Das Leben lehrt uns mit vielen verschiedenen Situationen klarzukommen. Gerade eben schrieb ich noch meine letzten Maturitätsprüfungen, danach lag ich eine Woche am Strand des Murtensees. Siehe da, wir sind anpassungsfähig und flexibel. Doch was ich neulich in einem Zara erlebt habe, lässt mich ernsthaft daran zweifeln. Spoiler Alert: Ich war komplett überfordert.

Abstecher ins Chaos

Es ist Samstag, mitten im schönen Monat Juni, die Sonne scheint und ladet eigentlich zum Draussen sein ein. Ich dagegen bin dabei, mir Schuhe für die Abschlussfeier zu kaufen (was eine bestandene Matur so alles mit sich zieht…). Besser gesagt, war das zu diesem Zeitpunkt bereits abgehackt. Ich brauchte also eigentlich gar nichts mehr und trotzdem zieht mich die Neugierte einmal wieder in einen Zara Store. Schliesslich war ich da schon lange nicht mehr und ausserdem locken einen die bunten Farben und Muster schon automatisch etwas mehr an.

SALE – Vier Buchstaben die viele Herzen höher schlagen lassen

Lange Rede kurzer Sinn – ich betrete das Geschäft. Empfangen werde ich dabei von etwas, das ich so nicht erwartet habe. Was von aussen noch friedlich wirkte, entpuppt sich im Inneren zu einem riesen grossen Mode- und Ausverkaufs-Chaos. Rote Schilder mit grossen Prozentzeichen überall. Menschen, in jener Abteilung vorwiegend Frauen, die aus wohl einmal schön drapierten Kleiderstapeln Wühltische machen und alles untereinander bringen. Lautes Gerede, laute Musik, hektische Bewegungen, Kleiderberge in Händen und schrille Quietschgeräusche der Kleiderstangen. Es ist nicht so, dass ich noch nie bei einem Ausverkauf war. Aber diese Situation erinnert mich stark an dunkle alte Zeiten, in denen Primark das absolute Paradies für mich war. Dass es in einem solchen Laden dermassen chaotisch und reizüberflutend zu und her geht – okay. Schliesslich ist das auch ein Magnet für Teenager die möglichst billig möglichst viele Kleider erstehen wollen. Doch ich muss mir in Erinnerung rufen, dass ich hier nicht bei Primark bin, die meisten Kundinnen hier sogar älter sind als ich und trotzdem der absolute Konsumwahn herrscht, den ich mir nur aus Läden im Ausland und dem Film Shopaholic gewöhnt bin.

Eine Sache der Gewöhnung

Na gut, denke ich mir. Vielleicht bist du dir diesen Zustand einfach nicht mehr gewöhnt. Wer Flohmärkte und Secondhand Läden den anderen Geschäften oft vorzieht, ist sich das wohl alles einfach nicht mehr gewöhnt. Oder doch? Ganz ehrlich, auch Flohmärkte sind chaotisch, manchmal sogar hektisch. Schliesslich ist jedes Teil nur einmal verfügbar und völlig einzigartig. Trotzdem fühlen sich die meist unter freiem Himmel stattfindenden Märkte mehr wie ein kleines Fest an und nicht, als würde morgen der dritte Weltkrieg ausbrechen, für den man noch nicht eingekleidet ist (eine leichte Übertreibung zur Verdeutlichung meiner Überforderung an dieser Stelle).

Bunte Farben und Muster an allen Kleiderstangen. Manchmal ist es jedoch etwas zu viel des Guten

Doch es ist Fakt das in einer solchen Atmosphäre, die zusätzlich noch von lauten Stimmen und basslastiger Musik unterstützt wird, das Einkaufen schnell einmal zum Albtraum werden kann. Oder man es einfach gänzlich unterlässt. Es mag wohl ein Ideal sein, doch in einer bohemianischen Rhapsodie (so wie die Aufschrift des einzelnen Shirts, welches ich mit mir herumtrage) befinde ich mich definitiv nicht. Ich sehe mir die Schlange der Menschen an, die alle nur darauf warten, ihr Konsumverhalten ausleben zu können und ihr Geld den Mitarbeitern praktisch anschmeissen wollen. Dabei frage ich mich, will ich dieses Shirt in meiner Hand wirklich kaufen?

Nein, eigentlich nicht. Eigentlich bin ich viel zufriedener, wenn ich diesen Laden jetzt verlasse und mit ihm das Chaos und die Unordnung hinter mir lasse. Jemand anderes wird an meinem Queen Shirt Freude haben und sein Geld dafür ausgeben. Vielleicht jemand, der die Band vor dem Film nie gehört hat und auch jetzt nur den Soundtrack hypet. Wie dem auch sei, alles, an das ich jetzt gerade noch denken kann ist: I want to break free.

Geschrieben von:

"Write it. Shoot it. Publish it. Crochet it. Sauté it. Whatever, Make!" - Joss Whedon

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