Würden sie nicht durchschnittlich rund acht Stunden pro Tag mit schlafen verbringen, klebe die gegenwärtige Generation vermutlich wortwörtlich 24/7 am Handy. Der Zugang zur Onlinewelt ist aus dem Leben der jungen Erwachsenen nicht mehr wegzudenken und nimmt einen grossen Teil deren Alltages ein.

Letzte Woche hat das Schweizer Radio und Fernsehen einen Fernsehbeitrag zur sogenannten Generation Selfie ausgestrahlt. Der Fokus lag dabei auf drei Jugendlichen, die sich selbst inszenieren und ins Netz stellen. Einige Aussagen der Protagonisten waren dabei besonders aufmerksamkeitserregend.

Falls du den Beitrag noch nicht gesehen hast, kannst du ihn dir hier angucken.

Das obligatorische Partyselfie, ist schon fast ein Muss.

Einer der im Film porträtierten Jugendlichen ist Youness Saggara. Auf Instagram hat er mehr als 10’000 Follower, auf TikTok sogar mehr als 300’000. Damit gehört er zu einer der aufsehenerregendsten Influencern der Schweiz. Er inszeniert sich selbst, berichtet seinen Fans wann immer er irgendwo hin geht auf Snapchat und singt auf TikTok fast täglich synchron zu einem beliebten Popsong. Um damit erfolgreich zu werden, muss natürlich alles perfekt sein.

Uf Instagram isch alles perfekt, und jede gseht perfekt us.

So äussert sich der 18-jährige und nennt damit den Grund, weshalb er sich Kratzer und Beulen mit Facetune wegretuschiert. Vielleicht liegt es daran, dass er gemobbt wurde, vielleicht weil er zu wenig Liebe erhielt. Fest steht jedoch, meiner Meinung nach, dass er das Ansehen geniesst. Doch auch dem jungen Instastar wird das öffentliche Selfie machen mit Fans manchmal ein bisschen zu viel.

Es isch halt das woni ha wöue und mr mues sich drah gwöhne.

Auch Michelle Weller, 16, nutzt Instagram und TikTok täglich. Selbst beim Lippen aufspritzen, was ihre Mutter zwar nicht unterstützt, aber für ihre Tochter trotzdem ein Einverständnis unterschrieben hat, da darf das Handy natürlich auch nicht fehlen. Das ganze ist übrigens gratis, schliesslich wurde Social Media bereits vor einiger Zeit als beste PR überhaupt nominiert.

Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb so viele ein Leben als Blogger und Influencer anstreben. Kostenlose Probeprodukte, Werbeartikel und das alles bloss für ein Bild und zahlreiche Likes.

Einige würden vermutlich alles tun für ein paar hundert Likes mehr.

Chiara Schober, 21, postet seit mehreren Jahren auf Instagram. Im Laufe der Zeit hat sich ihre Abonnentenzahl auf 50’000 vergrössert. Chiara litt an Magersucht und hat durch das Posten ihres täglichen Essens anfangs die Kraft gefunden, der Anorexia zu entfliehen. Durch ihre Posts möchte sie als gegenwärtige Sportstudentin anderen Magersuchtkranken Jugendlichen Mut machen. Doch auch Chiara schaut genau drauf, was sie postet.

Aso eigetli bini defür, dass mr ned immer en flache Buch ha mues […] aber i luege glich druf.

Die  FHNW und ZHAW haben unter Mitarbeit der Medienfalle in den letzten Jahren das Forschungsprojekt «Generation Smartphone» durchgeführt und 2018 hier veröffentlicht. Der Fokus lag dabei weniger auf Zahlen, sondern primär auf den Aussagen der Probanden.

Gefährdete Selbstwahrnehmung

Laut srf.ch unterscheidet die jüngste Generation (ganz anders als unsere Eltern) nicht mehr vom realen und virtuellen Leben. Dies kann erheblichen Einfluss auf die eigene Selbstwahrnehmung haben. Wer kennt es nicht? Man scrollt gedankenverloren durch Instagram, im Sekundentakt wird geklickt und ein Herz nach dem Anderen verteilt. Dabei entsteht nach geraumer Zeit, der Druck ebenfalls solche Herzchen zu ernten und damit auch der Wunsch nach dem perfekten Selfie. Geklickt, retuschiert, verfiltert, gepostet, geliked. Mit der Realität hat das geteilte Foto meist nichts mehr zu tun. Trotzdem werden Schönheiten wie die Kardashians von Millionen von Fans angehimmelt und aktiv auf Instagram verfolgt. Gerne wird die Generation Selfie unter dem Wahn der Selbstdarstellung als narzisstisch betitelt.

Doch was kann man dagegen tun?

Das Handy öfters zur Seite legen. Weniger Hashtags, weniger Likes und mehr Wert auf die Likes im echten Leben Wert legen. Leichter gesagt, als getan. Schliesslich sehnen wir uns alle nach Anerkennung und diese ist im Netz oftmals schneller, einfacher und vor allem im grösseren Ausmasse zu erreichen. Doch nachdem ich mir die srf-dok angeschaut hatte, war ich mir sicher, dass auch die Schweizer Jugend sich öfters vom Smartphone-Screen lösen sollte. Jugendliche wie Youness, Michelle und Chiara wurden – vielleicht ungewollt – zu Schweizer Vorbildern und Idolen, als solche sollten sie sich meines Erachtens auch verhalten, oder es zumindest versuchen.

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auf der Suche nach etwas Inspiration

1 Comment

  1. Cyrill Pürro Reply

    Ein sehr interessanter u d informativer Beitrag. Was mir auffällt ist, dass sich unsere Generation durch die Möglichkeit des Smartphones zu immer weniger verpflichtet fühlt, gerade was Termine angeht. Schnell ist per WhatsApp mal etwas abgesagt oder verschoben, da dies ja auch so einfach geht.

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