«Becoming Momo» ist eine neue Schweizer Serie über drei Teenager – sie ist jedoch keine Serie, wie wir sie kennen, denn wir als Zuschauer bekommen die Möglichkeit, die Geschichte von Momo, Ben und Zoe, «live» mitzuerleben. Was das wohl zu bedeuten hat?

Ich habe die tolle Möglichkeit bekommen, mit der Momo-Darstellerin, Nina Brack, ein Interview zu führen: Übers Schauspielern, Momo, und über das Finden der eigenen Identität – aber lies selbst.

Hallo Nina, schön, dass es geklappt hat!

Ja voll, finde ich auch.

Stell du dich doch erstmal vor: Wer bist du, was machst du?

Ich bin Nina, 21 Jahre alt und komme aus Basel. Momentan besuche ich die Schauspielschule in Zürich. Dort bin ich seit 2019. Ansonsten mache ich viel Musik, treibe gern Sport und soziale Kontakte sind mir auch total wichtig.

Wie kamst du denn aufs Schauspielen?

Zur Schauspielerei selber bin ich dadurch gekommen, dass meine Mama Schauspielerin ist und meine Oma auch geschauspielert hat. Dadurch habe ich von klein auf schon mitbekommen, dass das Schauspielen auch als Beruf möglich ist. Viele sind sich da ja unsicher von wegen «geht das denn beruflich», wohingegen ich halt damit aufgewachsen bin, dass man das supergut so machen kann. Immer mal wieder durfte ich dann auch hinter der Bühne sein oder auch selber spielen – allerdings nie etwas Grosses. Ich habe einfach gemerkt, wie sehr ich es mag, zu performen. Irgendwann, nach der Matur, stand die Frage «was mache ich jetzt» im Raum. Die Schauspielerei war dann zwar immer in meinem Hinterkopf, doch ich wusste nicht, ob es zu riskant ist. Wäre es nicht besser, eine «sichere Schiene» zu fahren? Trotzdem hab ich dann aber gemerkt, dass ich unbedingt schauspielern will und jetzt bin ich hier. Lacht.

Hast du denn mehr Theater gespielt oder auch z.B. in einem Film?

Also bisher stand ich schon eher auf der Bühne – wie gesagt auch nicht wirklich viel, bei eher kleineren Sachen. Davon abgesehen habe ich auch angefangen, mich, nebst der Schauspielerei, auch für Film zu interessieren; für die Geschichte des Films, die verschiedenen Epochen, wie was geht – auch technisch gesehen, Kamera-mässig. Und was beim Film so anders ist als beim Theater: Es geht viel mehr ums Detail. Das heisst, wenn du beispielsweise einmal zu viel zwinkerst, fällt das sofort auf – auf der Bühne würde das keiner merken. Auf jeden Fall wollte ich mehr in Richtung Film gehen und ich merke auch, dass das momentan das ist, was mich am meisten reizt und anspricht.

Wie bist du denn zum Projekt und zur Rolle von Momo gekommen?

Ich bin auf einer Plattform für Filmschaffende angemeldet, 451°F. This (This Lüscher ist Produzent der Serie, Anm. d. Red.) hat mir damals eine Mail geschickt, aber ich dachte erst, dass es vermutlich ein Fake ist, weil es in meinem Spam-Ordner gelandet ist. Erst als ich die Namen gegoogelt habe, habe ich festgestellt, dass es diese Leute wirklich gibt. Daraufhin waren zwei Castings und dann habe ich die Rolle bekommen.

Erzähl doch mal, was ist «Becoming Momo»?

Es gibt drei Hauptcharaktere; Momo, die spiele ich, Ben, der wird von Tim gespielt und dann ist da noch Zoe, die wird von Ayana gespielt. Die drei sind gute Freunde, gehen alle ihren eigenen Weg und werden erwachsen. Sie sind gerade in ihrer Selbstfindungs-Phase und man merkt, wie sie hadern, es ihnen aber einfacher fällt, weil sie sich gegenseitig haben. Es geht wirklich sehr um Identität, wie man damit klarkommt, eigene Entscheidungen zu treffen, wie sie anfangen zu reflektieren; was will ich und was ist einfach so vorgegeben, oder wollen andere von mir? Man sieht wirklich schön den Weg, wie die Freunde zu sich selber finden. Auch spielt das Ganze ja auf Instagram ab, weil das von vielen anderen Jugendlichen in unserem Spielalter – Sechzehn und Siebzehn – vermehrt genutzt wird und viele sich dort auch «wiederfinden». Man wollte das Projekt auf der Plattform ausstrahlen, auf der die Jugendlichen am meisten sind.

Voll! Es ist für die Schweiz die erste fiktionale Serie fürs Smartphone. Wie hat man da gefilmt, wie kann man sich das vorstellen?

Wir haben ja alle einen eigenen Erzählstil auf Instagram. Zoe, also Ayana, sie macht meistens Stories und dann ist sie in den Highlights. Bei mir ist vieles «beobachtend», da ist es so, dass ich von der Kamerafrau gefilmt werde. Jedoch gibt es bei mir auch das «Videotagebuch» bei dem ich dann das Handy halte. Es ist also so, dass du entweder gefilmt wirst oder du dich selber filmst, du siehst dich dabei aber nicht selbst. Das ist extra so, damit es authentischer wirkt. Im Grunde wird alles mit dem Handy und speziellem Equipment aufgenommen.

Wie unterscheiden sich Momo, Ben und Zoe? Auf was für Themen gehen die Einzelnen ein?

Das Grundthema ist bei allen ungefähr dasselbe: Die eigene Identität finden. Ich, also Momo, bin sehr umweltaffin und komme mit dem gesamten System nicht wirklich klar – viel Weltschmerz. Auch die Schule ist ein grosses Thema. Wie gehe ich mit diesen Dingen um? Zoes Thema ist, dass sie aus ihrer Rolle als perfektes Mädchen ausbrechen will, dem Druck entfliehen will. Bei Ben geht es sehr viel um Sexualität, wie er damit umgeht, wie er sich vielleicht auch verändern möchte. Er ist auch nicht ganz zufrieden mit seiner Lehrstelle. Eigentlich sind alle drei an einem Punkt in ihrem Leben von «Hey, das ist eigentlich nicht, was ich will» und versuchen da herauszufinden.

Kannst Du Dich mit den Rollen identifizieren? Wenn ja mit welcher?

Ich würde sagen, es ist ein Mix aus allen. Ich engagiere mich für die Umwelt, wie Momo, kann perfektionistisch sein, wie Zoe und finde aber auch immer wieder Parallelen zu Ben.

Was hat der Name Momo eigentlich zu bedeuten?

Eigentlich heisst meine Figur Monika, hasst es aber, so genannt zu werden und wird in der Serie eigentlich auch nur von Erwachsenen so genannt. Momo ist also die Abkürzung, die halt schon ein wenig spritziger ist. Lacht.

Abschliessend möchte ich gerne wissen, was du denn aus «Becoming Momo» mitnehmen kannst?

Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass ich lernen muss am Abend den Tag hinter mir zu lassen und mich nicht noch «verkopfe», was ich wohl «falsch» gemacht habe oder anders hätte machen können. Ansonsten hat mir dieses Projekt einfach wieder einmal mehr gezeigt, dass es wirklich das ist, was ich machen will – und dass die, auch teilweise sehr langen Tage, so schnell schon wieder um sind für mich. Was auch manchmal schwierig für mich war, ist, dass wir keine Dialoge hatten, sondern nur Beschreibungen über das, was passieren soll. Das sollten wir dann in unsere eigene Sprache und Wortwahl «übersetzen».

Wer jetzt – genau wie ich – Lust auf mehr von Momo und den anderen hat, soll doch mal auf den Instagram-Accounts zur Serie vorbeischauen. Dort läuft seit dem 8. Mai 2021 «Becoming Momo»:

Momo (@becoming.momo) • Instagram-Fotos und -Videos

Ben (@becoming.ben) • Instagram-Fotos und -Videos

Zoe (@becoming.zoe) • Instagram-Fotos und -Videos

Geschrieben von:

It isn't what we say or think that defines us, but what we do. -Jane Austen

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