Ich stamme aus einer Familie, die sehr gerne liest. An Weihnachten hagelt es daher jedes Jahr Bücher, die ich jeweils direkt danach in den Weihnachtsferien verschlinge. Zwar habe ich die diesjährige Bücherflut noch nicht ganz bewältigt, doch das Highlight ist schon ziemlich in Stein gemeisselt. Es handelt sich dabei um den historischen Roman «Teufelskrone» von Rebecca Gablé.

Verfeindete Brüder

Der Roman «Teufelskrone» ist der bislang neuste Teil der sechsbändigen Waringham Saga. In dieser Serie geht es um die Geschichte Englands zwischen ungefähr 1200 und 1600 n.Chr., verknüpft mit der Geschichte der fiktiven Waringham-Familie. Gemeinsam mit den Familienmitgliedern erlebt man so den Hundertjährigen Krieg, die Rosenkriege, die Reformation und die Zeit der Seefahrer und grossen Entdecker. Ihren neusten Roman «Teufelskrone» stellt Gablé an den Beginn ihrer Waringham Saga, in die Zeit von Richard Löwenherz, seinem Bruder John Ohneland und der Unterzeichnung der Magna Charta.

Protagonist des Romans ist Yvain of Waringham, der schon in jungen Jahren in den Dienst von John Ohneland tritt. Sie beide verbindet das Schicksal, einen älteren Bruder zu haben, der ihnen vor der Sonne steht. In Johns Fall ist dies Richard Löwenherz, der König von England. Zusammen mit Yvains älterem Bruder Guillaume of Waringham, der zu seinen engsten Vertrauten gehört, kämpft König Richard im Rahmen der Kreuzzüge um die Rückeroberung Jerusalems. Während seiner Abwesenheit gärt es in England. Viele Leute murren, dass sich Richard um alles ausser England kümmere. Als der König dann auf dem Rückweg Richtung England vom österreichischen Herzog Leopold gefangen genommen und eingesperrt wird, nützt sein jüngerer Bruder John diesen Moment, um eine Rebellion anzuzetteln mit dem Ziel, Richard als König abzulösen. Für die Brüder Yvain und Guillaume of Waringham bedeutet dies eine schwierige Zeit. Plötzlich stehen sie auf verfeindeten Seiten. Ihr Versprechen, die Politik nie ihre Bruderbeziehung zerreissen zu lassen, wird hart auf die Probe gestellt. Schlussendlich scheitert aber die Rebellion von John relativ schnell und er muss sich seinem Bruder erneut unterwerfen.

Als Richard jedoch einige Jahre später während einer Belagerung an Wundbrand stirbt, nutzt John die Chance, um König zu werden. Sein einziges Problem ist sein Neffe Arthur, der seinen Thronanspruch auch gerne durchgesetzt hätte. Dieser sucht immer wieder die Unterstützung vom französischen König Philippe, um seinen Onkel vom Thron zu stossen. Yvain of Waringham, der mittlerweile zu einem der engsten Vertrauten des Königs herangewachsen ist, hat immer mehr Mühe, die teilweise extrem willkürlichen und grausamen Entscheide des Königs zu akzeptieren. Anfängliches hält er ihm trotzdem die Treue, doch schliesslich fällt Yvain in Ungnade und muss nach Waringham fliehen.

Yvain schliesst sich den Rebellen an, die das Ziel haben, die Macht von König John durch eine Charta einzuschränken. Logischerweise gefällt dies John ganz und gar nicht und mit der Unterstützung des Papsts holt er zum Gegenschlag aus. Mittendrin natürlich Yvain of Waringham, mit dem der König seine ganz eigene Fehde auszutragen hat. Mehr möchte ich nicht mehr verraten, doch die Spannung bleibt bis zum Ende des Romans bestehen.

Alte Bekannte

Ich bin schon seit langer Zeit ein Fan der Waringham Saga. Nicht nur der aktuelle Band «Teufelskrone», sondern auch die restlichen fünf Vorgänger-Romane las ich mit grossem Genuss. Rebecca Gablé lässt einem durch ihre bildhafte Sprache tief in das englische Mittelalter eintauchen und versteht es meisterhaft, Lücken der Geschichte durch ihre blühende Fantasie treffend zu füllen. Sie vermag es, die teilweise extrem komplizierten und verworrenen Zusammenhänge durch ihr grosses historisches Wissen spannend und zugleich übersichtlich aufzuarbeiten. Einzigartig ist zudem Gablés psychologische Zeichnung der Figuren, durch die sie zeithistorische Phänomene anschaulich nachzeichnet.

Die Waringhams werden mit fortschreitender Lektüre zu alten Bekannten, die man über Generationen hinweg begleitet und dadurch richtig mit ihnen mitlebt. Wer auch nur ein bisschen Freude an historischen Romanen hat, dem kann ich sowohl den aktuellsten Band «Teufelskrone» als auch die restlichen fünf Bände der Waringham Saga allerwärmstens empfehlen.

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