Für einige sind Bibliotheken der perfekte Lernort, eine Oase verschiedensten Büchern, DVDs, Zeitschriften, Weiterbildungskursen und vielen weiteren Angeboten und Medien. Der Ort kann genauso ein Treffpunkt für Familien, Lerngruppen, sowie auch für einsame Menschen, Obdachlosen, Asylanten ohne Konsumzwang sein. Andere hingegen meiden den Ort; Bücher und Medien entsprechen nicht ihren Interessen und die Bibliothek verbinden sie mit lästigem Lernen. Leider müssen sich Bibliotheken im 21. Jahrhundert immer wieder bewähren und argumentieren, weshalb sie ein Recht auf Bestehen haben. Die Benutzer fordern immer weiter ausgebaute und bessere Dienstleistungen, die Finanzmöglichkeiten hingegen werden immer kleiner. Um den Ansprüchen entgegenzuwirken haben sich die Bibliotheken immer wieder neue Eigenschaften angelegt und diese in den Vordergrund gestellt.

Der «Dritte Ort»

Der Dritte Ort stellt einen Ort zwischen dem Zuhause (welcher der erste Ort ist) und dem zweiten Ort (Arbeitswelt/Schule), dar. Doch was ist der «Dritte Ort»? Dort wo man sich neben den ersten beiden Orten am meisten während seines Tages aufhält, ist der Dritte Ort. An solch einem Ort treffen sich die verschiedensten Menschengruppen; Kinder, Jugendliche, Familien, Senioren. Man trifft sich zum Verweilen, Quatschen, Einkaufen, Essen und Trinken oder für Unterhaltung.

Bibliotheken

Die wissenschaftlichen Bibliotheken (Universitäts- und Hochschulbibliotheken) haben das Image von dem Ort der Ruhe und Stätte des wertvollen Wissens. Die öffentlichen Bibliotheken (Gemeinde- und Stadtbibliotheken) weisen die Eigenschaft einer «Hol- und Bring-Bibliothek» auf. Der Lesestoff wird ausgesucht, konsultiert und schnell wieder zurückgebracht. Lange hatten die Bibliotheken das Informationsmonopol, doch dann kam das Internet. Alle Informationen waren gratis und ständig verfügbar. So kam der Wandel zum Dritten Ort in den Bibliotheken.

Eigenschaften die einen Dritten Ort ausmachen und auf Bibliotheken zutreffen

Ein neutraler Ort, wo man kommen und gehen kann. Niemand spielt Gastgeber, alle fühlen sich zu Hause und wohl.

Der Ort ist leicht zugänglich und einladend. Man geht auch gerne allein hin.

Er wirkt von aussen einladend und hat ein niedriges (Zugangs-)Profil.

Er ermöglicht ein informelles Zusammenkommen.

Die Besucher finden sich regelmässig ein.

Die Institution wirkt ausgleichend auf Unterschiede zwischen Menschen. Keine Mitgliedschaft, nicht exklusiv.

Die Institution vermittelt das Gefühl von “home-away-from-home”, eines zweiten Zuhauses.

Sie trägt zur lebendigen Gemeinschaft bei und fördert das Gefühl der Zugehörigkeit.

Die Menschen können „sich selbst sein“.

Bibliotheken als Dritter Ort

Konkret entwickelten sich die Bibliotheken zu einem Aufenthaltsort. Neue Lernorte, Sofas, Gruppenräume und gezielte ruhige Arbeitsplätze für Bachelor- oder Masterarbeiten wurden geschaffen. Von den Benutzern wurde eine stille, aber dennoch konzentrationsfördernde und ansteckende Atmosphäre gefordert.

Laufend wird mit den neuen Entwicklungen Schritt gehalten: WLAN ausgebaut, Internetzugang gewährleistet, eReaders, elektronische Medien, vor allem Bücher und Zeitschriften beschafft etc.

So wurde das Lern- und Bildungsangebot verbreitert. Die Auseinandersetzung mit den Themen Schreiben, Lernen, Film, Musik, Theater, Internet etc. erfolgte, Kurse/Schulungen wurden angeboten und die neusten technischen Ausrüstungen zur Verfügung gestellt.

Ebenso wichtig ist der Fokus auf fremdsprachige Bücher im Zeitalter der Einwanderungen und als Veranstaltungsort des Dorfes zu fungieren.

Um in dem ganzen «Medienchaos» nicht den Überblick zu verlieren, braucht es geschulte Mitarbeiter, die den Benutzern mit Informationen und Recherchetechniken behilflich sein können.

Weiterhin wird auf die zentrale Aufgabe von Bibliotheken Informationen zu sammeln und möglichst gratis zur Verfügung zu stellen ein Augenmerk gelegt.

Weitere äusserliche Veränderungen

Der Standort der Bibliothek wurde gewechselt. Aus der unscheinbaren und stillen Seitengasse in den Stadtmittelpunkt oder Einkaufszentrum. Die Gebäude wurden saniert oder gar neue und moderne Gebäude von bekannten Architekten konstruiert. Geschäfte haben die Bibliotheken als interessanten Partner anerkannt und arbeiten nun zusammen. So sind Bibliotheken zu Ausstellungs- und Konferenzräumen umgestaltet, dienen als Restaurant oder haben eine Buchhandlung integriert.

Vorbilder

Die Bibliotheken in Dänemark, Norwegen, Holland sind bereits zu Bibliotheken mit der Funktion des Dritten Ortes umgebaut. Beispielhaft die «Openbare Bibliotheek» von Amsterdam. In der Deutschschweiz sind die Stadtbibliotheken von Zug und Winterthur führend. Doch die Anderen sind ebenfalls auf dem Vormarsch.

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