Angst ist ein Thema, dass uns in den vergangenen zwei Jahren stetig begleitet hat. Ob es die bewusste Angst vor dem Virus, die Angst vor den finanziellen Notlagen oder die Angst vor einer «Corona-Diktatur» war. All dies hat die Pandemie mit sich gebracht und wir alle haben diese Ängste, zumindest am Rande, verspürt. Dann kam die Impfung. Fluch und Segen zugleich, wie man meinen könnte. So kamen ganz neue Fragen auf und das, was noch vor einem Jahr als unmöglich erachtete wurde, wurde möglich. Das Zertifikat. 

Ist das der Beginn einer zwei Klassengesellschaft? Über diese Frage wird zurzeit viel diskutiert. Gerade die aufkommende Abstimmung vom 28. November wirft die Frage auf, ob die Zertifikatspflicht, so wie sie jetzt gehandhabt wird, moralisch vertretbar ist. 

Die Zertifikatspflicht ist per Definition kein Verstoss gegen das Diskriminierungsverbot. Denn dieses schützt Menschen davor, aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sozialen Stellung, benachteiligt zu werden. Diskriminierung liegt nur dann vor, wenn ein Mensch nicht wegen seines Verhaltens, sondern seiner Zugehörigkeit, Nachteile erleidet. 

Obwohl das Zertifikat nach der Gesetzesgrundlage keine Diskriminierung darstellt, ist es dennoch ein Wiederspruch gegen die noch im Frühjahr 2021 getroffenen Aussagen, die sich gegen eine Impfflicht aussprachen. Das mit der Verbreitung des 3G-Ausweis ein Druck auf Ungeimpfte ausgeübt wird, kann man wohl nicht abstreiten.

Jetzt wo die Test kostenpflichtig geworden sind, obwohl man für fast alles, was irgendwie mit Freizeit und Vergnügen zu tun hat, ein Zertifikat braucht, kann man wohl nicht ganz von einer fairen Entscheidung reden. Auf der Terrasse essen müssen, kein Gym mehr betreten dürfen und nicht einmal mehr die Vorlesungen an der Uni besuchen zu dürfen geht schon eher in die Richtung eines Zwanges, als eines leichten Impfdruckes. 

Ein Druck, gegen den sich noch vor einem halben Jahr alle ausgesprochen haben, wurde jetzt zur Realität. Hätte 2018 jemand erwähnt, dass es Menschen geben wird, die aufgrund einer Spritze sich frei bewegen dürfen, während andere die sich aus individuellen Gründen gegen diesen Eingriff entschieden haben, in ihrem Leben eingeschränkt sind, hätten wir das alles für einen schlechten Witz gehalten. 

Dass dieses Virus nach wie vor ein Problem darstellt, ist unbestreitbar. Doch sind es diese drastischen Massnahmen wirklich wert? Hier geht es nicht mehr nur um Gelder und Existenzen, aber auch um Moral und Ethik. Obwohl diese Ausgrenzung nicht als Diskriminierung eingestuft wird, hat sich eine neue soziale Gruppe geschaffen, welche aufgrund ihrer Entscheidung von vielem ausgeschlossen wird.

Die Stimmen dieser Gruppe sind laut. Es gibt Proteste und Gerichtsfälle. In vielen löst es eine enorme Frustration aus, die oftmals in Wut, vor allem auch gegenüber der Regierung mündet. Dieses Zertifikat hat so gesehen also nicht nur die Gesellschaft offensichtlich in zwei Partien gespalten, sondern auch das Vertrauen in die Regierung verletzt. 

Nun muss man sagen, dass sowohl die Zertifikatsbefürworter als auch die Gegner valable Gründe für ihre Position bringen und es nun an jedem Bürger und jeder Bürgerin liegt zu entscheiden, ob dieser Druck moralisch vertretbar ist oder nicht. 

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