Dies ist der zweite Teil des jeweils freitags erscheinenden Fandom ABC. Heute beschäftigen wir uns mit folgenden Wörtern:
E – Eras
Was eine Ära (engl. era) ist, sollte den meisten bekannt sein. Doch warum spielen sie in Fandoms eine Rolle? Nun, vor allem in Fantasyfandoms ist es normal, dass eine Geschichte in mehreren Zeiträumen spielen kann. Dies liegt manchmal an einem langen und komplizierten Familienstammbaum oder aber daran, dass Figuren lange leben oder unsterblich sind.
So geht es beispielweise im Shadowhuntersfandom nicht immer nur um die Charaktere der heutigen Zeit, da das Universum, in dem die Geschichten spielen, einfach so gross ist, dass auch schon von früheren Zeiten erzählt werden kann.
Doch der Gebrauch von verschiedenen Zeiträumen, oder eben Äras, findet auch in nicht-Fantasyfanoms seinen Platz. Dann aber mehr im Sinne vom sogenannten historischen Kontext. Beispielweise ist es bei vielen Fanfictionautoren beliebt, von der Originalzeit, in der das Werk, über das sie schreiben, abzuweichen. So finden sich Charaktere aus dem Anime Yuri!!! On Ice beispielweise plötzlich in den 1920er Jahren wieder.
F – Fanfiction
Ich habe sie schon einige Male angesprochen und jetzt werden sie auch noch richtig erklärt: Fanfictions. Es gibt mehrere Thesen bezüglich des Uhrsprungs von Fanfiction. Doch die Werke, die als erstes wirklich als Fanfictions bezeichnet werden konnten, waren Texte von Fans von Arthur Conan Doyle’s Sherlock Holmes.
Die Szene entwickelte sich danach weiter und ein weiterer Meilenstein gab es dann in den 1960ern Jahren in Amerika, wo Fans der Star Trek Filme Geschichten über eine sexuelle Beziehung von Captain Kirk und Spock schrieben.
Auch heute ist es noch eine häufige Begebenheit, viele romantische und auch erotische Geschichten über zwei Charaktere eines Werkes zu finden. Entweder, weil die vorhandene Beziehung für die Fans zu wenig ausgeschöpft wurde oder, weil im Original nie wirklich eine Beziehung zwischen den Charakteren, die man gerne zusammen gesehen hätte, entstanden war.
Was aber bei allen Fanfictions gleich ist, ist dass sie ein nicht kommerzielles Literaturgenre bilden. Denn das Urheberrecht der Autoren des Originals setzt den Fanfictionautoren klare Grenzen. Viele Fanfictionautoren deklarieren deswegen zu Anfang ihrer Geschichte auch, dass ihnen die Charaktere und das Universum nicht gehört.
Zu den bekanntesten Fanfictionarchiven zählen Fanfiction.net, Archive of Our Own und Fanfiction.de.
G – Genres
Sowie das Wort Ära, sollte auch das Genre den meisten ein Begriff sein. Doch in Fanfictions werden oft nicht dieselben Genres verwendet, wie in der normalen Literatur. Natürlich gibt es die Gängigsten wie Romanze, Drama oder Horror auch in der Fanfictionszene, doch das sind nur einige von vielen.
J.K. Rowlings Harry Potter Welt kann beispielweise schon fast als eigenes Genre gesehen werden. Auch beliebt in Fanfictions sind die sogenannten Coffeshop Alternative Universes. In diesen ist meistens eine oder mehrere der Figuren in einem Starbucks ähnlichen Lokal angestellt. Woher der Boom kommt ist unklar, jedoch kann man sich in gut 8 von 10 Fällen sicher sein, dass ein Coffeeshop Alternative Universe einem den Tag versüsst. Diese sind nämlich meistens kurze, romantische Geschichten mit einem Happy End.
Weitere beliebte Genres sind „Angst“, „Hurt/Comfort“ (in diesen zwei Bereichen geht es eher düster und traurig zu) sowie „Fluff“ (meist niedliche Geschichten, die einen zum Lächeln bringen) oder auch „NSFW/PWP“ (Not safe for work/Porn without Plot, in diesen Werken geht es schwerpunktmässig um die sexuelle Beziehung und Interaktion der Charaktere. Eine wirkliche Handlung ist selten vorhanden.)
H – Headcanon
Canon, ist das nicht eine Kameramarke? Ja, auch. Um den Begriff Headcanon zu erklären muss ich aber erstmal noch klarstellen, was canon sonst noch bedeuten kann, wenn es nicht gerade mit dem Fotografieren zu tun hat. Ist etwas in einem Buch oder einem Film canon, so entspricht es dem offiziellen Inhalt.
Ein Beispiel: Im Musicalfilm Les Misérables von 2012 heiraten Marius und Cosette am Schluss. Sie sind verheiratet, also ist ihre Beziehung, genauso wie die Hochzeit, canon.
Die Headcanon dagegen ist eine Version der Geschichte, die nicht dem originalen Inhalt entspricht, jedoch für einen selbst sehr viel Sinn macht. Im eigenen Kopf ist es Teil der Geschichte, deswegen Head-canon.
Auch dazu ein Beispiel von Les Misérables: Vor der Exekution des Revolutionären Enjolras, taucht sein Freund Grantaire auf, der sich neben ihn stellt und seine Hand nimmt, bevor der Kugelhagel losgeht. Die beiden starben Händehaltend. Für manche ist das das Zeichen, dass sie ein Verhältnis hätten haben können. Im Kopf des jeweiligen Fans macht es Sinn. Ihre Beziehung ist eine Headcanon.
I – In Character/ Out of Character
Du verhältst dich nicht wie du selbst, ist alles in Ordnung mit dir? Diesen Satz hat bestimmt schon der eine oder andere gehört. Wenn sich jedoch ein Charakter in einer Fanfiction oder einem anderen Fanerzeugnis, das nicht vom Originalautor kommt, anders verhält, so wird das als OOC – Out of Character bezeichnet. Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, es steht nur meistens als Warnung zum Anfang des vom Fan geschriebenen Werks, damit sich die Leser darauf einstellen können.
Auch hier ein Beispiel: „Was, in deiner Fanfiction versöhnen sich die Weasleys mit den Malfoys kurz nach dem Krieg? Das ist richtig Out of Character!“
Auch hier gibt es ein Gegenteil, nämlich In Character. Wer diese Bezeichnung benutzt will meistens ausdrücken, dass etwas, was der Fanfictionautor oder der Fanartzeichner mit einem Charakter gemacht hat, den Nagel auf den Kopf trifft. Oder aber einfach, dass es dem Original entspricht. Hauptsache, es passt zu dem Charakter, wie man in ihm Original kennengelernt hat.
„Wären die Weasley-Zwillinge damals noch in Hogwarts gewesen, hätten sie auch Professor Slughorn Streiche gespielt. Total In Character.“
Das wars auch schon wieder mit der heutigen Ausgabe des Fandom ABC. Bis nächsten Freitag!
Bildquellen
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