Rettungswesten sind meistens orange, damit man sie, oder genauer die Person, die sie trägt, auch aus grosser Distanz sehen kann. Damit man auf Menschen, die mit nichts ausser dieser orangen Schaumstoffwesten ausgerüstet sind, aufmerksam wird und sie, falls nötig, gerettet werden/aus dem Wasser gezogen werden können.

Eine Rettungsweste, egal ob sie nun orange ist oder irgendeine andere Farbe hat, soll Menschen vor dem Ertrinken retten. Sie ist so konzipiert, dass sie den Träger der Weste im ohnmächtigen Zustand in die Rückenlage dreht, damit dessen Atemwege frei bleiben und die Person nicht ertrinkt. Eine Rettungsweste ist dazu gedacht Leben zu Retten.

Das Problem wird grösser, die Hilfe verschwindend klein

Traurigerweise wurde die Rettungsweste in den letzten Monaten und Jahren zu einem Symbol für etwas ganz anderes. Und zwar für die zahllosen Flüchtling, die auf dem Weg (meistens) von Nordafrika über das Mittelmeer nach Europa, ihr Leben verloren haben. Die Überfahrt mit überfüllten und kaum hochseetauglichen Schlauchbooten hat seit 2014 ca. 18’000 Opfer gefordert. Allein 2019 waren es laut dem ZDF von Januar bis Juli 584 Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrunken sind oder bei der Flucht übers Mittelmeer als vermisst gemeldet wurden. Genaue Zahlen gibt es jedoch nicht, die Schätzungen bewegen sich zwischen 220 und 800 Toten und Vermissten. Das Mittelmeer, eines der beliebtesten Urlaubsziele für Europäer, ist zum nassen Massengrab geworden.

Bis vor einigen Monaten gab es noch staatliche Rettungsaktionen, wie zum Beispiel die Operation SOPHIA der Europäischen Union. Von 2015 bis März 2019 waren insgesammt ungefähr 30 Kriegsschiffe und Flugzeugträger, sowie einige Hubschrauber und Flugzeuge von zahlreichen EU-Staaten im Mittelmeer im Einsatz. Dank der Operation SOPHIA konnten zwischen 2015 und 2019 Zehntausende, wenn nicht Hundertausende Menschen dem Tod im Mittelmeer entgehen.

Im März 2019 wurde die aktive staatliche Seenotrettung wegen des Vetos Italiens jedoch eingestellt, was dazu führte, dass die Seenotrettung im Mittelmeer seit diesem Zeitpunkt praktisch vollständig von privaten Unternehmen und hauptsächlich NGOs am Leben gehalten wird. Waren 2015 noch mindestens 15 Schiffe in der Todeszone zwischen Nordafrika und Europa unterwegs um in Seenot gratene Flüchlinge zu retten, so sind es heute noch genau zwei. (Stand 19.08.2019)

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Die Sea-Watch 3; Das Rettungschiff, dass in den letzten Wochen grosse mediale Wellen schlug und nun bis auf weiteres nutzlos in einem Italienischen Hafen liegt.

Retter werden am Lebenretten gehindert

Viele Schiffe sind es also nicht mehr, die noch Flüchtlinge aus dem Mittelmeer ziehen. Und denen, die noch im Einsatz sind und die Seenotrettung (zu der in den Menschenrechten verpflichtet wird!) aufrecht erhalten, wird die Arbeit enorm schwer gemacht. So kam vor einigen Wochen die Sea-Watch 3 in die Schlagzeilen, nachdem die Kapitänin das Schiff nach zwei Wochen ohne Einfuhrerlaubnis irgend eines Südeuropäischen Hafens und mit 40 Flüchtlingen an Bord in Italienische Gewässer manöverierte und mit ihrem Schiff in den Hafen von Lampedus einfuhr. Die Kapitänin wurde daraufhin von der Italienischen Justiz festgenommen und die Sea-Watch 3, mit der soeben 40 Geflüchtete sicher an Land gebracht worden waren, wurde beschlagnahmt. Seither liegt das Schiff im Hafen von Licata, anstatt Leute vor dem Ertrinken zu retten. (Doku-Tipp: Was auf der Sea-Watch 3 wirklich geschah)

Auch die zwei Schiff, die im Moment (noch) im Einsatz sind, haben mit enormen Problemen zu kämpfen. Die «Ocean Viking» hat seit dem 9. August über 365 Menschen gerettet und harrt nun schon seit Tagen auf hoher See aus, da ihnen von allen erreichbaren Häfen die Einfahrt verweigert wird. Die Lage auf dem, eigentlich für knapp 200 Personen konzipierten, Schiff spitzt sich dementsprechend immer weiter zu und eine Lösung ist bis auf weiteres nicht in Sicht.

Die «Open Arms» wartet seit bereits über zwei Wochen darauf, die 121 sich an Bord befindenden Flüchtlinge an Land bringen zu können. Die Lage auf dem Schiff hat sich schon so weit zugespitzt, dass einige Gerettete ins Wasser gesprungen sind, um die, nur einige hundert Meter entfernte, Insel Lampedusa schwimmend zu erreichen. Ein Angebot der Spanischen Regierung, die ihnen die Einfahrt in einen Spanischen Hafen erlaubte, haben die Aktivisten abgelehnt, mit der Begründung, dass den Geretteten die dazu nötige fünf-tägige Reise nicht zumutbar sei. Auch hier wird darum weiter auf eine schnelle Lösung gehofft.

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Auf der «Open Arms» hat die Lage einen kritischen Punkt erreicht, doch eine Lösung ist auch hier nicht in Sicht.

Was da auf dem Mittelmeer und vor allem von Seiten Italiens (das von der EU aber auch vollkommen im Stich gelassen wird) gerade passiert, lässt einem die Haare zu Berg stehen und den Glauben an die Menschheit verlieren. Doch es gibt sie noch; die Retter, die trotz aller Strafandrohungen und strafrechtlicher Folgen weiter machen und Tag für Tag Menschen mit orangen Rettungswesten aus dem Wasser ziehen. Ihnen bleibt nicht viel mehr übrig, als zu hoffen, dass sie irgendwo einen sicheren Hafen finden, um den geretteten Flüchtlingen, die nicht selten die Hölle auf Erden hinter sich haben, die Sicherheit zu gewähren, auf die sie wie jeder Mensch ein Recht haben.

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