Am 14. Februar 2018 erschoss der 19-jährige Nikolas Cruz an der Marjory Stoneman Douglas Highschool in Parkland (Florida) 14 seiner ehemaligen Mitschüler, drei Erwachsene und verletzte 15 weitere Personen schwer. Knapp ein Jahr zuvor wurde er aus disziplinarischen Gründen von der Schule suspendiert, im Netz sowie im echten Leben fiel er durch aggressives Verhalten auf. Es ist in diesem Jahr bereits das dreissigste Massaker in der USA, welches durch Schusswaffen stattfand. Im Jahr 2017 gab es insgesamt 345 Amokläufe in der Vereinigten Staaten, wovon manchmal bis zu sechs an nur einem Tag waren. Zusammengerechnet verloren 434 Menschen ihr Leben, 1801 wurden verletzt. Es sind Zahlen, die schockieren. Trotzdem scheint man in Amerika eine Verschärfung der Waffengesetze nicht in Erwägung ziehen zu wollen, im Gegenteil: US-Präsident Donald Trump sieht mehr Waffen als den einzigen effektiven Lösungsweg. Nicht umsonst gelten die USA als Paradies für Waffenliebhaber.

Parkland- Ein Fehler der Behörden?

Nach dem Anschlag am 14. Februar wurden die Stimmen zu einer allfälligen Regulierung der laschen Waffengesetze wieder lauter. Und wie jedes Mal stossen diese Stimmen auf taube Ohren. Für Donald Trump geht ein allgemeines Waffenverbot an Schulen in eine ganz falsche Richtung: Wichtig sei, Lehrpersonen für weitere Amokläufe zu wappnen. Dies soll mit der Bewaffnung von Lehrkräften geschehen. Ein Waffenverbot an Schulen würde die Gefahr für Amokläufe erhöhen, da ein Attentäter so unkontrollierter in Schulen eindringen und angreifen könne. Gegenbewegungen wehren sich gegen diese Vorschläge: Am 24. März ist in Washington DC ein Protestmarsch geplant, durchgeführt von der Organisation MARCH FOR OUR LIVES. Auch die Schüler der Marjory Stoneman Douglas Highschool, welche vom letzten Massaker betroffen sind, demonstrierten als «Never Again MSD» gegen die amerikanischen Waffengesetze.

Auch die Behörden geraten immer mehr unter Beschuss: Einige Tage nach dem Amoklauf wurde bekannt, dass sich während der Schiesserei ein bewaffneter Hilfssheriff vor dem Schulgebäude befand und für ganze vier Minuten nicht eingriff. Der Angriff dauerte insgesamt sechs Minuten. Das FBI steht ausserdem zunehmend unter Druck. Wie bekannt wurde, erreichte das FBI Anfang Januar ein Anruf, in dem es von einer anonymen Person bezügliches eines möglichen Anschlag durch Nikolas Cruz gewarnt wurde. Anrufe wie diese wiederholten sich laut dem FBI mehrmals. Hätte das Attentat durch zügiges Handeln also verhindert werden können?

Die NRA als politische Macht

Doch weshalb weigert sich der Grossteil der US-Bürger ständig gegen die Verschärfung der Waffengesetze? Einerseits spielt der persönliche Wunsch nach Schutz eine grosse Rolle- andererseits dient die Waffenlobby schon seit längerem nicht nur gesellschaftlichen Aspekten, sondern drängt sich immer mehr in die Politik. Eine der grössten US-Waffenlobbys ist die «National Rifle Association», auch unter der Abkürzung  NRA bekannt. Anfänglich noch eine Organisation für Schusswaffentraining und Sportschützen, gilt sie heutzutage als eine der politisch einflussreichsten Waffenlobbys. Vor allem bei Wahlkämpfen ist die NRA stets präsent. Wichtig ist ihnen dabei, welcher Kandidat für und welcher gegen eine Verschärfung ist. Wer die Waffengesetze so lassen oder gar lockern möchte, erhält von der NRA Millionen von Dollar für seine Wahlkampagne. Zeitgleich wirbt sie auf ihrer Websites für den Kandidat. Vor allem Leute auf dem Land lassen ihre Wahl oft von der Waffenfrage abhängen, wobei die NRA durch Werbung viel Einfluss nehmen kann.

Wer sich jedoch für ein verschärftes Waffengesetz einsetzt, wird von der NRA unter Druck gesetzt. Dies geschieht vor allem durch negative und aggressive Werbung, wobei gegen diese Politiker schon beinahe gehetzt wird. Ihnen wird hauptsächlich vorgeworfen, den zweiten Zusatzartikel der Verfassung zu verletzen. Dieser gewährt jedem US-Bürger das Recht auf eine eigene Waffe. Wer sich als Politiker gegen Waffen ausspricht, kann dadurch seine Stellung und Macht riskieren. Stimmen gegen die NRA werden jedoch immer lauter- vor wenigen Tagen haben ehemalige Mitgliedsfirmen die Kooperation mit der NRA beendet.

Waffenprobleme in der Schweiz

Obwohl die Schweiz beim Thema Waffengesetz zu den liberalsten Staaten der Welt gehört und diese denen der USA ziemlich ähneln, verzeichnet die Schweiz sichtlich weniger Waffentote. Während im Jahr 2011 32’351 Menschen in den USA durch Schusswaffen ihr Leben verloren, waren es in der Schweiz 239. Pro 100’00 Einwohner gesehen macht dies in den USA eine Rate von 1038 aus. In der Schweiz liegt dieser Wert lediglich bei 3.04. Zu beachten ist vor allem: In der Schweiz handelte es sich von den 239 Fällen bei nur 22 um Morde. Die restlichen 210 waren Suizidfälle. Im Vergleich: In den USA starben 11’068 durch Mord, 19’990 durch Suizid. In der Schweiz sind im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten auch weniger Waffen erlaubt. Beispielsweise darf man in der Schweiz überhaupt keine vollautomatischen Waffen besitzen, in den USA nur wenn diese vor 1968 produziert wurden. Auch wenn unsere Grundkriterien für den Waffenerwerb denen von Amerika ziemlich ähneln, ist der Prozess langwieriger. In den USA kann man sich schon innerhalb von 30 Minuten legal eine Waffe besorgen.

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