Seit vergangenem Freitag haben wir die dritte Etappe des schweizweiten Renormalisierungsplan erreicht. Veranstaltungen mit bis zu 300 Teilnehmern sind wieder erlaubt, der Unterricht in den Schulen wird normalisiert und die Discotheken haben wieder bis um 12.00 Uhr geöffnet. Es liegt zwar immer noch ein sehr langer Weg vor uns, doch langsam nähern wir uns wieder dem gewohnten Leben so wie es vor dem Coronavirus war.
Und jetzt?
Ab dieser Woche sind diverse Freizeitaktivitäten wieder möglich. So haben zum Beispiel Schwimmbäder, Freizeitparks, zoologische Gärten und Casinos wieder offen. Der Alltag vieler normalisiert sich wieder, da in den Schulen unter gewissen Bedingungen wieder Präsenzunterricht herrscht und man am Wochenende wieder in den Ausgang kann, wenn auch nur bis Mitternacht. Dennoch können wir uns wohl gänzlich vom Festivalsommer 2020 verabschieden, denn sämtliche Konzerte und andere Grossveranstaltungen sind bis weit in den Herbst hinein definitiv abgesagt.
Wieder Normalität?
Zurück zur Normalität. Das ist es, worauf wir alle warten. Doch ist es überhaupt erstrebenswert in eine Realität zurückzukehren, wie sie vor Corona war? Wenn wir ehrlich sind war doch lange nicht alles in Ordnung so wie es war. Während dieser Pandemie hatte unsere Erde das erste Mal seit Jahren, die Zeit zu heilen. Die Luftverschmutzung durch den Flugverkehr hat in den vergangenen Monaten so stark abgenommen, dass man im Süden Chinas wieder vermehrt einen blauen Himmel geniessen konnte. In Italien wurde das erste Mal seit Jahrzehnten wieder ein Delfin an der Küste gesichtet, und in Venedig ist das Wasser so klar, dass man wieder bis auf den Grund der Kanäle blicken kann. Doch nicht nur die Natur zeigt uns den Schaden, den wir ihr in den vergangenen Jahren zugefügt haben. Auch auf gesellschaftlicher Ebene haben wir in den letzten Monaten viele Probleme erkannt, die schon lange unter der Oberfläche schlummern. Die Proteste der Black Lives Matter Bewegung macht klar, dass wir längst nicht frei von Rassismus sind. Auch die häusliche Gewalt hat unter den Belastungen der Corona Kriese wieder stark zugenommen. Die Vergangenen Wochen waren auch besonders hart für Randgruppen der Gesellschaft, wie Sans-Papiers, Obdachlose oder Flüchtlinge.
Was können wir lernen?
Natürlich ist es unmöglich die Welt von heute auf morgen völlig zu verändern. Doch wir sollten diese Kriese nutzen, um etwas daraus zu lernen. Wir sollten uns als Gesellschaft mehr um Missstände kümmern, doch wir sollten auch bei uns persönlich versuchen etwas zu verändern. Damit meine ich nicht, dass wir alle zu perfekten Menschen werden denn das ist schlichtweg unmöglich. Aber wenn sich jeder für sich nur eine einzige Sache nimmt – sei es mehr Fahrrad zu fahren, etwas Geld an ein Hilfswerk zu spenden, weniger Fleisch zu essen oder allen Putzkräften zuzulächeln – dann können wir die Welt alle zusammen zu einem besseren Ort machen.