Seit Anbeginn des menschlichen Lebens waren Drogen Teil unzähliger Kulturen. So gibt es bereits aus der neolithischen Epoche (6000 – 2000 v. Chr.) Funde von Wein- und Bierkrügen und der Opium-Anbau begann ebenfalls 6000 v. Chr. rund ums Mittelmeer. Der Evolutionsforscher Josef Reichholf geht sogar so weit, dass er sagt, der Mensch sei nur sesshaft geworden, um den Getreideanbau zu erlernen und Bier zu brauen.

Ein negatives Bild entsteht

Während der Reformation und der Aufklärung änderte sich die Einstellung gegenüber des Rausches jedoch stark: Im 16. Jahrhundert wurden Gesetze erlassen, um den Alkoholkonsum der Bevölkerung zu reduzieren. Während der Industrialisierung war die ökonomische und soziale Situation in den Städten von langen Arbeitstagen und Armut geprägt. Viele Fabrikarbeiter griffen zu Drogen, um ihr Hungergefühl und die Müdigkeit zu unterdrücken und um dem grauen Alltag und dem Elend nach dem Feierabend zu entfliehen. Ausserdem konsumierten viele ehemalige Soldaten Rauschmittel, um ihre Traumata zu vergessen. Erstmals begannen sich Drogen in den Unterschichten auszubreiten und wurden von einflussreichen Gruppen der Bevölkerung zur Bedrohung gemacht: Der Drogenkonsum wurde erst dann zu einem Ärgernis, als sich bedeutende Gesellschaftsgruppen gegen ihn aussprachen und ihn als Abweichung der Norm betrachteten.

Das Verbot der einen und die Legalität der anderen Droge […] bestimmen sich allein nach der (oft kulturellen) Integration einer Droge in den gesellschaftlichen Alltag sowie nach wirtschaftlichen und machtpolitischen Interessen.“

Autorin Insa Bohlen

In den 1880er Jahren nahmen die Bestrebungen den Körper zu disziplinieren und die Gesellschaft zu normalisieren ein noch nie dagewesenes Ausmass an. Pauschalisierend lässt sich sagen, dass das zu Ende gehende 19. Jahrhundert zu einer Problematisierung der Rauschmittel führte, die sich daraufhin in einer weltweiten prohibitiven Drogenpolitik äusserte.

Neue Weltanschauungen der 70er Jahre…

Während im 19. Jahrhundert die Prohibition aufgrund des Konsums von sozial niedrigeren Schichten erfolgte, galten im 20. Jahrhundert die Jugendlichen und die 68er-Bewegung als Bedrohung. Das Jahr 1968 war ein Jahr des Aufbruchs und der Rebellion, der Beginn eines neuen Zeitgeistes und durch den Willen geprägt, Veränderungen zu schaffen. Es war die Geburt der Woodstock-Generation in der Kunst und das vermehrte Aufkommen von glorifizierten anti-kapitalistischen und sozialistischen Wertevorstellungen. Vor allem Jugendliche und junge Akademiker waren Teil der 68er-Bewegung, aber auch viele Künstler und intellektuelle Sozialkritiker sprachen sich gegen die bestehenden sozialen und politischen Zustände aus: Sie kritisierten die Kriege in Algerien und Vietnam, der Kapitalismus wurde vermehrt als Bedrohung wahrgenommen. Dem setzte sich eine radikale Gegenantwort nach einem neuen Zeitgeist entgegen: Organisiert in sozialen Bewegungen, wie antiautoritären Jugendbewegungen (z. B. Hippies), der Friedensbewegung, der Frauenbewegung und der sexuellen Befreiung und der Menschenrechtsbewegung.

… und der damit verbundene Drogenkonsum

Auch neu an dieser Zeit war der Konsum – manchmal auch die Verherrlichung –  von Drogen unter jungen Menschen. Damals standen vielerorts der Konsum und der Besitz der Suchtmittel noch nicht unter Strafe und wurde durch Musiker gefördert, die die Stoffe als Kreativitätsförderer brauchten. Paul McCartney sagte einmal, dass Drogen die Sicht bunt färben und der Song der Beatles Lucy in the Sky with Diamonds von 1967 sprach wohl für sich selbst. Zeilen wie Look fort he girl with the sun in her eyes und Everyone smiles as you drift past the flowers that grow so incredibly high liessen nicht darauf schliessen, dass ein Horrortrip oder gar der Verlust der rational funktionierenden Psyche möglich war. Auch The Doors riefen in ihrem Song Break on Through (To the Other Side) zur Erfahrung auf, die das Bewusstsein erweitern soll. Vor allem junge Menschen folgten diesem Aufruf. Der aufkommende Drogenkonsum auch kann durch die generationalen Auseinandersetzungen zurückgeführt werden: Es ging darum, alles zu umgehen, was die autoritären Älteren vorschrieben. Nicht zu vergessen ist auch die Ästhetik des Andersseins und dem Neuem, da man den alten Moral- und Gesellschaftskodex sowieso ändern wollte. Je anders man verglichen zur bürgerlichen, konservativen Schicht war, desto besser. Der Soziologe Amendt nannte Drogen auch ein «Bindemittel der Subkultur», das zum Beispiel den Hippie mit dem linken Studenten verband.

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