In Zeiten von Rap und Techno wird ein Musikgenre immer leiser: Rock. Doch immer mehr Nachwuchskünstler*innen der Generation Z wagen sich an die Klänge von Metallica und ACDC. So auch Niels Fingerle, der vor zwei Jahren die Band „Iron Heart“ gründete. Im Interview erzählt Niels von seiner Leidenschaft zur Musik und welche Erfolge er sich von „Iron Heart“ erhofft.
Dass Rock für ihn mehr als nur Musik darstellt, ist bereits in den Augen des 22-Jährigen erkennbar, wenn er feurig von seiner Leidenschaft erzählt. Niels zusammengebundene Haare, die Halsketten und seine eher dunkelgehaltenen Klamotten sprechen im Prinzip für sich. Niels weiss viel zu erzählen, denn die Musik hat für ihn einen enorm hohen Stellenwert. Das Projekt „Iron Heart“ begleitet ihn nun gut zwei Jahre und eines wurde ihm dabei klar: Aller Anfang ist schwer und manche dauern etwas länger als andere.
Niels, wer oder was verbirgt sich hinter der Band „Iron Heart“?
„Hinter Iron Heart steckt eine junge, dynamische Formation mit Leuten zwischen 20 und 30 Jahren. Unsere Gruppe birgt die Motivation und das Können, sich in der Rockwelt zu etablieren. Das Einzige, was uns momentan noch fehlt, ist der richtige Zeitpunkt. In unserer momentanen Lage ist es schwer, den Zeitpunkt zum Durchstarten zu finden.“
Wegen der Pandemie?
„Auf der einen Seite liegt das an der aussergewöhnlichen Situation von Corona, in der wir uns alle zurzeit befinden. Andererseits liegt die Problematik auch darin, dass Veranstalter*innen nicht einfach eine neue Band zu Auftritten einladen. Als Band muss man sich schon vorher etablieren. Für den ersten Durchbruch fehlt uns leider immer noch eine Sängerin oder ein Sänger.“
Du sagst, eine Band müsse sich erst etablieren, bevor Aufgebote an Land gezogen werden können. Was kann man sich darunter vorstellen?
„Als Band muss vom ersten Moment an Präsenz gezeigt werden. Sei es über Social Media, bis hin zur Herausgabe von CDs und LPs. In der heutigen Zeit kann es sich eine Band nicht leisten, auch nur wenige Monate nichts mehr zu veröffentlichen. So ist man relativ schnell weg vom Fenster. Das habe ich bei Kolleg*innen aus anderen Bands schon beobachtet. Da wir zurzeit noch niemanden im Frontgesang haben, traten wir auch noch nicht wirklich an die Öffentlichkeit.“
Wie seid ihr auf den Namen „Iron Heart“ gekommen?
„Die Suche nach einem passenden Bandnamen war eine Herausforderung. Schlussendlich haben wir uns für „Iron Heart“ entschieden, da sich im Prinzip viele damit identifizieren können. Von aussen her ist der Mensch weich, das Herz ist eisern und nicht so leicht verletzbar. Die Namensgebung habe ich zugegeben auch auf meine eigene Lebensgeschichte projiziert.“ «
Hast du diesbezüglich ein paar Beispiele?
„Im Alter von 18 Jahren habe ich meinen Vater verloren und ein halbes Jahr später verstarb dann auch ein enger Musikerfreund von mir. Diesen Freund habe ich selbst tot in seiner Wohnung vorgefunden. Beide Menschen haben mir sehr viel bedeutet. Durch den Freund bin ich überhaupt erst auf die Rockmusik gestossen.“
Somit ist die Musik für dich also ein wichtiger Lebensbaustein. Wie kannst du deine Leidenschaft beschreiben?
„Die Musik holt mich aus den tiefsten Momenten heraus und gleichzeitig kurbelt sie meine Glücksgefühle an- sei es beim Zuhören oder beim selber spielen. Wenn wir in der Band zusammen jammen, fühle ich eine intensive Energie. “
«Die Musik holt mich aus den tiefsten Momenten heraus und gleichzeitig kurbelt sie meine Glücksgefühle an.»
Niels Fingerle, 22 Jahre alt.
Um für zukünftige Sänger*innen zu werben, habt ihr einen Steckbrief erstellt. Dort steht, Iron Heart will endlich Vollgas geben. Warum wollt ihr Vollgas geben und was bedeutet für euch „Vollgas“?
„Ich persönlich habe genug von dem «Larifari», welchen ich in der vorherigen Band miterlebt habe. Dort ging es weniger um die Musik, sondern mehr ums Trinken und Beisammensein. Solche Dinge dürfen und müssen in einer Band Platz haben. Schluss am Ende waren wir aber mehr als die Hälfte der Zeit im Bandraum, ohne wirklich Musik zu machen. Deswegen wollen wir jetzt vorwärts machen.“
Du warst also schon bei einer Band?
„Genau, in der war auch die Bassistin Jessie mit dabei, die mir im Laufe der Zeit sehr ans Herz gewachsen ist. Zusammen haben wir den Austritt aus der alten Band gegeben und Iron Heart gegründet. Sie hat glücklicherweise dieselbe Ambition dahinter, wie ich. So ging dann die Suche nach Mitstreitern wieder von vorne los. “
Mittlerweile habt ihr einen Schlagzeuger und mit dir zwei Gitarristen, die Lücke bestünde also nur noch beim Gesang. Wie kann man sich so eine Suche nach Sängern vorstellen?
„Ich muss dazu sagen, dass ich mich wirklich glücklich schätzen kann, mit solchen liebenswürdigen und talentierten Menschen zusammenarbeiten zu dürfen. Menschlich und musikalisch gesehen, haben wir eine super Konstellation hinbekommen. Wie eben schon erwähnt, fehlt nur noch eine Person, die den Gesang übernimmt. Die Kandidaten, die sich auf unsere Inserate melden, schicken uns Gesangsdemos zu. Wenn das Gesungene passt, laden wir in sie unser Probelokal ein. Dann gibt es mehrere Jamsessions mit allen Mitgliedern der Band.“
Welche Fähigkeiten und Talente müssen Bewerbende mitbringen?
„Das Genre vom 80’s Rock ist sehr breit. Deswegen ist diese Frage nicht so einfach zu beantworten. Im Grunde sollte das Gesungene in das Spektrum von ACDC und Krokus passen. Die Priorität Nummer eins ist aber, dass die Töne auch getroffen werden und dass das Taktgefühl stimmt. An allem anderen kann gearbeitet werden. Die oder der Frontsänger*in muss wie die Faust aufs Auge zur Band passen, nicht nur musikalisch.“
Im Vergleich zu bereits bestehenden Bands: in welchen Punkten unterscheidet ihr euch? Gibt es Vorbilder, denen ihr nacheifert?
„Die Musik hat in den letzten Jahren enorm viel Zuwachs erhalten. Rocker, Rapper, DJs, etc. sind quasi aus dem Boden geschossen. Daher gibt es immer weniger Lieder, die nicht schon geschrieben wurden und nur noch wenige Geschichten, die nicht schon erzählt wurden. Es ist in der heutigen Zeit so schwierig, etwas Neues auf den Markt zu bringen. Die Band „Killer“ kommt Nahe an die Songs heran, die wir später veröffentlichen wollen und dient vor allem mir als Inspirationsquelle.»
Wenn wir ehrlich sind, gehört Rock nicht mehr so zum Mainstream der Musikwelt. Warum wollt ihr es ausgerechnet mit Rock versuchen?
„Rock ist nicht mehr das Gängigste, das stimmt. Das ist aber genau der Punkt, der uns antreibt. Schlussendlich wollen wir Musik machen, die uns selbst gefällt, wir selber hören und auch zu 100% dahinterstehen können.“
Wie siehst du die Rolle von Iron Heart in der Zukunft? Was habt ihr vor?
„Wie andere Künstler*innen versuchen wir uns zuerst einmal regional zu etablieren. Auf kantonaler Ebene im Raum Solothurn etwas zu erreichen wäre schon mal sehr cool. Wer weiss, was die Zukunft mit sich bringt. Als Newcomer-Band spielt Können sicherlich eine Rolle, am Ende spielt aber auch eine Menge Glück mit. Man kann in Zukunft sicher mit uns rechnen. Auf welche Art und Weise wird sich im Laufe der Zeit herausstellen.“
Wir wünschen Niels und seiner Band weiterhin viel Erfolg.