Volleyball ist die zweitgrösste Teamsportart in der Schweiz, doch kaum jemand interessiert sich dafür. Auch medial wird Volleyball wenig beachtet. Dies ist schade, denn gerade in letzter Zeit gibt es in der Schweizer Volleyballszene zahlreiche erfreuliche Entwicklungen. Eines der grössten Highlights stellt für mich der Aufstieg von Traktor Basel in die höchste Schweizer Liga dar. Mit zahlreichen, innovativen Ideen versuchen die Traktoren nun, mehr Leute für das Volleyball zu begeistern und auch das mediale Interesse zu vergrössern.
Traktoralarm auf dem Basler Marktplatz
Schon im Vorfeld des ersten Saisonspiels sorgte Traktor Basel für Schlagzeilen. Das Team präsentierte sich mitsamt echtem Traktor auf dem Basler Marktplatz, spielte einen Exhibition-Match und verteilte Flyer und Most an Passantinnen und Passanten. Die Aktion wirkte, denn zahlreiche Personen kamen zum ersten Heimspiel in der höchsten Schweizer Liga. Sie wurden Zeugen von einem harten Kampf, indem sich die Traktoren dem TSV Jona nur ganz knapp 2:3 geschlagen geben mussten. Ein Auftritt, der definitiv Lust auf mehr machte, vor allem wenn man bedenkt, dass Traktor Basel vor fünf Jahren noch in der zweiten Liga spielte. Durch die Kooperation mit einem ambitionierten Basler Nachwuchsverein gelang es jedoch, nach über 20 Jahren Unterbruch wieder mit einem Basler Herrenvolleyball-Team bis in die höchste Schweizer Liga aufzusteigen. Dies ist eine kleine Sensation, denn neun der zwölf Kadermitglieder stammen aus der Region Basel, davon alleine sechs aus dem eigenen Nachwuchs. Mit einem Altersdurschnitt von 22,5 Jahren sind die Basler zweifellos ein sehr junges Team.
Trotzdem wollen die Traktoren in der NLA nicht einfach Kanonenfutter sein, was die bisherigen Partien ganz klar gezeigt haben. Das grosse Ziel sind die Playoffs, sprich ein Platz unter den ersten acht Teams in der Neuner-Liga. Headcoach Daniel Rocamare hält diese Vorgabe für durchaus realistisch, meint aber auch: «Traktor hat in der NLB fast alles gewonnen. Jetzt müssen die Spieler damit rechnen, in den meisten Partien nur zweiter Sieger zu sein. Viel wird deshalb von der mentalen Verfassung abhängen.»
Selbst wenn die Playoffs nicht erreicht werden sollten, wird das Abenteuer von Traktor Basel auf jeden Fall in der NLA weitergehen, da sich ein Team kurz vor Saisonstart zurückgezogen hat und es daher diese Saison keinen Absteiger geben wird. Neuzugang und Captain Samuel Ehrat zeigt sich aber bezüglich mittelfristiger Perspektive durchaus optimistisch. Traktor Basel verfüge über eine starke Nachwuchsabteilung und müsse sich in dieser Hinsicht keineswegs vor Schweizer Topclubs wie Amriswil oder Lausanne verstecken. Auch deswegen freue er sich, bei diesem Projekt mithelfen zu können.
#TWOTEAMSONECOURT
Auch Sportchef Heiko Breer weiss, dass trotz aller Euphorie betreffend Vereinsstrukturen noch nicht alles perfekt für die NLA bereit ist. Es fehle beispielsweise noch eine breitere Abstützung der hinter den Kulissen verrichteten Arbeit. Trotzdem getrauten sich die Basler, zusammen mit den Frauen von Smash Aesch Pfeffingen die Aktion #TWOTEAMSONECOURT ins Leben zu rufen. Dabei spielen das Frauen NLA-Team von Smash und das Herren NLA-Team von Traktor am selben Tag direkt nacheinander ein Heimspiel. Breer hofft, dass sich an diesen zwei «Super Game Days» die ganze regionale Volleyballszene treffen wird.
Vergangen Sonntag fand der erste dieser beiden Events statt. Vor den trotz schönem Wetter gut gefüllten Rängen trafen die Frauen von Smash Aesch Pfeffingen auf das jurassische Team Groupe E Valtra. Die Favoritinnen aus Aesch setzten sich erwartungsgemäss diskussionslos in drei Sätzen durch, obwohl die letztjährige als auch die aktuelle Topskorerin krankheitshalber ausfielen. In der Pause zwischen den Spielen wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer dann durch den Basler Rapper Skip unterhalten. Danach spielten die Herren von Traktor Basel gegen Volley Schönenwerd. Trotz lautstarker Unterstützung des Publikums, das seine Lieblinge sogar mit Trommeln anfeuerte, blieben die Traktoren in allen drei Sätzen mehr oder weniger chancenlos. Captain Samuel Ehrat meinte anschliessend, dass man nicht richtig in die Gänge gekommen sei und dies gegen ein Spitzenteam wie Schönenwerd natürlich verheerend wäre. Die insgesamt rund 1000 Volleyballfans sorgten aber dafür, dass von diesem Volleyballfest wohl mehr die grossartige Stimmung als das Resultat in Erinnerung bleiben wird. Nach dieser positiven Premiere darf man sich nun auf den zweiten Super Game Day freuen, der am 23. November in Aesch BL stattfinden wird. Hoffentlich dann mit zwei siegreichen Basler Teams.