Aus der Ferne ist eine Sirene zu hören, die immer lauter wird, in Form eines lemongrünen Lieferwagens vorbeirauscht und im Davonfahren nur noch an den blauen Signallichtern auszumachen ist.

Wir sind alle schon einmal einer Ambulanz begegnet, wurden vielleicht sogar schon von einer abgeholt oder haben eine gerufen. Doch was steckt hinter diesen Notfallstationen auf Rädern? Wer sind diese Leute, die von Berufswegen Leben retten? Der Alltag eines Rettungssanitäters besteht aus viel mehr als bei Rot über die Ampel zu fahren und Verletzte aus Autowracks zu ziehen. Wie dieser Alltag wirklich aussieht, hat sich tize.ch genauer angeschaut und war dafür einen Tag lang mit der Sanität der Rettung Basel-Stadt unterwegs.

Die Sanität Basel-Stadt

Es ist 6:45 Uhr an einem kalten Montagmorgen im Februar und ich stehe vor der Basis der Sanität Basel. Kaum etwas deutet darauf hin, dass sich in dem unscheinbaren Reihenhaus, das gleich um die Ecke des Universitätsspitals Basel steht, der Ausgangspunkt sämtlicher Sanitätseinsätze der Region Basel befindet. Einzig ein Schild über dem Einfahrtstor und Garagentore hinter denen sich lemongrüne Schemen abzeichnen, zeigen mir, dass ich hier richtig bin.

Ich bin nicht die einzige Besucherin an diesem Tag. Mit mir betritt eine Rettungssanitäterin in Ausbildung das Gebäude, die hier ein mehrtägiges Praktikum absolviert. Wir werden herzlich empfangen und erhalten als erstes direkt unsere Arbeitskleider. Eine Hose, ein T-Shirt, einen Pullover und zwei Jacken, alles einheitlich in Dunkelblau und Neongelb mit vielen Reflektoren. Mit den Schuhen, die wir selbst mitgebracht haben (in meinem Fall Wanderschuhe) sind wir jetzt vollständig ausgestattet und bereit für die 12 Stunden, die vor uns liegen.

12 Stunden, so lange dauert eine Schicht bei der Sanität Basel. Gearbeitet wird im Zwei-Schicht-Betrieb von «Sieben bis Sieben». Um 7:00 Uhr beginnt also offiziell die Tagschicht und einige Minuten vorher lernen meine Mitpraktikantin und ich unsere zweier-Teams kennen, denen wir an diesem Montag bei der Arbeit über die Schultern schauen werden. Ich werde in der Garage, wo sich eine Ambulanz an die nächste reiht, bereits von Paolo und Nadine erwartet, zwei Rettungssanitäter, die mich den ganzen Tag lang mitnehmen werden.

Vorbereitung auf den ersten Einsatz

Kaum habe ich die Garage betreten, bekomme ich einen Festnetztelefon in die Hand gedrückt, das ich zwischen den Einsätzen auf der Einsatzbasis immer dabeihaben muss. Mit diesem Telefon werden die Rettungssanitäter (und heute auch ich) alarmiert und erfahren dabei auch gleich um was für einen Einsatz es sich handelt. Mir wird erklärt, dass die Einsätze in drei Dringlichkeitskategorien unterteilt sind: P1 (Notfall mit Sondersignal), P2 (Notfall ohne Sondersignal) und P3 (Planbarer Einsatz). Nur weil eine Ambulanz nicht mit Blaulicht unterwegs ist, heisst das also noch lange nicht, dass sie gerade nicht im Einsatz ist. Alarmiert werden die Sanitäter durch die Notrufzentrale, die sich praktischerweise im gleichen Gebäude befindet und von der aus sämtliche Notrufe der Region Basel auf die 144 bearbeitet werden.

Nadine und Paolo zeigen mir «unsere» Ambulanz, die Nummer 16, eines der neusten Fahrzeuge der Sanität Basel. Der Patientenraum des Fahrzeuges ist vollgestopft mit medizinischen Gerätschaften, Verbandsmaterial, Medikamenten und noch vielem mehr. An der Wand neben der Patientenliege reihen sich ein Defibrillator, ein Beatmungsgerät und eine Absaugpumpe aneinander, einige der Geräte sind so teuer wie ein Kleinwagen. In den unzähligen Schubladen liegen frischgewaschene Decken, Wärmepads, Infusionsbeutel, Nadeln, Verbandsgazen, Verbände und Desinfektionstücher bereit. In einem Schrank sind zwei Sauerstoffflaschen untergebracht und in einem Kästchen unter dem Dach findet sich sogar ein kleiner Teddybär. Dieser Bär gehört laut Paolo zu den wichtigsten Teilen der Ausstattung, wenn es sich beim Patienten um ein Kind handelt.

Während die zwei Profis mir alles zeigen und erklären, kontrollieren sie die Materialbestände des Fahrzeugs, das sie gerade von der Nachtschicht übernommen haben und bereiten die Ambulanz auf den vor uns liegenden Tag vor. Besonders weit kommen sie damit allerdings nicht, denn bereits kurz nach sieben Uhr läutet zum ersten Mal an diesem Tag das Telefon. Von dem kleinen Display ist abzulesen, dass es sich um einen P1-Einsatz handelt, einen
Einsatz mit Sondersignal (Blaulicht und Sirene) also.


Wie es weitergeht, liest du nächsten Dienstag hier auf tize.ch

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