Die 40. Solothurner Literaturtage, die vom 11.05-13.05 stattfanden, wurden ausgiebig gefeiert und waren gut besucht. Tize.ch war am letzten Tag des literarischen Jubiläums mit dabei, um für euch die wichtigsten und interessantesten Ereignisse festzuhalten. Ein Rückblick.
«Ich hoffe, dass alle Jugendlichen, sowie natürlich auch die älteren Leute, sämtliche Berührungsängste vor der Literatur beiseitelegen können, ein Buch aufschlagen und mal sehen, was für eine Welt ihnen dort entgegenkommt», antwortete Franz Hohler auf die Frage, was er den Menschen über die Literatur auf den Weg geben möchte. «Literatur bringt einem eine komplett andere Welt vor Augen, dazu muss man aber sich selbst dazu ermuntern, sich hinzusetzen und die Welt innerhalb eines Buches zu erforschen. Das ist das Schöne daran», erklärte er weiter. Franz Hohler gewann im Jahre 2013 den Solothurner Literaturpreis.
«Die Kultur ist von der Politik abhängig»
Begonnen hat der Tag mit der jährlichen Preisverleihung des Solothurner Literaturpreises. Der Solothurner Stadtpräsident und Nationalrat Kurt Fluri betitelte die Preisvergabe, die es bereits seit dem Jahre 1994 gibt, als grossen Erfolg. Er betonte in seiner Rede stark die Wichtigkeit der Literaturtage als Solothurner Kulturgut und auch die Diskussion innerhalb des Solothurner Parlaments, wenn es um Fragen geht, die die Literatur betreffen. Als Beispiel nannte er die Diskussion über eine Entschädigung für Autoren und Autorinnen, deren Bücher in Bibliotheken zur Ausleihe freigegeben werden. «Durch die grossen Diskussionen in unserem Parlament, erhält das Solothurner Kulturgut, darunter auch die Literaturtage, eine grosse und wichtige Unterstützung durch die Politik», erklärte er auf der Bühne im Stadttheater, in welchem der Preis alljährlich vergeben wird.
Peter Stamm und der Roman im Roman
Dieses Jahr durfte der Thurgauer Autor Peter Stamm den Solothurner Literaturpreis entgegennehmen. Nach der Jurypräsidentin des Literaturpreises Nicola Steiner, schuf Peter Stamm in seinem Roman «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» einen schmalen Grat zwischen Fiktion und Realität, auf dem er gut zu balancieren wusste.
«Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» erschien in diesem Jahr im S. Fischer-Verlag und misst um die 160 Seiten. Die raffinierte Vertracktheit macht den Roman zu einer komplizierten Handlung, in welchem ein Autor ein Buch über das zweiseitige Leben schreibt. Ein typsicher Peter Stamm Roman, in einem Wortschatz, für den er berühmt geworden ist, so die NZZ zur Preisverleihung.
Arno Camenischs letzter Schnee
Auch der Bündner Schriftsteller Arno Camenisch stellte sein neustes Werk «Der letzte Schnee» an den Solothurner Literaturtagen vor. Vor den Zuhörern erklärte er, dass er eigentlich früher Koch hätte werden wollen. Sein Bruder hatte ihn aber dazu überredet, einen Text bei den romanischen Literaturtagen einzureichen. Von da an begann Camenisch mit dem Schreiben, reiste viel umher und veröffentlichte schlussendlich seinen ersten Roman im Jahre 2009, welcher auf Deutsch und Rätoromanisch erschien. Mit seiner dynamischen, sympathischen Stimme und seinem Bündnerdialekt, vollzog Camenisch auf der Bühne des Solothurner Landhauses eine Performance, die sich von den anderen Lesungen abhob. Seine Art des Vorlesens verleitete das Publikum zum aufmerksamen Zuhören, welches dann am Ende seiner Performance mit einem tosenden Applaus antwortete.
In seinem Roman beschreibt Camenisch ein Szenario, welches so fern und doch so nah erscheint. Ein Bündner Winter in den Alpen, ohne Schnee, ohne Gäste. Er erzählt somit eine zeitgemässe Geschichte vom Verschwinden und Bestehenbleiben.
Die «Jungen» trotzten dem schlechten Wetter
Nicht nur die Lesungen der Autoren standen im Vordergrund. Auch die Einbindung der jüngeren Generation spielte an den diesjährigen Literaturtagen eine wichtige Rolle. So fanden an den jeweiligen Abenden des vorletzten Wochenendes Partys statt, sowie kleinere Auftritte von Bands. Auch Spoken-Word Auftritte durften nicht fehlen. Stattgefunden haben diese nächtlichen Anlässe am Spot der Solothurner Jugendlichen, dem «Mürli», der Bar-Meile der Stadt an der Aare. Das eher schlechtere Wetter am Wochenende der Auffahrt hielt das jugendliche Publikum nicht davon ab, das 40-jährige Jubiläum ausgiebig zu feiern. Das Organisationskomitee durfte sich ausserdem an starker, junger Unterstützung erfreuen. So meldeten sich gleich zwei Klassen der Solothurner Kantonsschule an, um das literarische Jubiläum auf die Beine zu stellen.
Die junge Solothurnerin Andrea Marti war ebenfalls von Freitag bis Sonntag an den Literaturtagen anwesend. Ihre Aufgaben waren es, die Tickets zu kontrollieren und die Bühnen zwischen den einzelnen Auftritten in den Pausen einzurichten und umzubauen. «Unsere Klasse hat sich beworben, da Leute gebraucht wurden, die engagiert mithelfen. Der Anfrage nach, wurden gleich 20 Leute benötigt und da wir dies für eine gute Sache hielten, reichten wir unsere Bewerbung ein. Glücklicherweise wurden wir dann auch ausgewählt», erklärte Andrea strahlend. Dann ging es gleich weiter, schliesslich musste die Bühne nach dem Auftritt von Arno Camenisch wieder aufgeräumt sein.
18`000 Besucher – ein Rekord
Das Jubiläum der Solothurner Literaturtage in diesem Jahr war für das Organisationskomitee, sowie für die Autoren, die Stadt Solothurn und natürlich das Publikum, ein grosser Erfolg. Die bisher höchste Zahl an Eintritten des Festivals wurde erreicht, 18`000 wurden gezählt. Auch der bekannte Schweizer Autor Peter Bichsel lobte die Arbeit von jung und alt an den diesjährigen Literaturtagen. Er habe noch nie eine solch hohe Qualität von dem erlebt, was heute von jungen Autoren und Autorinnen in der Schweiz geschrieben wurde, wie er der Solothurner Zeitung gegenüber seine Emotionen in Worte fasste.
Das waren sie, die 40. Solothurner Literaturtage. Doch nach den Literaturtagen ist vor den Literaturtagen. Wer wird nächstes Jahr den Preis nach Hause nehmen können? Welche Autoren und Autorinnen sind nächstes Jahr eingeladen? Wir sind und bleiben gespannt.
Bildquellen
- DSC8795preview.jpeg-768×512: Deborah Amolini