Über 500 Tage sind nun vergangen, seit am 1. Dezember 2019 in Wuhan der erste SARS-CoV-2 Fall bestätigt wurde. Vor knapp 430 Tagen steckte sich ein Tessiner in Mailand mit Covid-19 an und war somit am 25. Februar 2020 der erste bestätigte Covid Fall in der Schweiz. Das Virus verbreitet sich nun seit diesem Zeitpunkt wie ein Fegefeuer auf der ganzen Welt. Nach über 500 Tagen später mit knapp 150Mio. bestätigten Fällen und 3Mio. Todesfällen werden viele Menschen müde und kämpfen seither mit psychischen Folgen. (Stand: 21. April 2021)

Wir alle erinnern uns wahrscheinlich sehr genau an den Freitagnachmittag, dem 16. März 2020, als die ausserordentliche Lage vom Bundesrat schweizweit ausgerufen wurde. Alle Läden, Restaurants, Bars, Schulen sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wurden innert kürzester Zeit geschlossen und strenge Grenzkontrollen zu Nachbarsländern eingeführt. Die Lage hat sich seit diesem Zeitpunkt nicht sehr grossartig verändert, welches natürlich globale Folgen für die ganze Bevölkerung hatte.

Stress, Depressionen und Angstzustände nehmen stark zu

Seit Beginn der Pandemie und der rasanten Ausbreitung des Virus stieg die Anzahl psychisch Erkrankten rasant. Ärzte stellten bei ihren Patienten fest, dass bis über 80% mehr Leute Probleme mit Angstzuständen haben und 80% mehr Patienten mit diagnostizierten Depressionen seit Pandemiebeginn zu kämpfen haben.

Besonders während der 2. Welle stieg die Anzahl im Vergleich zum Frühjahr 2020 stark an. Besonders stark betroffen sind junge Leute und Personen, welche durch die Pandemie finanzielle Einbussen, wie beispielsweise einen Jobverlust, erleben mussten. Die Haupttreiber von Stress und depressiven Symptomen sind oftmals die veränderten Situationen bei der Arbeit, Schule oder in der Ausbildung.

Nach dem Ende des Lockdowns war ein Patientenanstieg klar festzustellen. Man verzeichnet einen Zuwachs bei Patienten mit Depressionen und Manien.

Marc Stutz, Leiter der Kommunikation der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich

Das Kontakte zu Gleichaltrigen im Jugendalter für die persönliche Entwicklung eine zentrale Rolle spielt, könnte unter anderem mit der höheren Belastung der jüngeren Generationen zusammenhängen. Durch Homeoffice und Homeschooling können bei Personen im mittleren Alter für Mehrfachbelastungen und auch Überforderung von Belang sein. Insbesondere trifft dies bei Alleinerziehenden oder Familien mit Kindern unter 12 Jahren zu.

Die Lockerungen der Corona Massnahmen während des Lockdowns hatten für viele Menschen einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden, Stressempfindungen sowie Angst und Depressivität. Die psychischen Belastungen blieben teilweise jedoch weiterhin auf höherem Niveau stabil. Meist hatten Lockerungen keinen grossen Einfluss auf die Unsicherheiten der Menschen.

Erstellt mit: https://www.datawrapper.de/ / Quelle: https://www.coronastress.ch/

Weitverbreitete Pandemie Müdigkeit

Besonders während des zweiten Lockdowns hat sich die Müdigkeit und Erschöpfung unter der Bevölkerung breit gemacht. Die Dauer der Pandemie und der Jo-Jo Effekt, bei dem auf gute Nachrichten schlechte Nachrichten folgen, sind für die Menschen Stressfaktoren. Trotz der Einführung von diversen Impfstoffen, die viel Hoffnung gemacht haben, gibt es neue Sorgen und Fragen. Sozusagen ein Teufelskreis.

Dieses Hin und Her der Lockerungen und Schliessungen macht sich bei den Menschen bemerkbar. Viele verlieren ihre Motivation, Hoffnung auf bessere Zeiten und sind gereizter. Gewissen Leuten fällt es schwer, Aufgaben zu erledigen oder sich selbst zu motivieren und neue Aufgaben oder Projekte zu beginnen.

Eine Umfrage von amerikanischen Forschern zeigte, dass weit mehr als die Hälfte der Befragten sich seit der Pandemie müder fühlten. Andere angegebenen Symptome für die Pandemie Müdigkeit sind beispielsweise Unruhe, Überforderung, verändertes Ess- und Schlafverhalten, Nervosität und Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren. Besonders im englisch sprachigen Bereich wird oftmals auch der Begriff «Pandemic Burnout» erwähnt, da die Symptome der Pandemie Müdigkeit und eines Burnout sich sehr ähnlich sind.

Tipps zur Bewältigung der Pandemie Müdigkeit

Falls du einige der oben genannten Symptome der Pandemie Müdigkeit verspürst, gibt es hier ein paar hilfreiche Tipps für dich. Weiter unten findest du zudem Links von Organisationen, welche dir in Notsituationen behilflich sind.

  • Begrenze deinen News Konsum
    Heutzutage vergeht kein Tag, an dem wir keine News Push-Nachrichten auf unseren Smartphones erhalten. Dies ist nicht unbedingt schlecht, jedoch können zu viele Nachrichten negative Auswirkungen haben und beispielsweise Emotionen überhäufen oder Energie rauben. Begrenze deine Push Nachrichten oder verzichte einmal 1-2 Tage darauf und schaue, ob es dir damit besser geht.
  • Bleibe in Kontakt mit Anderen
    Wir sind von Natur aus soziale Wesen und können von zu viel allein sein und durch Isolation gestresst werden. Obwohl man den physischen Kontakt mit Menschen einschränken sollte, gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten in Kontakt zu bleiben mit Anderen. Rufe jemanden per Videochat an, telefoniere mit jemanden, schreibe einen Brief, mach einen Online-Kurs oder chatte mit einer Freundin/einem Freund.
  • Finde ein neues Hobby
    Wenn du besonders an Motivationsverlust leidest, hilft es manchmal, ein neues Hobby zu finden. Versuche dich ans Schreiben, Nähen, Stricken, Zeichnen, Kochen, Gärtnern, Lesen, Singen, Tanzen, Yoga oder Sonstiges. Es gibt unzählige spannende Hobbys, welche du ausprobieren könntest.
  • Versuche positive Selbstgespräche
    Durch Angst, Furcht und Stress malen wir uns oftmals die schlimmsten Szenarien aus. Oftmals werden wir mit «Was wäre wenn» und negativen Gedanken geplagt. Versuche einmal, diese negativen Gedanken in positivere zu verwandeln und rede dir Gutes zu. Selbstgespräche haben nämlich eine besondere Wirkung auf uns Menschen. Hier erfährst du mehr über Selbstgespräche.
  • Probiere neue Routinen aus
    Es ist leicht in ein Loch zu fallen, wenn man jeden Tag dasselbe tut und die gleichen Routinen durchlebt. Wenn du jedoch neue Routinen und Traditionen schaffst, kannst du dich auf etwas freuen, das dir Spass macht. Verändere deinen Tagesablauf ein wenig und komm aus deiner Routine heraus für ein bisschen Abwechslung.

Leidest du unter psychischen Folgen? Hast du sonstige Sorgen oder Probleme?

Hier erhältst du Hilfe:

Beratung:
Dargebotene Hand, Tel. 143, (143.ch)
Angebot der Pro Juventute: Tel. 147, (147.ch)
Kirchen (Seelsorge.net)
Hotline bei Angststörungen und Panik, Tel. 0848 801 109
Selbsthilfegruppen
Kinderseele, Onlineberatung für Kinder psychisch kranker Eltern

Anlaufstellen für Suizid-Betroffene:
Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils (Nebelmeer.net);
Refugium – Geführte Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene nach Suizid (Verein-refugium.ch);
Verein Regenbogen Schweiz (Verein-regenbogen.ch).

Geschrieben von:

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