In den letzten Wochen haben Buchhändler/innen per Versand ihre Kunden mit Bücher versorgt, statt die Buchliebhaber im Laden zu empfangen. Diese Woche durften die Buchhandlungen wieder geöffnet werden. Wie ist es da den Buchhändlerinnen ergangen? Tize hat nachgefragt.

Buchhandlungen hatten es nicht leicht die vergangenen Wochen
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Buchhandlungen hatten es nicht leicht in den vergangenen Wochen

Trotz Sicherheitsabstand und Desinfektionsmittel habe ich mich noch nie so gefreut, am Dienstagmorgen die Ladentür des Buchparadies Ruoss in Winterthur zu öffnen, das Klingeln der Tür zu hören und die Bücherkisten auf die Fensterbank zu legen. Ich hatte schon fast Angst, dass ich bis zum Abschluss meiner Ausbildung zur Buchhändlerin gar keinen Kunde mehr zu Gesicht bekomme.

Luisa, Lernende aus der Buchhandlung Analph erging es ähnlich. Auch ihr habe der Kundenkontakt sehr gefehlt. Vor allem das Beraten und die direkten Rückmeldungen auf Empfehlungen. Ein schönes, aber zugleich auch ungewohntes Gefühl, wieder im Laden zu stehen. Dieser Ansicht war auch Alisa, Auszubildende aus der Buchhandlung Scheidegger & Co.

Es war sehr ungewohnt. Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, da ich nicht wusste, wie unsere Kundschaft auf die Sicherheitslinien und die beschränkte Kundenanzahl reagiert.

Alisa, 3. Lehrjahr, Buchhandlung Scheidegger

Das Team der Buchhandlung Bellini in Stäfa war unglaublich nervös, endlich wieder öffnen zu können. Umso glücklicher sei sie gewesen, dass dank ausreichender Planung und Flexibilität alles gut geklappt habe und sie ihre Kundschaft wieder fit und munter persönlich sehen dürften.

Wir konnten absolut nicht abschätzen, was auf uns zukommt

Chantal Teuscher, Buchhandlung Bellini
Die Liebe zum Buch bleibt trotz Corona

Sicherheitsmassnahmen mussten alle Buchhandlungen in Angriff nehmen. Von Desinfektionsmittel bis hin zu Kundenzähler und Plexiglasscheiben. Es gilt nicht nur die Kundschaft, sondern auch die Mitarbeiter selbst zu schützen.

Viele Kunden denken, die Massnahmen seien nur für sie gedacht. Dabei wollen auch wir uns schützen.

Annamirjam, Lüthy Balmer Stocker, Glattzentrum

In der Buchhandlung Scheidegger&Co hielten sich die Kunden an alle Vorschriften.

Wir hatten eine ruhige, angenehme Ladenatmosphäre. Unsere Kunden waren sehr glücklich, dass wir wieder für sie «DA» waren.

Alisa, 3. Lehrjahr, Buchhandlung Scheidegger& Co

Im Buchparadies Ruoss herrschte ebenfalls eine angenehme Stimmung. Was allerdings schnell auffiel, war, dass ich die Kunden immer wieder an den Sicherheitsabstand erinnern musste. Auch laut Tanja Bhend, Buchhändlerin in der Buchhandlung Buch am Platz in Winterthur kommen die Kunden oftmals noch zu nahe.

Wir brauchen noch mehr Plexiglas. Die Leute kommen zu nahe.

Tanja Bhend, Buch am Platz

Im Austausch mit anderen Buchhändler/innen erfuhr ich, dass viele Kunden mit dem Gedanken, alles sei wieder in Ordnung, die Buchhandlung betreten. Ich erfuhr von spuckenden und hustenden Kunden, die sich über die Situation amüsierten. Es gäbe allerdings auch einige Kunden, die mit Masken und Handschuhen die Buchhandlung betreten, so Luisa von Analph

Bei den Kunden, die über die Jahre zu Freunde geworden sind, war das Distanz einhalten schon etwas schwer.

Luisa, 3. Lehrjahr, Analph

Trotz der aktuellen Situation waren die ersten Arbeitstage mit vielen Highlights verbunden. Ich freute mich über die Kundin, die in die Buchhandlung kam, um mit mir über das Buch zu sprechen, welches ich Ihr empfohlen hatte und um gleich die nächste Buchempfehlung zu kaufen. Ich freute mich über die strahlenden Kunden, die glücklich waren, endlich wieder Lesestoff kaufen zu können. All die positiven Rückmeldungen und ermunternden Kommentare der Kund/innen gibt Hoffnung. Dieser Meinung ist auch das Bellini Team.

Alisa war überglücklich, als sie von einer Kunden eine Rose aus dem Garten geschenkt bekam. Auch Luisa erzählt von ihrem Highlight. Sie hätte am Montag eigentlich die praktische Abschlussprüfung gehabt und war über den Ausfall etwas verstimmt. Doch dann kam am Nachmittag, ziemlich genau zur Prüfungszeit eine Kundin, die nach einer komplizierten Beratung meinte: «Sie sind super! So viel Leidenschaft und Wissen, da MUSS ich ja quasi alles mitnehmen, was Sie mir empfohlen haben. Sie haben definitiv den passenden Beruf.» Ein Lob, welches sich jede/r Buchhändler/in wünscht.

Die Buchhänder/innen sind zuversichtlich.

Nach vorne blicken ist die Devise in den Buchhandlungen. Luisa und ich wünschen uns, dass die kleinen Buchhandlungen mit möglichst wenig Schaden davonkommen. Alisa wünscht sich, dass die Kunden auch in Zukunft in der Buchhandlung verweilen und sich Zeit nehmen. Tanja Bhend würde jetzt noch hinzufügen: «Einfach gelassen und entschleunigt – nicht nur zur Zeit Coronas, sondern auch in Zukunft.» Chantal Teuscher ist zuversichtlich, dass der Wert von kleinen Quartierlädeli wieder erkannt wurde.

Wir wünschen uns, dass die Menschen aufeinander Acht geben und alle nach vorne und ab und zu in ein Buch schauen.

Chantal Teuscher, Buchhandlung Bellini

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Geschrieben von:

Eat the Spaghetti to forgetti your regretti

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