200 Meter, 300 Meter, 400 Meter, schnell befindet man sich in dieser Höhe, wenn man ein Roofer ist. 400 Meter steiler Abhang, nur wenige Zentimeter sind die Schuhe vor dem Abgrund platziert. Absolute Ruhe, nur weit weg nimmt das Ohr die Geräusche der untenliegenden Grossstadt wahr. Ein Windstoss fegt über das Dach, das Gebäude bewegt sich leicht. Nun nur nicht runterschauen und keine Höhenangst spüren.

Ein Extremsport in extremer Höhe

Roofing bedeutet so viel wie Erkunden einer Infrastruktur, beziehungsweise aus einem speziellem Blickwinkel einen städtischen Raum erforschen. Der Trend hat sich vor allem in Russland und in der Ukraine etabliert, aber auch hierzulande gibt es einige Trendinteressierte. Praktiziert wird Roofing vor allem in grossen Städten, da dort genügen hohe Gebäude und einen weiten Ausblick vorhanden ist.

Ursprünglich bedeutete Roofing aus dem Englischen übersetzt so viel wie Überdachung/Dachspitze. Das Roofing kann zu Extremsport gezählt werden, denn als Extremsport wird verstanden, wenn man an die äusserte sportliche Grenze angelangt und es eine aussergewöhnliche Herausforderung ist (im technischen, physischen oder psychischen Sinne).

Ein lebensgefährliches Hobby zelebriert im Netzwerk

Auslöser für das Roofing war Marat Dupri, welcher ein Video ins Netzt stellte und zeigte wie er ein knapp 100 Meter hohes Gebäude in Moskau erklimmt. Roofing ist ein Begriff, welchem man heute vor allem auf den Sozialen Medien immer wieder begegnet. Meist werden die beim Roofing erstellten Videos oder Bilder mit Selfie-Stick auf YouTube, Facebook, VKontakte (Facebook in Russland wo Roofing gegen 20 000 Mitglieder zählt), Instagram und Co. heraufgeladen und Millionenfach angesehen. Umso mehr Aufmerksamkeit die jungen Leute erhalten, desto mehr möchten sie noch spektakulärere, aussergewöhnlichere und waghalsigere Aufnahmen kreieren. Das Ganze wird als Mutprobe aber auch als Freiheitsgefühl und Adrenalinkick angesehen. Doch Roofing ist eine sehr gefährliche Sportart, wo es nicht selten zu tödlichen Unfällen kommt und nicht nachgeahmt werden sollte.

Doch was wird beim Roofing genau gemacht?

Das Klettern auf Häusern

Vor allem im Sommer zieht es die jungen Roofer auf die hohen Gebäude. Ein Roofer ist eine Person die die Sportart Roofing ausübt. Ungesichert klettern sie in extreme Höhe – Wolkenkratzer, Brücken, Kirchen, Baukräne, Türme (Shanghai Tower, Genex-Turm), Langwellensender – nur um zuoberst auf einem Gebäude die Aussicht geniessen zu können und die Füsse in den schwindelerregenden Abgrund baumeln zu lassen – nichts für schwache Nerven. Dabei fotografieren sie sich selbst, damit der perfekte Post entsteht. Zugegeben die Bilder sehen phantastisch aus. Es ist atemberaubend die ganze Welt mal von oben zu sehen, wenn die Menschen, Strassen und Autos immer kleiner werden. Der vor allem in Russland populäre Trend verwandelt die Stadt in ein Paradies für junge Roofer. So sind vor allem die Russki-Brücke, die Dächer und Paläste von St. Petersburg und Stadtteile von Moskau City beliebte Kletterort zum hohe Gebäude zu erklimmen.

Was haben die Bilder mit Kunstwerken gemeinsam?

Die gemachten Fotos werden hochgeladen. So weit so gut. Jedoch sind die meisten Bilder schon etwas ganz Spezielles, schliesslich wagt sich nicht jeder Tag ein Fotograf waghalsig in die Höhe zu klettern und die grossartigsten Momentaufnahmen zu kreieren. Viele der Roofer sehen ihre eigenen Bilder als wahre Schätze oder Kunstwerke an. Denn jedes Bild ist einzigartig und individuell. Fotografen würden es begrüssen, wenn der Zugang zu Dächern legal geregelt wäre und sie keine Gebäude erklimmen müssten.

Die Risiken sind gross

Vor allem die in Russland ansässigen Roofer werden bevor sie einer Gruppe beitreten vor Abstürzen und Todesfällen gewarnt. Um einer Gruppe beitreten zu können muss man über 18 Jahre alt sein. Wenn man einer Gruppe beigetreten ist, geht man zusammen roofen, sprich man erklimmt gemeinsam hohe Gebäude. In der Schweiz existieren keine solche Formationen, dafür existiert in Deutschland ein Forum (roofing-community.de), wo Gleichgesinnte sich finden können. Obwohl vielen das Spiel mit dem Tod bewusst ist, überzeugt der Adrenalinkick und der Nervenkitzel am Schluss. Abgesehen davon ist das Roofen nicht in jedem Land straffrei. In Russland bekommen die Roofer eine kleine Geldstrafe für das Eindringen in bewachtes Gebiet, das Erklimmen an und für sich ist straffrei. Unser Nachbarsland Deutschland hingegen geht mit härteren Massnahmen gegen die Roofer vor. So wird eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch (falls es kein leerstehendes Haus ist), eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe verhängt.

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