Im dritten Teil meiner Reportage erfährtst du, was die Sanitäter neben den Einsätzen so alles machen und wie so eine Einsatzbasis genau aussieht. Und natürlich ist auch wieder ein Einsatz dabei!

Nach zwei Einsätzen in beinahe vier Stunden wird es langsam Zeit fürs Mittagessen. Wir befinden uns bereits auf der Rückfahrt vom letzten Einsatz zur Einsatzbasis, als die Sanitäter über Funk jedoch schon wieder alarmiert werden. Wenn alle Ambulanzen gleichzeitig bereits im Einsatz sind und somit niemand auf der Basis, der alarmiert werden könnte, kommt es vor, dass man, wie wir jetzt, von einem Patienten direkt zum nächsten fährt. In so einem Moment bleibt das Sandwich dann halt noch etwas länger im Kühlschrank liegen.

Ein alltäglicher Einsatz

Unser nächster Einsatz führt uns in ein Altersheim, wo ein älterer Herr mehrmals gestürzt ist. Alltag für die Rettungssanitäter; Stürze von älteren Menschen gehören zu den häufigsten Notfällen, die von der Sanität bearbeitet werden. Nicht etwa Verkehrsunfälle oder sonstige dramatische Szenarien, sondern «ganz einfache» Stürze, die aber trotzdem für den/die Betroffene(n) sehr gefährlich sein können.

Dank dem sehr hilfsbereiten Pflegepersonal ist das Zimmer unseres Patienten schnell gefunden. Aufgrund einer kurzen Untersuchung durch die Rettungssanitäter und den Schilderungen einer Pflegefachfrau wird klar, dass die Stürze beim älteren Herrn merkliche und schmerzhafte Spuren hinterlassen haben und der Patient deshalb zur weiteren Versorgung ins Universitätsspital gebracht werden muss. Um den Mann besser stabilisieren zu können, kommt eine Vakuummatratze zum Einsatz, die in ihrem Aussehen entfernt an eine dünne Turnmatte erinnert, jedoch noch viel weicher und biegsamer ist. Durch absaugen der Luft in der Matratze wird diese hart und unbiegsam, wodurch sie genau an den Körper des Patienten angepasst werden kann und schlussendlich wie eine massangefertigte Schale anliegt. Diese spezielle Matratze kommt dann zum Einsatz, wenn bei einem Patienten beispielsweise Brüche oder Rückenverletzungen vorliegen, die nicht bewegt werden sollten. Sie stellt eine, für den Patienten viel bequemere, Alternative zum harten Rettungsbrett dar, dessen flache Oberfläche eigentlich völlig entgegen der Anatomie der Wirbelsäule ist.

Während der Untersuchung wird auch diesem Patienten wieder eine Infusion gelegt. Anscheinend müssen Praktikanten bei der Sanität nicht Kaffee kochen, sondern Infusionsbeutel in die Höhe halten. Oder vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich die Grösste bin von uns dreien, aber auf jeden Fall wird mir der Infusionsbeutel in die Hand gedrückt mit der Anweisung ihn etwa auf Kopfhöhe zu halten. Zu mehr bin ich dank meinen nicht vorhandenen Medizinkenntnissen aber auch gar nicht im Stande und darum bin ich eigentlich ganz froh, dass ich mich doch auch mal nützlich machen kann.

Mit dem Patienten in die Vakuummatratze gebettet verlassen wir das Altersheim wieder und machen uns auf den Weg. Dieses Mal dauert die Fahrt aber etwas länger, denn wenn die Ambulanz ohne Sondersignale unterwegs ist, gilt sie als ganz normaler Verkehrsteilnehmer und dann kann es auch passieren, dass sie in einen Stau gerät oder wie in unserem Fall im stockenden Verkehr hängen bleibt. Wenn sich der Zustand des Patienten jetzt rapide verschlechtern würde, wäre es möglich die Rückfahrt mit Sondersignal fortzusetzen, womit ein schnellstmöglicher Transport ins Krankenhaus gewährleistet wäre. So eine Einsatzänderung muss aber laut Gesetz mit einer (potentiell) lebensbedrohlichen Situation des Patienten begründet sein und kann nicht einfach so gemacht werden, nur um einen Stau oder ähnlichem zu umgehen.

Unserem Patienten geht es aber nach wie vor den Umständen entsprechend gut und nachdem sogar er sich über die lange Fahrt beschwert hat, erreichen wir endlich die Notaufnahme des Unispitals.

Das lange Warten dazwischen

Nachdem unser Mittagessen durch den letzten Einsatz etwas nach hinten geschoben wurde, schaffen wir es dieses Mal wieder bis auf die Einsatzbasis. Nach fast sechs Stunden ist es endlich so weit: Die erste Pause. Wer strukturierte Arbeitszeiten sucht, ist bei der Sanität also eher am falschen Ort. Neben dem Mittagessen steht auf der Basis auch noch etwas Büroarbeit an. Jeder Einsatz ist digital erfasst und muss nun von den Sanitätern kontrolliert und ergänzt werden, wobei auch gleich die Abrechnung gemacht wird. So eine Fahrt mit der Ambulanz ist natürlich nicht gratis, sondern eigentlich sogar ziemlich teuer. Besonders weil die Grundversicherung der Krankenkasse nur einen Teil des Betrages deckt.

Die Zeit zwischen den Einsätzen wird neben der Büroarbeit auch für vieles anderes genutzt. So muss zum Beispiel das Materiallager regelmässig kontrolliert und fehlende Sachen nachbestellt werden, oder einige Rettungssanitäter, die sich noch in der Ausbildung befinden, nutzen die Zeit um zu lernen. Irgendwann gibt es aber einfach kaum noch etwas zu tun und dann wartet man. Man wartet darauf, dass das Alarmtelefon läutet, um in die Ambulanz zu springen und zum nächsten Notfall zu fahren. Die Tagesstruktur eines Sanitäters ist unberechenbar; es kann sein, dass man, kaum hat man sich zum Essen hingesetzt, schon wieder losmuss, aber es kann auch sein, dass man stundenlang auf seinen nächsten Einsatz wartet.

Um die Zeit bis zu unserem nächsten Einsatz zu überbrücken, werde ich in der ganzen Basis herumgeführt. Und die Basis ist gross… Verteilt auf drei Garagen stehen auf dem Gelände der Sanität Basel zahllose Fahrzeuge. Dabei handelt es sich um 14 Ambulanzen, eine  spezielle Baby-Ambulanz und zahlreiche andere Fahrzeuge wie das Notarztfahrzeug Einsatzleiterfahrzeuge und Fahrzeuge zum Materialtransport. Neben den Garagen gibt es zwei Lager, eines für das medizinische Material und eines für die Dienstkleider der Rettungssanitäter, eine Art Waschbox für die Ambulanzen und sogar einen Fitnessraum. In der Waschbox wird nicht etwa die Aussenseite der Ambulanzen auf Hochglanz poliert, sondern es ist der Patientenraum, der regelmässig vollständig ausgeräumt, mit Desinfektionsgas vernebelt und wieder eingeräumt wird. Auch wenn das vielleicht zu den mühsameren Aufgaben der Sanitäter gehört, ist es halt trotzdem notwendig um einen gewissen Hygienestandart gewährleisten zu können. Im Hauptgebäude erstrecken sich über vier Etagen Aufenthaltsräume, Büroräume und Garderoben.
Obwohl mir das ganze Gelände riesig erscheint, wird mir gesagt, dass die Sanität Basel platzmässig schon länger an ihre Grenzen stösst. So wurde zum Beispiel die Reparaturgarage schon länger ausgelagert, weil der Platz anderweitig benötigt wird.

Irgendwann habe ich aber auch von der Basis alles gesehen und das Warten geht weiter. Ganze zwei Stunden dauert es, bis unsere Alarmtelefone endlich wieder läutet.


Wie es weitergeht, liest du nächsten Dienstag hier auf tize.ch

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