schliesslich will ich wissen, wen es alles in diesem weltweiten Netz gibt und wen es denn genau in meinen Umkreis verschlagen hat.

So sind mir in letzter Zeit einige sehr positive kleine Dinge wiederfahren. Denn ja, auch das ist bei Social Media möglich, dass es einem den Tag versüsst. Dabei will ich nicht verneinen, dass durch die Sozialen Medien ein grosser Druck auf uns lastet. Aber es muss genug gute Dinge geben, die an Social Media überwiegen, sonst würden wir es nicht nutzen. Und einige dieser positiven Gründe würde ich gerne mit euch teilen:

In einer Story hat jemand letztens ein Zitat gepostet, das davon handelte, wie die Menschen im eigenen Leben manchmal an bestimmte Dinge erinnern. Darauf habe ich mich gefragt, ob mich eben diese Person auch an etwas erinnert. Und tatsächlich, obwohl wir uns erst gefühlt zwei bis dreimal in Person getroffen haben, verbinde ich eine Erinnerung mit ihr. Warum also nicht, dachte ich mir, und antwortete ihr auf diese Story. Daraus entstand eine nette kleine Unterhaltung und Freude auf beiden Seiten, da dieser Post uns zu eben jener Interaktion gebracht hat.

Das hat mir einmal mehr gezeigt, wie überraschend, allerdings im positiven Sinne, solche Interaktion sein kann. Aus diesem Grund war ich wenig später motiviert, eine Umfrage auf Instagram zu starten. Name für meine neue Pflanze gesucht, habe ich geschrieben. Zurück kamen etliche lustige, kuriose oder auch nur als Insider zu verstehende Vorschläge. Vor allem auch von Personen, mit denen ich glaube, eigentlich gar nichts zu tun zu haben. Doch «nur» schon die Verbundenheit unserer Profile verbindet uns schlussendlich auch auf einem andren Niveau.

Diese Erlebnisse haben mir in der letzten Zeit einfach wieder einmal gezeigt, dass wir heutzutage ein regelrechtes Netzwerk aufbauen können, und es wahrscheinlich unbewusst auch schon lange tun. Nur, dass wir es oft vernachlässigen, dieses Netzwerk auch zu nutzen. Doch wenn uns ein Post gefällt, ein Kommentar dazu einfällt oder irgendeine lustige Assoziation, sollten wir sie mitteilen. Mir zumindest, würde eine solche Reaktion ein Lächeln aufs Gesicht zaubern und meinen Tag definitiv anders Prägen, als ein Story-Swipe oder Doppelklick. Gegen diese ist zwar auch nichts einzuwenden, doch als Mensch und somit kommunikatives Wesen, sind Worte immer noch das, woran ich mich am meisten erfreue.

Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

Was ist deine Meinung? Schreib einen Kommentar!