Seit dem Jahre 1906 machen junge Schweizerinnen und Schweizer in der Partei der JungsozialistInnen der Schweiz (JuSo) Politik und erfreuen sich an immer grösser werdendem Nachwuchs. Die JuSo Solothurn hat vor knapp zwei Monaten eine neue Präsidentin erhalten. Die 19 Jahre junge Aileen Jenni ist in ihrer noch frischer Amtszeit beim Parteigeschehen bereits «voll dabei» und steckt voller Ideen und Tatendrang.
«Eine Revolution anzetteln», antwortet Aileen Jenni lachend auf die Frage, welche Ziele sie sich auf ihrer Checkliste für die Amtszeit als Präsidentin bei der JuSo notiert hatte. Natürlich nur rein als Jux, wie sie sagt. Eins aber steht fest: Aileen ist bis aufs höchste motiviert, an der Politik etwas ändern zu wollen, gerade was die Jugend von Solothurn betrifft. In ihrer Position als Präsidentin verwaltet sie die Mitglieder, leitet Sitzungen und ist das Sprachrohr der Partei, was bedeutet, dass jedes Statement über sie läuft. «Ich bin eigentlich die letzte Instanz, das Aushängeschild der JuSo Solothurn», beschreibt Aileen ihre Rolle knapp. Als wichtigstes Element in der Politik sieht sie, dass Jede und Jeder ein Mitspracherecht hat und alle wählen und abstimmen können, egal welche Meinung die einzelnen Personen vertreten.
«Ich habe das Soziale in die Wiege gelegt bekommen»
Schon Aileens Eltern waren Mitglieder bei der grünen Partei und bei der SP. Ihr Vater war sogar im Kantonsrat tätig. Gespräche über politische Themen am Mittagstisch oder an einem gemütlichen gemeinsamen Abend waren dabei schwer zu vermeiden. «So kam das eine zum anderen. Mich überzeugten ihre Argumente, wobei ich merkte, dass ich in gewissen Themen ähnlich denke. Zugleich begann ich mich immer wie mehr für das politische Geschehen in der Schweiz zu interessieren. So gesagt habe ich also das Soziale in die Wiege gelegt bekommen.» Ausschlaggebend für die politische Richtung die sie einschlug, war auch, dass Aileen ihre Ausbildung in einem sozialen Bereich gemacht hatte. Für über drei Jahre arbeitete sie als Fachfrau für Gesundheit im Spitalzentrum Biel und schloss dabei mit einem EFZ ab. Anschliessend hat sie vor kurzem die Berufsmatura im BBZ Olten absolviert.
Vereinfachung der Politik
Eines der hauptsächlichen Ziele von Aileen in ihrer Präsidentschaft ist es, die Politik für alle verständlicher zu gestalten. «Ich kann verstehen, dass für uns jungen Leute gewisse Themen in der Politik schwerer zu verstehen sind, wenn man beispielsweise das Abstimmungsbüchlein durchliest. Dort werden die BürgerInnen mit Fremdwörtern und Fachbegriffen konfrontiert, die teilweise nur Leute verstehen können, die auf das Fachgebiet spezialisiert sind.» Dies will sie unter anderem mit Bildungsveranstaltungen über politische Themen in Zusammenarbeit mit anderen Parteien ändern. Gleichzeitig kämpft sie gegen die soziale Ungleichheit, was die Geschlechterrolle und die sexuelle Orientierung der Menschen betrifft.
Als Jungpartei unabhängiger und freier agieren
«Auf den sozialen Aspekt lege ich besonders grossen Wert», erklärt Aileen auf die Frage, weshalb sie sich gerade für JuSo entschieden hatte. Auch ein Nachbar, sowie zwei, drei andere Leute die Aileen kennt, waren bereits bei der Jungpartei dabei. Sie betont, dass sie es nicht in Erwägung gezogen hätte, der jungen SP beizutreten, aus dem Grund, da diese mehr an die Hauptpartei der SP gebunden ist. Dies sei natürlich nichts Schlechtes, trotzdem suchte sie einen Ort, an dem man sich als Jungpartei «mehr erlauben kann», ohne dem Ruf der SP zu schaden. «Wir haben bei der JuSo den Vorteil, dass wir unabhängig und frei agieren können, wie beispielsweise an Linksdemos, bei denen sich die SP eher im Background aufhält. Natürlich unterstützt uns die SP auch finanziell oder bei Nationalratswahlen, aber im Großen und Ganzen sind wir eine unabhängige Jungpartei.» Aileen erklärt, dass die JuSo dadurch, dass sie einen eigenen Namen hat, «frecher», «revolutionärer» und «extremer» sein kann.
Ein wenig aus dem Rahmen fallen
«Als unabhängige Jungpartei macht es nichts, wenn man ab und zu aus dem Rahmen fällt», behauptet Aileen. Die JuSo sei jung und deshalb sehr antifaschistisch orientiert. «Wir haben unseren Standpunkt stark auf der linken Seite und dadurch, dass sich unsere Partei vor allem aus jungen Leuten zusammensetzt, können wir uns mehr erlauben», ergänzt Aileen. Die antifaschistischen Züge der JuSo sind durch das Organisieren von Linksdemos und anderen Aktionen zu erkennen. Es geht dabei darum, der Öffentlichkeit zu zeigen, welchen Standpunkt die JungsozialistInnen vertreten. «Ein Beispiel sind die 1. Mai Demonstrationen, die von der JuSo und der Antifa (antifaschistische Aktion) jährlich organisiert werden. Dabei ist bemerkbar, dass wir in der Jungpolitik gerne mal mehr auffallen und rebellieren», meint Aileen.
«Gewalt hat in der Politik keinen Platz»
Von der Gewalt der Antifa und dem Linksradikalismus bei solchen Aktivitäten distanziert sich Aileen. «Mir ist wichtig, dass die Gewalt in der Politik keinen Platz findet. In der Politik geht es ums Verhandeln, Kooperieren und gemeinsam Lösungen suchen. Was zum Beispiel in der Reithalle in Bern manchmal abgeht, finde ich nicht in Ordnung. Da geht es wirklich in die Richtung des Extremismus, in denen Gedanken geteilt werden, die wir von Karl Marx kennen. Ein liberaler Sozialismus, das ist das, wofür ich kämpfe. Ich will zuhören und gehört werden.» Auch Frauen, die am Frauenstreik in diesem Jahr aussagten, dass Männer da nichts zu suchen hätten, verurteilt Aileen scharf. «Das ist Ausgrenzung und das pure Gegenteil, von dem wir erreichen wollen. Wenn wir schon Unterstützung vom anderen Geschlecht erhalten, und die gibt es immer mehr, dann sollten wir dankbar sein und diese auch annehmen», findet sie.
Ein schmaler Grat
Wie Aileen erklärt, teilen beide Organisationen die gleichen Meinungsgrundsätze, abgesehen von der Gewalt. Manche Mitglieder der JuSo helfen der Antifa bei Anlässen und Demonstrationen und umgekehrt. Nichtsdestotrotz finden sich mehrere Mitglieder in der JuSo wieder, die auch in der Antifa dabei sind. «Als Präsidentin oder Vorstand einer Partei kannst du deinen Kameradinnen und Kameraden nicht verbieten, was sie in ihrer eigenen Freizeit machen. Trotzdem kann man sich als politische Organisation und seriöse Jungpartei nicht auf der Strasse mit der Polizei oder den Rechten prügeln, das würde unserem Image enorm schaden. Wir fallen auf eine andere Weise auf.» Die Antifa der Stadt Solothurn sei weder gross, noch gut organisiert, wie man dies von Bern oder Basel kennt. «Im Grunde ist die Antifa nur durch die Fankurve des FC Solothurns bekannt geworden. Aber im Vergleich zu schweizerischen Grossstädten ist diese harmlos. Selten hört man von irgendwelchen Vorfällen.»
Die Jungpartei in einer rosigen Zukunft
Die JuSo sieht Aileen in einer erfolgreichen Zukunft. «Ich denke die Menschen werden in den nächsten Jahren immer mehr verstehen, dass wir uns wirklich für ihre Rechte einsetzen. Mit den ganzen Klimademos beobachtet sie einen Linkrutsch in der jungen Bevölkerung, sowie stetig wachsendes, politisches Interesse. «Wir haben immer mehr Zuwachs, sowie auch erhöhte Medienpräsenz. Man kennt uns in Solothurn und das ist bereits ein guter Anfang.»
Wie Aileen findet, sollten mehr Jugendliche in der Politik tätig sein oder sich zumindest dafür interessieren. «Es braucht die Präsenz der Jungen in der Politik», begründet sie ihre Aussage. Auch sei es wichtig, Informationen zu hinterfragen und nicht alles zu glauben, was man liest, sieht oder hört. «Schliesslich geht es um unsere Zukunft, wir werden einmal in die Fussstapfen der älteren Generationen treten.»
Bildquellen
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