Bist du Vegetarier, isst du kein Fleisch.
Logisch, nicht wahr?
Total verständlich.
Irgendwie.
Und doch kann ich diese Schubladisierung nicht ausstehen. Auf der Strasse sind alle gleich, es wird gelegentlich nach arm und reich aussortiert, aber auch das ist nicht 100% bewiesen. Es scheint mir normal, wenn man neue Personen versucht einzureihen und einzuordnen.
«Mag ich»- «mag ich nicht» – «vegan» – «homosexuell»
Die Schubladisierung fällt uns leicht. Sie lässt uns einschätzen, wer uns gegenübersteht. Doch Verbunden mit jeder Schublade sind auch gewisse Vorurteile, ob im positiven oder negativen Sinne.
Wenn ein Vegetarier gelegentlich Fisch isst, schreien andere entrüstet auf: «Bist du nicht Vegetarier?»
Na klar.
«Aber dann bist du ja Flexitarier, sonst stimmt es doch nicht.»
Tut es das nicht?
Mit dem damit verbundenen Label nicht, nein.
Aber auch Fleischesser essen an manchen Tagen vielleicht kein Fleisch – sollten sie sich nun auch Vegetarier nennen?
Nein, ich mag es nicht mit einem Label, einer Etikette beschriftet zu werden. Ob Hipster, Freak oder Goa. Klar scheinen die einen einer gewissen Lebensweise nachzugehen – was vollkommen legitim und akzeptiert ist. Meist geprägt durch die äussere Erscheinung ist es aber keinem «Nicht-Hippie» erlaubt, farbige, weite Hosen zu tragen. Schliesslich sieht man sich selbst doch nicht so.
Die Vorurteile mit den Labels
Wie bereits erwähnt, scheinen die von uns erstellten Label einen Menschen zu definieren und mit Vorurteilen zu behaften. Es scheint mir normal, sein gegenüber in gewisser Hinsicht deuten zu wollen.
Trotzdem scheint mir die neutrale Haltung gegenüber einem neuen Menschen, nach wie vor die beste, ohne diese bloss nach kurzer Info «Hey ich bin Vegetarier» in die «Ah ein Grassfresser»-Schublade (im extremen Fall natürlich) zu stecken. «Label-Du».
Letzten Endes ist es egal, was man ist, wer man ist, wie man sich präsentiert und wen man darstellt. Das bist einzig und allein du. Ob vegan, Vegetarier oder lockerer Hippie – ein Label, farbig wie die Pride-Flagge. So
würde ich mir die Schubladisierung wünschen. Eine grosse Schublade, darin Socken der unterschiedlichsten Art, und bunt untereinander gemischt.
Weder weiblich noch männlich
Unsere Generation ist tolerant. Stark bemerkbar an der Offenheit gegenüber verschiedenen sexuellen Orientierungen. Dass sogenannte A-Sexuelle sich keinem Geschlecht zugehörig, sondern irgendwo dazwischen fühlen, kann aber darauf hindeuten, dass Schubladisierung doch nicht mehr so selbstverständlich sein muss. Gruppen sind in okay. Sie vermitteln Ordnung. Sie reihen uns ein in eine Gesellschaft und geben uns gewisse Eigenschaften.
Ich wundere mich aber, weshalb man diese nicht auch so erhalten kann? Es scheint mir eine reine Sache der Einstellung. Also wünschte ich mir das wir die Schubladen durch einen grossen Trog ersetzten und uns die Socken schnappen, die uns gefallen und nicht die, die andere uns vorsetzten.