Solothurn, unter dem Jahr eine eher ruhige und gemütliche Stadt. Eine niedrige Einwohnerzahl und wenig Nachtleben, aber in der Zeit der fünften Jahreszeit, der Fasnacht, steht die Barockstadt für eine Woche auf dem Kopf und wird für diese Zeit sogar in «Honolulu» umgetauft. Doch was hat es mit diesem Fest auf sich? Ist es wirklich ein Wintervertreiben oder nur ein «Sauffest», wie es das Klischee besagt?

Die Fasnacht, oder auch der Karneval, gibt es beinahe überall auf der Welt. Ursprünglich kam die Fasnacht im Mittelalter richtig auf und bedeutet das ausgelassene Feiern, bevor es in die Fastenzeit geht, die dann mit Ostern endet. Die Fastenzeit wurde früher strenger vollzogen. Der Konsum von Fleisch- und Milchprodukten war in den Fastenwochen lange Zeit verboten. Viele Leute ernährten sich deswegen in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern nur von Brot und Wasser. Heute verzichtet man vielleicht noch auf Schokolade, Alkohol oder dem Rauchen, wenn überhaupt. So liessen es sich die Menschen an der Fasnacht, an Karneval, noch einmal richtig gut gehen, assen Fleisch und tranken Bier und Wein.

Solothurn und die Fasnacht

Wir schreiben das Jahr 1470. Die Strassen der Altstadt von Solothurn überquellen beinahe von der fröhlichen Menge an Narren und Närrinnen. Nachweisbar feiern die Solothurner und Solothurnerinnen bereits seit dem 15. Jahrhundert Fasnacht, so steht es auch auf der offiziellen Seite der Solothurner Fasnacht. Schon bald wurden Umzüge veranstaltet, an denen Wagenbauzünfte, Tambouren und Guggenmusiken teilnahmen. Anfangs noch im kleineren Ausmass, besonders wegen der noch nicht fortgeschrittenen Technik oder der teureren Materialbeschaffung. Heute fahren die Wagenbauzunftmitglieder auf mit teils grossen LKW-Zugfahrzeugen beschmückten Wagen durch die schmalen Gassen der Stadt. Auch die Zahl der Mitglieder in den Guggenmusiken oder Tamburen steigt jährlich. Besonders die jüngere Generation beginnt sich wieder mehr für das Fasnachtstreiben zu interessieren.

«Honolulu», nicht Solothurn!

Ab dem 13. Januar jeden Jahres, dem sogenannten Hilari, steht in Solothurn die Welt komplett auf dem Kopf. Deshalb wird die Stadt auch nach der Hawaiianischen Hauptstadt Honolulu benannt, die sich angeblich direkt auf der anderen Seite der Erdkugel befinden soll. Nicht nur das, an diesem heissgeliebten Datum der Solothurner, findet auch die Proklamation statt. Kurz gesagt, bedeutet dies nichts anderes, als die Übernahme der Stadt durch die Narren und Närrinnen. Symbolisch wird dazu auch das Schild der Rathausgasse abgenommen und durch das der «Eselsgasse» ersetzt. Der Ober der Narrenzunft Honolulu veranstaltet dann einen Jahresrückblick in Versform, verkleidet als Hilarius Immergrün. Am Abend dieses 13. Januars findet dann auch immer ein Platzkonzert auf dem Amthausplatz mit verschiedenen Guggenmusiken statt.

 

Traditionell eröffnet am schmutzigen Donnerstag die Cheslette die hauptsächliche Fasnachtswoche. An diesem frühen Morgen, wird schon einmal richtig Lärm gemacht, um die alten Wintergeister zu vertreiben. Die Narren und Närrinnen erscheinen um fünf Uhr morgens im weissen «Chesslerhemmli» und einem Lärminstrument. Von diesem Tage an, ist die Stadt Solothurn bis zum Aschermittwoch jeden Tag von Guggenmusiken, Zünften, Schnitzelbanken und natürlich dem wichtigsten, dem Publikum, besetzt. Besonders hoch sind die Besucherzahlen an den Fasnachtsumzügen, am Fasnachtssonntag und Fasnachtsdienstag, an denen jeweils am Publikum die neuen Mottos und Kostüme der Wagenbauzünfte und der Guggenmusiken präsentiert werden. Auch der Tambourenverein läuft an diesen Umzügen mit und zwar an vorderster Front.

 

Die Vereinigte Fasnachtsgesellschaft Solothurn «UNO»

Auch wenn man es so glauben mag, eine Fasnacht ist nicht einfach so dahingestellt. Hinter dem jährlichen Anlass steckt jahrelange Planung. Viele wichtige Pläne müssen aufgestellt und abgesprochen werden. Wer darf an den Fasnachtsumzügen teilnehmen? Welche Guggenmusik kann wann und an welchem Ort in der Stadt auftreten? Welche Guggenmusik darf überhaupt nachts in den Gassen spielen? Wo darf was verkauft werden? Das alles sind Fragen, die innerhalb der «UNO» oder der «GUSO» (Vereinigung der Guggemusiken Solothurn) abgeklärt werden müssen. Auch andere Organisationseinheiten, wie die Organisierung des «Hilarimorgens», der Plakettenbörse, der Bewertung der fastnächtlichen Schaufensterdekorationen, der «Böögverbrönne» oder des «Zapfenstreiches» werden unter den Vereinigungen geregelt. Nach dem Solothurner Fasnachtsbuch, wurde die «UNO» im Jahre 1938 gegründet und offiziell nach der richtigen UNO benannt, wurde sie im Jahre 1947.

 

Wie es so bei vielen Fasnachten in der Schweiz der Fall ist, wird auch in Solothurn jedes Jahr ein neues Motto und eine neue Plakette gewählt. In diesem Jahr ist es «Rund um». Das Motto wird von der «UNO» ausgewählt.

 

Der Kampf gegen das Klischee

Da die Menschen im früheren Mittelalter teilweise auch gezwungen waren, zwischen der Fasnacht und Ostern auf Köstlichkeiten, Fleisch und Alkohol zu verzichten, wurde damals auch mehr gefeiert, besonders getrunken. Klar, die Fasnacht ist auch heute einerseits zum Feiern da. Anders als früher aber, ist die Fasnacht, oder als Beispiel gerade besonders die Solothurner Fasnacht, für die aktiven Teilnehmer ein Hobby, mit welchem sie sich auch bereits im Sommer auseinandersetzen dürfen oder müssen. Die Mitglieder der Musikgruppierungen beginnen bereits ein halbes Jahr vorher mit unter anderem dem Einstudieren der Stücke und dem Vorbereiten der Kostüme, Masken, etc. Auch an Auftritten unter dem Jahr fehlt es bei den Vereinen nicht, wie auch die verschiedenen Wettkämpfe, an denen gerade der Solothurner Tambourenverein viel teilnimmt. Auch die Wagenbauzünfte beschäftigen sich bereits sehr früh mit ihren Vorbereitungen. Zwischen Sommer und Herbst steht da das Motto und den Zunftmitgliedern ist bereits bewusst, wie sie ihren Wagen gestalten wollen.

 

Auch die intensive Fasnachtswoche bedeutet für die aktiven Mitglieder nicht nur feiern. Die Mitglieder der Musikgruppierungen spielen bis spät in die Nacht in der Stadt, wobei ein klarer Kopf immer gefragt ist. Die Zünftler müssen letzte Vorkehrungen für Ihren grossen Auftritt an den Umzügen treffen, den Wagen von der Wagenbauhalle in die Stadt lotsen, meist von weiter her, und dann irgendwie auch zurück. Das Ziel der Solothurner Fasnächtler ist also hauptsächlich, dass das kostümierte und feierfreudige Publikum zufrieden ist und eine schöne Stimmung in der Barockstadt herrscht. Auch wenn man dies glauben mag; die aktive Teilnahme an der Fasnacht ist nicht immer nur ein Zuckerschlecken, es ist auch anstrengend.

 

Doch wo kann man sich denn jetzt auf die Fasnacht einstimmen?

Die Fasnacht beginnt wie jedes Jahr pünktlichen diesen Samstag mit der grosszelebrierten Proklamation. Dieses Jahr gibt es sogar noch etwas Spezielleres an diesem Tag. Da die Guggenmusik Weihere Schränzer Riedholz in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum feiert, verschiebt die Guggenmusik ihr traditionelles Hilarifest, welches früher in Reidholz stattfand, direkt in die Stadt Solothurn. So wird auch das jährliche Platzkonzert vom Hilari an den Ort des Festes verlegt, nämlich die Rythalle in Solothurn. Das Fest ist von 19:00 bis ca. um 02:00 im Gange und kostet nur einen Fünfliber.

Wer sich sonst noch für die Solothurner Fasnacht interessiert, kann gerne einmal an den Tagen vom 08.02.-14.02.2018 in Solothurn vorbeischauen. Mehr Infos gibt es unter: www.fasnacht-solothurn.ch/

Bildquellen

Geschrieben von:

Was ist deine Meinung? Schreib einen Kommentar!