Bereits seit gut einer Woche reise ich alleine mit Rucksack und Kamera durch fünf osteuropäische Länder. Grundsätzlich ist das sogenannte «Solo Traveln» ja nichts Neues, bereits in den 80ern fuhren abenteuerlustige Jugendliche wochenlang alleine durch ein fremdes Land, auf der Suche nach etwas neuem, dem perfekten Adrenalinkick oder ganz einfach auf der Suche nach sich selbst. Doch der Trend verschwand, bis er vor einigen Jahren (vermutlich dank der Möglichkeit, diese Abenteuer nun endlich auch mit hunderten von Followern zu teilen) wieder anstieg. Doch ums Solo-Reisen geht es in diesem Beitrag nicht. Es geht um das damit verbundene Klischee. Es geht ums alleine sein. Und um die Einsamkeit.

Vor Kurzem fühlte ich mich zum ersten Mal seit neun Tagen einsam. Im Herzen Ungarns Hauptstadt, Budapest, fühlte ich mich so klein, nichtig und einsam wie kaum zuvor. Obwohl umringt zahlreicher Menschen, viel Gelächter, lauten Stimmen die von allen Seiten an mich dringen, merke ich, wie die Einsamkeit sich an meine Fersen haftete und festklebte. Wie ein Schatten, der sich nicht abschütteln lässt und selbst bei schwächster Sonne erkenntlich bleibt.

Budapest, die Hauptstadt Ungarns, mit gut 2 Millionen Einwohnern. Eine Metropole, die insbesondere mit hartem billigem Alkohol die touristische Meute in rauen Mengen anreisen lässt. Diese lassen sich täglich ab sechs Uhr abends, nach einem günstig fettigem Znacht, von Bar zu Bar führen. Füllen sich die hohlen Birnen bis zum Überlaufen voll, bis sie taumelnd, Arm in Arm, die Strasse entlang in ihre Schlupflöcher zurückkehren, um die Bescherung am Tag darauf aufs Neue zu erleben. Das ist Budapest. Nebst zahlreichen erstaunlichen Museen und historischer Sehenswürdigkeiten, ist genau das Budapest.

Und genau das, macht einsam. Ich bin alleine, war aber nicht einsam. Im bisher grössten Hostel und grösster Stadt bin ich es. Einsam unter vielen, ein Phänomen, das tatsächlich nicht nur 20-jährige introvertierte Backpackerinnen plagt.

Seit geraumer Zeit bereits hat sich die Einsamkeit als Krankheit des 21. Jahrhunderts einen Namen gemacht. Es ist eben so eine Sache mit dem Alleinsein.

Alleine sein kann gut sein. Alleine zu sein kann, lässt dich anders denken, anders leben. Alleine zu sein, bedeutet sich um einiges stärker mit sich selbst auseinanderzusetzen. Alleine zu sein hat eine Vielzahl schöner Vorteile. Die Einsamkeit jedoch ist ekelhaft. Insbesondere in einer Grossstadt, wo die Anonymität und das Partyrauschen und der ansteigende Alkoholpegel diese verstärken. Einsamkeit macht sich breit, wenn das Alleinsein nicht mehr gewünscht ist. Wenn du deinen Mitbewohnern einen eifersüchtigen Blick zuwirfst, wenn sie sich kugelnd in die Arme fallen und dabei fast die Bierflaschen, die illegalerweise aufs Zimmer geschmuggelt wurden, umwerfen. Neidisch, denn immerhin sind sie in einer Gruppe. Neidisch, weil sie sich gegenseitig haben und ich bloss mit durch zeitversetzte Chats mit meinen Freunden Kontakt habe. Neidisch, weil ich zu schüchtern und auch etwas zu stolz bin, mich an ihre Fersen zu heften, nur um dieses Loch der Einsamkeit zu füllen.

Ein Loch, das sich dann breitmacht, wenn du das Gefühl hast, dass es andere besser haben. Einsamkeit macht dich verrückt, wenn du dich nach einer Begleitung sehnst.

Selbstsicherheit und ein aufrechter Gang hinterlassen immerhin Ausstehenden den Eindruck, dass du alles im Griff hast und ganz gut alleine zurechtkommst. Du bist ja alleine. Aber bestimmt nicht einsam. Bestimmt nicht. Unter so vielen.

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auf der Suche nach etwas Inspiration

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