Wer kennt es nicht. Freitagabend. Der Start ins Wochenende wird mit dem lauten Zapfenknall einer Weinflasche eröffnet. Drei Bierchen und ein zwei Shots folgen im Laufe der immer länger andauernden Nacht. Um 2 Uhr morgens kippt die Stimmung von belanglos in ein kotzendes Vergnügen. Die einen schlafen in unmenschlichen Stellungen auf Sofa, Flur und Stühlen. Andere hängen über der Klobrille, während der ein oder andere noch nüchtern genug ist, um jenen die Haare nach hinten zu halten.

Samstagmorgen

Die Ruhe nach dem Sturm. Ein heilloses Durcheinander begrüsst die lebenden Leichen, die sich langsam von der Toilette ins Bett bewegen oder sich bereits durch das Wohnzimmer zerren, um an einem belebenden Espresso – extra stark – zu Sippen.

Allmählich rühren sich nun auch die restlichen Glieder und mit dem 12 Uhr Glockenschlag kehrt langsam Leben zurück in die Bombenlandschaft. Mit tiefen Augenringen und verschmierter Mascara berichten die Teilnehmer des Freitag-Massakers von ihren schleierhaften Erinnerungen an die vergangene Nacht. Fotos und Videos werden ausgetauscht, um somit den Vorhang des Unwissens zu lüften. Zentnerschwere Köpfe und protestierende Mägen erinnern alle daran, dass die Wahl der Getränke vermutlich nicht die allerbeste war. Ein Stöhnen und Ächzen dringt aus allen Winkeln und die Worte «nie wieder!» werden hochgepriesen.

«Nie wieder Party. Nie wieder zu viel trinken. Nie wieder den Tag danach erleben. Nie wieder.»

Und während sie diese Worte apathisch wiederholen, schenken sich die einen ein Glas Wein ein. Und noch eines. Und was darauffolgte, wissen wir alle.

Bild: unsplash.com

2019 steht vor der Tür und so manch einer notiert sich bereits erste Vorsätze, die mit einem «Neuen Ich» im neuen Jahr umgesetzt werden sollten. Während ein Gläschen feinster Champagner am ordentlichen Familienweihnachtsfest genügt, wird der Zauber der Liste bereits am 1. Januar inmitten duzender Neujahrsküsse und johlender Junggesellen gebrochen.
Von jung bis alt wird feierlich getanzt, geknutscht, gekippt. Nur vereinzelt höre ich von starken Charakteren, die sich dem Zwang sich die Birne mit Alkohol zu erleuchten, widersetzten und sich mit einem seichten Wässerchen begnügen. Spass haben sie ohnehin und auch Trinkspiele lassen sich mit Wasser erledigen. Ich warte auf den Moment, bei dem ich mit Bestimmtheit ein Glas zurückweise, um 2 Uhr ins Bett gehe und morgens frisch und munter um 9 Uhr aufwache und den Tag nicht als gammelnde Kartoffel auf der Couch verbringe, während draussen die Sonne scheint.

Schlussendlich…

… ist der wahre Grund, weshalb ich 2019 Nein sagen werde nicht, weil ich endlich eine selbstständige junge Frau werden möchte und meinen Kopf durchsetze. Es ist um einiges einfacher zu verstehen. Nebst der Tatsache, dass jegliche Art des flüssigen Totmachers meinen Geldbeutel bluten lässt, habe ich keine Lust durchschnittlich 40 Samstage mit dem Bedürfnis lieber ins Gras zu beissen anstatt das Leiden zu ertragen, weiterhin zu erleben. (Das einer dieser Samstage der Tag ist, an dem ich dies hier schreibe, sollte an der Stelle ignoriert werden). Während ich also heute morgen diese Tatsache erneut erleben durfte, hinterfragte ich ernsthaft die Notwendigkeit solcher Abende, die mich in keinster Weise irgendwie erheitern, geschweige denn an die ich mich lächelnd zurückerinnern werde.

Okay, vielleicht ist mein Nein zu Alkohol auch bloss ein Vorwand zum selbstbestimmten Leben einer bald 21-jährigen die nach wie vor für minderjährig gehalten wird und erstauntes Stirnrunzeln erntet, wenn sie ihr wahres Alter gesteht. Ein ganz so schlechter Vorsatz kann es nicht sein, obwohl dieser sich vielleicht nicht vollständig umsetzten lassen wird (und ja, ganz so vorbildlich und rein werde ich alkoholtechnisch vermutlich nicht bleiben, aber ein Versuch ist es wert).

Hast du bereits einen Neujahrsvorsatz getroffen?

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2 Comments

  1. Cyrill Pürro Reply

    Ich finde es sehr interessant, mal eine offene Meinung zu diesem Thema zu lesen. Ich finde, du hast eine schöne Wortwahl, hat echt Spass gemacht, diesen Beitrag zu lesen. 🙂

  2. Johann Wolfgang von Goethe Reply

    So lang man nüchtern ist,
    Gefällt das Schlechte;
    Wie man getrunken hat,
    Weiß man das Rechte;
    Nur ist das Übermaß
    Auch gleich zu handen:
    Hafis, o lehre mich,
    Wie du’s verstanden!
    Denn meine Meinung ist
    Nicht übertreiben:
    Wenn man nicht trinken kann,
    Soll man nicht lieben;
    Doch sollt ihr Trinker euch
    Nicht besser dünken:
    Wenn man nicht lieben kann,
    Soll man nicht trinken.

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