Ganz oben, über Nahrung, Sicherheit und Liebe, thront die Krone der menschlichen Existenz: das Finden des wahren Selbst – zumindest laut Maslow und seiner Bedürfnishierarchie. Doch in Zeiten von Instagram, TikTok und allem voran Algorithmen hat niemand Zeit dafür. «Warum selbst sein, wenn ich perfekt sein kann – Hauptsache die Reichweite stimmt!»
Vor tausenden Jahren hiess das Credo: «Erkenne dich selbst.» Heute lautet die Devise: «Zeige dich perfekt!» Die Philosophie ist simpel: Alles was man über eine Person wissen muss, steht in ihrer Bio. Zwischen «dog mom» und «wandern» ist die Essenz einer Persönlichkeit innert Sekunden zu erkennen. Authentizität? Wozu? Der Valencia-Filter ist sowieso besser.
Beim Frühstück denkt man oft an einen erholsamen Start in den Tag. Doch wenn selbst das Frühstück ein Intermezzo mit der Avocado wird, um das perfekte Avocado-Toast-samt-Chia-Pudding-neben-dem-frisch-gepressten-Orangensaft-Foto zu machen, dann wird es, auf gut Deutsch gesagt, einfach nur peinlich. Jede Reise ist keine Erfahrung, sondern Content, Likes, Aufrufe. Sogar das Fitnessstudio taugt zu kaum mehr als Kulisse für ein (nicht) verschwitztes Selfie. #nopainnogain. Gesundheitsaspekt? Zweitrangig!
#Brot und Spiele
Während wir uns auf Social Media vernetzen, isolieren wir das «Soziale» im echten Leben. Warum den Freunden eine Postkarte von den Ferien schicken, wenn sie eh in meiner Story sehen können, was ich mache. Wenn nicht, dann selbst schuld! Wer braucht ein echtes Gespräch, wenn man Emojis schicken kann. Unseren inneren Schweinhund der Bequemlichkeit hat Social Media bereits fest im Griff. Wehe dem, der kein Insta hat oder anderweitig nicht mitmacht! Der / Die ist ein weirder Boomer!
Doch es geht noch tiefer: Der Ton auf diesen Bildschirmen ist nicht immer perfekt und glänzend. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille! Hasskommentare sind die neue Sprache des Internets. Oder vielmehr eine Nebenwirkung des ermüdenden Perfekt-Seins. Ist doch egal! Was macht mehr Spass, als die Möglichkeit wildfremde Menschen anzuschreien und sich in den Kommentarspalten gegenseitig zu zerfleischen. Brot und Spiele hiess es und wird es auch weiterhin heissen! Hasskommentare sind die neuen Spiele im Kolosseum. Nein, Entschuldigung, es ist sogar noch viel besser als Brot und Spiele! Das Ganze kann man heute im Schutze der Anonymität machen. Tarnkappe par excellence!
#Die Maslowsche Pyramide 2.0: Wlan als lebenswichtig
Maslow hat es nicht vorhergesehen, aber in der modernen Pyramide hat Wlan einen Platz ganz unten verdient – gleich neben Essen und Trinken. Ohne stabile Internetverbindung können wir schliesslich weder unser Frühstück posten noch unser tägliches Scrollpensum erfüllen.
Früher war Selbstverwirklichung ein Luxus, den sich nur die Philosophen in ihren Gedanken leisten konnten, während der Rest der Menschheit ums Überleben kämpfte. Heute, wo Nahrung und Sicherheit meist selbstverständlich sind, können wir gar nichts anderes als über uns selbst nachzudenken. Oder besser gesagt: darüber, wie andere von uns denken.
Ein Blick nach Nordkorea zeigt, wie es anders aussehen kann. Dort werden die Menschen bewusst seitens der Diktatur mit dem Entzug von Nahrung und Sicherheit beschäftigt, dass sie nicht einmal wissen, was der Kontinent Asien ist, geschweige denn TikTok.1
Aber vielleicht haben sie auch weniger Identitätskrisen – schliesslich gibt es keine Follower (ausgenommen von Regierungsverfolgern), die man beeindrucken muss. Kein Wlan, kein Problem.
#Digital Detox: Nur was für Verlierer
Natürlich gibt es die Spielverderber, die behaupten, Social Media mache uns unsozial. Als ob man ohne Likes und Stories überhaupt existieren würde! Social Media Detox oder Digital Detox sind nicht die Bezeichnungen für einen Drogenentzug, sondern ist vielmehr die Idee, dass man sich bewusst von Social Media oder Smartphones fernhällt. Zeit vollkommen ohne Social Media. Die Hardcore-Fraktion greift sogar zu «Dumbphones». Kein Internet, keine Apps, nur Anrufe und SMS. Was kommt als Nächstes, Brieftauben?
Befürworter sagen: «Das ist wahre Freiheit!» Doch die Frage bleibt: Wie findet man seinen Weg, wenn Google Maps fehlt? Darf man Passanten noch nach dem Weg fragen?
#Scrolling4Life #Scrolling4Ever
Der Algorithmus kennt unsere Vorlieben, weiss was wir als nächstes sehen wollen, und das oft vor uns. Warum nicht also unsere Individualität über Instagram und Tiktok definieren? Der Algorithmus wird uns schon sagen, welche Art von Mensch wir sein wollen, bzw. sein sollten. Ob #Reisefan, #Fitnessguru, #Dogmom, #Katzenfan oder #Digitalnomad. Und wenn es uns zu langweilig werden sollte, übergeben wir auch unser Social Media einfach einer KI. Warum sich selbst um Social Media in Zukunft kümmern, wenn das viel schneller und effizienter mit KI geht? Darum: Postet, was das Zeug hält, liked, kommentiert und teilt. Eure Individualität wird davon profitieren – zumindest bis zum nächsten Update.
Kommentar des Autors
Dieser Text soll in keiner Weise jemanden beleidigen oder kränken. Da dieser Text als Satire zu verstehen ist, habe ich auf übertriebene Weise versucht, die Leserschaft zu kritischem Denken anzuregen.
In der aktuellen Diskussion um die Reform des Medizinstudiums wird der Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) als Hindernis betrachtet. Politiker plädieren für dessen Aufhebung, um dem Mangel an einheimisch ausgebildeten Ärzten entgegenzuwirken. Doch die Idee, den Eignungstest einfach abzuschaffen, ist ein gefährliches Hirngespinst, das die eigentlichen Herausforderungen im Gesundheitssektor nur verschleiern würde.
In der Welt der Schweizer Politik, in der Entscheidungen oft so träge fallen wie schmelzende Butter auf warmer Rösti, wird mal wieder ein Sturm entfacht. Diesmal jedoch nicht nur wegen der ewigen Frage nach den Atomkraftwerken (AKW) und der Energiewende, sondern wegen eines ganz anderen Themas, das den Bundesrat in Wallung bringt: Butterkrisen, Bankenpleiten, ein drittes Geschlecht, die 10-Millionen-Schweiz und eine völlig ausser Kontrolle geratene Krankenkassenpolitik.
Die Aufrüstung/Aufbutterung der Armee Während die Diskussionen in den Parlamentsfluren heisser brodeln als eine Butterpfanne auf dem Herd, steht Viola Amherd fest entschlossen in der politischen Küche. Mit einem 10-Milliarden-Franken-Fonds will die Verteidigungsministerin die Armee aufrüsten. Wie eine Generalin am Kochlöffel versucht sie, ihre Bundesratskollegen zu überzeugen, die Armee rasch aufzubuttern. Denn die Schweiz darf – umringt von NATO und Bergen – kein sicherheitspolitisches Niemandsland sein. Amherds Butter-Maschinengewehr gegen Karin Keller-Sutters Sparhammer. Ein Duell der Bundesratsgiganten, doch wer rutscht am Ende auf der Butter aus, und wem wird sie zu klebrig?
Und was hat Butter damit zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Die schmelzenden Finanzen – ein Fondue in Zeitlupe Karin Keller-Sutter, oder wie sie liebevoll von der Opposition „KKS“ genannt wird, hat uns alle davon überzeugt, dass Butter nicht nur ein Schmiermittel für den Brotbelag ist, sondern offenbar auch für die Politik. Das Vertrauen in sie ist, wie man so schön sagt, „butterweich“. Ob es nun um die Credit Suisse oder das Finanzdepartement geht – sie lenkt mit einer Butterportion auf politischem Toast die Geschicke der Nation und scheint in diesem politischen Schmelztiegel mal wieder alles im Griff zu haben. Und wer, wenn nicht sie, könnte uns durch die komplexen Wirrungen des Finanzbudgets und der Krankenkassenprobleme führen? Ein starkes Finanzbudget ist schliesslich das Fundament einer jeden erfolgreichen Butterproduktion.
Butterenergie und AKWs Apropos Produktion: Auch bei der Energieproduktion soll es weiter und/oder zurück zur Atomkraft gehen, zumindest laut unserem Energieminister Albert Rösti. Obwohl 2017 das Stimmvolk einen Ausstieg aus der Atomenergie befürwortete, soll der Bau neuer Kernkraftwerke (KKW) ermöglicht werden. Folglich merkt man: Wenn das Stimmvolk laktoseintolerant ist und die Butter fehlt, ist der Weg zur Molkerei trotzdem unumgänglich. Wenn aber Blackouts um jeden Preis verhindert werden sollen, stellt sich die Frage, ob Margarine alleine ausreicht oder ob Butter von Bio-Betrieben auch erforderlich ist. Klar ist nur, dass Rösti die Butter sorgfältig schmelzen muss, um sich nicht daran zu verbrennen oder – noch schlimmer – in ein Fettnäpfchen zu treten.
Weniger Butter für alle Sich schnell an der Butter verbrennen – damit kennt sich Beat Jans aus. Wie eine Rakete startete er sein 24-Stunden-Verfahren im Asylwesen. Mit Energie und Charisma trat er sein Departement an. Mittlerweile? Ernüchterung! Genauso viele Asylbewerbungen aus den betroffenen Staaten wie letztes Jahr. Die 10-Millionen-Schweiz wächst. Ob Jans auf der Butter ausgerutscht ist oder ob er sich beim Butterschmelzen verbrannt hat, wird sich daran zeigen, wie schnell er eine alternative Strategie entwickeln wird. Leicht hat er es auf jeden Fall nicht, mit dem Erbe seiner Vorgängerin, die es nicht mehr als ein Jahr in diesem Departement ausgehalten hat.
Jetzt geht es um das Butterbrot! Amherd, Rösti, Butter, Armee, AKW, KKW, KKS – nichts belastet die Bevölkerung mehr als die steigenden Krankenkassenprämien.
Doch wen kümmert’s? Die Mindestfranchise steigt von 300 auf 400 Franken und wird regelmässig angepasst. Schlussendlich entlastet eine höhere Franchise die Gesundheitskosten und stärkt die Eigenverantwortung. Was so viel bedeutet wie: Bezahlt mehr, bekommt weniger. Kauft mehr Butter, streicht aber weniger aufs Brot!
Und wenn man dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, gab es da noch den jüngsten Unterschriftenskandal. Die Details blieben nebulös, doch der Vorfall reihte sich nahtlos in die chaotische Dynamik der letzten Monate ein. War es Schmiererei? War es Absicht? Man weiss es nicht. Fest steht nur: Wenn die Butter schmilzt, fängt die Politik erst an, wirklich zu kleben.
Kommentar des Autors: Dieser Text soll in keiner Weise jemanden beleidigen oder kränken. Da dieser Text als Satire zu verstehen ist, habe ich auf übertriebene Weise versucht, die Leserschaft zu kritischem Denken anzuregen.
Ein Attentat auf Trump, Bidens überraschender Rückzug aus dem Rennen und die Kamala-Tim-Dampfwalze – Der US-Wahlkampf ist in der heissen Phase. Mit Tim Walz als Running Mate geht nun Kamala Harris in die Offensive. Jetzt geht es nicht nur um das Präsidentenamt, sondern auch um das Vizepräsidium, eine Position, deren Einfluss ebenfalls entscheidend ist.
Vom Anti-Trump zum Kranken Mann in Washington – Joe Bidens Wandel Der amerikanischen Wahlkampf ist bis jetzt geprägt von strategischen Offensiven seitens der Demokraten gegen die Republikaner. Obwohl Bidens Wahlkampfteam noch wenige Stunden vor seinem offiziellen Rücktritt auf X (ehemals Twitter) alle Gerüchte über einen Rückzug dementiert hatte, kam sein Rücktritt überraschend, aber nicht unerwartet.
Besonders nach seiner katastrophalen Performance in der TV-Debatte Ende Juni geriet Biden zunehmend unter Druck, da Fragen zu seinem Gesundheitszustand laut wurden. Hochrangige Demokraten wie Senatsmehrheitsführer Chuck Schumer und der Fraktionsführer der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, äusserten offen ihre Bedenken gegenüber einer erneuten Kandidatur Bidens. Selbst enge Vertraute wie Nancy Pelosi, die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, und Ex-Präsident Barack Obama drängten Biden, einen Rücktritt in Erwägung zu ziehen.
Die Situation spitzte sich zu als Umfragen zeigten, dass Biden deutlich hinter Donald Trump lag. Joe Biden, einst als „Anti-Trump“ gewählt, erlebte einen dramatischen Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung. Er war weniger wegen seiner eigenen Popularität, sondern vielmehr aufgrund der Ablehnung seines Vorgängers ins Amt gekommen. Seine Präsidentschaft war das Ergebnis einer tief gespaltenen Nation. Das Ende der Trump-Ära war geprägt von der Covid-Pandemie und dem Tod von George Floyd. Nach dem Aufstieg von Bewegungen wie Black Lives Matter sowie extremen Gruppen wie den Proud Boys und QAnon, brauchte das Land jemanden, der es vereinen konnte.
Biden galt als gemäßigter Kandidat, der dank seiner 50-jährigen Erfahrung als hochrangiger Politiker Stabilität versprach und die gespaltene Nation wieder beruhigen sollte. Doch dieser Aufgabe konnte er nicht gerecht werden. Der Graben zwischen links und rechts war bereits zu tief. In den letzten Jahren hatten die Demokraten die ländlichen Regionen, in denen sie ohnehin schwach waren, stark vernachlässigt, was den Republikanern ermöglichte, auch bei der gemässigten Bevölkerung an Einfluss zu gewinnen. Gleichzeitig blieben die Grossstädte überwiegend demokratisch und liberal geprägt, wodurch die Kluft zwischen Stadt und Land noch grösser wurde, als sie hinein schon war. Diskussionen über Abtreibung, Geschlechterfragen und Inflation vertieften diesen Graben weiter.
Entscheidend für Bidens Rückzug war jedoch sein geistiger Gesundheitszustand, der zunehmend nachliess. Bei öffentlichen Auftritten wirkte Biden oft abwesend und war nicht in der Lage klare Sätze zu bilden. Nach der TV-Debatte wurde schließlich klar: Biden war nicht mehr vital genug für das Amt. Die Demokratische Partei sah sich gezwungen, eine neue, lebendigere Führungsfigur ins Rennen zu schicken.
Die Vize übernimmt: Kamala Harris und das Erbe Joe Bidens Wenn ein Präsident im Amt verstirbt oder zurücktritt, wird der Vizepräsident ohne erneute Wahl zum Präsidenten „befördert“. Aufgrund dieser Tatsache war es klar, dass Joe Biden seine Vize als Präsidentschaftskandidatin wünschte. Bidens Rückzug gleicht einem politischen Tod. Anders als seine Vorgänger Trump und Obama wird sich Biden mit seinen 81 Jahren und seiner angeschlagener Gesundheit höchstwahrscheinlich zurückziehen. Man wird kaum noch was von ihm hören, vielleicht abgesehen von seiner Rolle als vertrauter Berater von Kamala Harris. Denn seine Weisheit wird die 59-jährige Politikerin brauchen.
Kamala Harris, jung und ambitioniert, konnte sich politisch bislang jedoch nur begrenzt profilieren. Zu Beginn der Biden-Harris Administration wurde sie von Biden beauftragt, die Migrationskrise an der Südgrenze zu managen – eine Herkulesaufgabe, die sie nicht erfolgreich bewältigen konnte. Zudem warfen ihr Kritiker vor, zu sehr im Schatten Bidens zu stehen. Doch sie hat aus ihren Aufgaben gelernt und wirkt inzwischen bodenständiger. Insbesondere beim Thema Abtreibung konnte sie sich als wichtige Stimme der Demokraten profilieren, die sich gegen restriktive Abtreibungsverbote starkmacht.
Trotz ihrer Erfahrung als Vizepräsidentin reichen Harris politische Erfolge nicht aus, um sie uneingeschränkt als Nachfolgerin Bidens zu etablieren. Ihr afro-asiatisch-amerikanischer Hintergrund und die Tatsache, dass sie eine Frau ist, machen sie für konservativere Wählergruppen nicht wählbar. Deswegen ist ihr Running Mate umso wichtiger. Er muss in Bereichen punkten, in denen Harris nicht ausreicht. Daher war es entscheidend, dass sie einen Vizepräsidenten an ihrer Seite hat, der männlich, weiss und in ländlichen Gebieten verwurzelt ist sowie über die nötige Erfahrung verfügt, um ihr dabei zu helfen, die wichtigen Stimmen aus den konservativeren Bevölkerungsschichten zu gewinnen.
Tim Walz, die Power-Walze Die Wahl fiel auf Tim Walz, den Gouverneur von Minnesota. Ein erfahrener Spitzenlokalpolitiker, der in seinem Heimatstaat vieles bewirken konnte, wie z. B. kostenloses Schulessen, kostenlose Collegeausbildungen für ärmere Familien und Steuererleichterungen für Familien. Ausserdem ist er ein Befürworter des Abtreibungsrechts, und somit ist Minnesota einer der wenigen Staaten im Mittleren Westen, in denen es Frauen noch erlaubt ist, eine Schwangerschaft zu unterbrechen.
Der bodenständige Midwesterner teilt etwas mit Trump: seine einfache und direkte Sprache. Walz gilt als volksnah, im Vergleich zu den vielen millionenschweren Kongressabgeordneten aus Washington, D.C. Ein Grund, warum er kürzlich Ziel mehrerer republikanischer Hetzkampagnen wurde. Denn die verbalen Trump-Angriffe gegen Harris waren persönlicher Natur. So bezeichnete Trump sie als verrückt und linksradikal. Ausserdem betonte er mehrmals, dass sie eine Quotenfrau sei, was man daran sehe, dass sie früher als „indisch-stämmig“ bezeichnet wurde und heute sei sie „plötzlich schwarz“. Doch Trumps Angriffe gegen Harris waren wirkungslos, da er sie ohnehin mit Vorwürfen attackierte, welche konservative Wähler bereits gegen Harris hatten. Somit konnte er nicht an zusätzlichen Beliebtheitswerten gewinnen.
Eine andere Strategie musste her. Diesmal geriet Tim Walz ins Visier der Republikaner, sobald klar wurde, dass er Kamala Harris Running Mate werden würde. Walz Vergangenheit wird seit Tagen immer wieder aufgerollt und die Republikaner versuchen jede Leiche im Keller des Demokraten zu finden.
Schnell kritisierten sie seine 24-jährige Militärlaufbahn bei der Nationalgarde, da er kurz vor dem Einsatz seiner Einheit im Irakkrieg die Nationalgarde verlassen hatte. Doch im Vergleich zu Kamala Harris ist Walz konfrontationsfreudiger gegenüber Trump und Vance. Schon bei seinem ersten Auftritt mit Kamala Harris schoss Walz gegen Trump und dessen Running Mate. Vance gebe sich zwar als Vertreter der weissen Unterschicht, habe aber an der Elite-Universität Yale studiert und sei mit seinem Bestseller „Hillbilly Elegy“ über seine Landsleute hergezogen.
Vance, der Trump-Konvertit James David Vance, der Senator aus Ohio, stammt aus einfachen Verhältnissen. Der Marine-Veteran und Rechtsanwalt war zu Beginn seiner Karriere ein Trump-Ablehner. Er bezeichnete Trump als „ungeeignet für das höchste Amt der USA“ und fragte sich, ob Trump „ein zynisches Arschloch wie Nixon“ sei oder „Amerikas Hitler“. Seine 2016 erschienene Bestseller-Autobiografie über die sozioökonomischen Probleme seines Lebens als Sohn einer weissen Unterschichtfamilie brachte ihm landesweite Aufmerksamkeit. Die New York Times bezeichnete sein Buch als eines der sechs besten, um Trumps Sieg zu verstehen. Nach seiner Kandidatur für den Senat änderte sich Vances Haltung zu Trump. Trumps Amtszeit überzeugte Vance vom Gegenteil, und er war begeistert von Trump als Präsident. Vance war so sehr von Trump eingenommen, dass selbst Trump ihn 2022 bei einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt als „Hinternküsser“ bezeichnete – eine Machtdemonstration im Heimatstaat des jungen Senators. Doch trotz ihrer zerrissenen Vergangenheit ist Vance nun Trumps Running Mate.
Aufgrund seiner Ablehnung gegenüber der Waffenlieferungen an die Ukraine erweckte Vance die Aufmerksamkeit von Donald Trump Jr. dem ältesten Sohn des Seniors. Es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden, was vermutlich dazu beitrug, dass der junge Senator jetzt an der Seite des umstrittensten Mannes Amerikas steht. Vance mittlerweile ein nationalistischer Populist, verkörpert eine junge Version von Trump. Er ist ein Mini-Trump, der all das repräsentiert, was Trumps Rückgrat in der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“) ausmacht: ein weisser, junger, konservativer Mann der sich vom alten Establishment in DC nicht repräsentiert fühlt. Somit bringt Vance, Trump die nötigen Stimmen aus der gemässigten Bevölkerung nicht wirklich ein, denn er ist ein MAGA-Hardliner und somit unbeliebt bei gemässigten Wählern. Wird also Vance allmählich Trump ein Klotz am Bein?
Trump und Vance in einer Beziehungskrise? Insidern zufolge soll Trump ziemlich frustriert über seine Entscheidung sein, mit Vance ins Rennen zu gehen. Ob dies wirkliche Zweifel seitens Trump sind oder ob es sich um einen typischen Trump-Wutausbruch handelt, lässt sich nicht sagen. Klar ist, dass das Harris-Walz-Duo in den Umfragen immer besser abscheidet, was Trump verärgert haben könnte, sodass er nun jemanden sucht, der dafür verantwortlich ist. Das Attentat auf Trump, brachte ihm alle Aufmerksamkeit. Das passte ihm sehr gut. Doch nach erfolglosen Angriffen seitens der Republikaner auf Harris und Walz, starteten die Demokraten selbst eine Reputationkampagne gegen Vance. Dieses schienen gewirkt zu haben. Vance wurde erfolgreich als empathieloser Misogynist dargestellt. Besonders wirksam erwiesen sich Vance Aussagen in der Vergangenheit über kinderlose Politiker. Alleinstehende, unglückliche Frauen bezeichnete er als kinderlosen „Katzen-Damen“, zu denen er auch explizit Harris zählte.
Die Wahlkampfteams der beiden Präsidentschaftskandidaten wurden zudem kürzlich Opfer einer Cyberattacke. Besonders bei Trumps Dateien, stiessen die Hacker auf Interessantes. Es gäbe belastende Aussagen zu Trump und Vance. Doch die Medien halten sich noch verdeckt. Linsknahe Medien wollen wohl Harris Popularität nicht mit einer Hexenjagd auf Trump überdecken. Ob Trump aufgrund diese Leaks wohl sein Running Mate mittlerweile hinterfragt?
Doch allein Vance für den Rückgang der Trump-Unterstützung in den Umfragen verantwortlich zu machen, wäre falsch. Schlussendlich ist es Trump, der Präsident werden will und somit im Rampenlicht steht. Seine niedrigen Umfragewerte könnten auch damit zu tun haben, dass der Umschwung bei den Demokraten aufgrund der vielen rasanten Veränderungen einfach mehr Aufmerksamkeit beim Wahlvolk erregt hat. Schlussendlich steht Trump seit 2016 auf der politischen Bühne und mit dem langweiligen Joe Biden ausser Gefecht, sind Harris und Walz eine erfrischende Abwechslung.
Der Running Mate ist zwar wichtig, sollte aber im besten Fall den Präsidentschaftskandidaten für eine breitere Wählerschaft attraktiver machen. Doch eine wirkliche politische Macht hat er nicht.
Viel wichtiger ist der potentielle Posten des Running Mate. Der Vizepräsident ist zwar eine einflussreiche Person, hat jedoch in der Regierung primär eine beratende Stimme für den Präsidenten und fungiert als Ersatzpräsident. Denn der zweitmächtigste Mann in Washington ist nicht der Vizepräsident, sondern der Stabschef des Weissen Hauses, der ranghöchste Mitarbeiter des Präsidenten.
Der Senat als Machtapparat des Vizepräsidenten Die Macht des Vizepräsidenten liegt in seiner Position als Vorsitzender des Senats. Da der Senat 100 Sitze hat, kann es bei Abstimmungen zu einem Patt von 50:50 kommen, wobei dann die Stimme des Vizepräsidenten den Ausschlag gibt. Diese Position ist bei einer gleichmässigen Sitzverteilung im Senat von Bedeutung, was sich daran zeigt, dass Kamala Harris als 49. Vizepräsidenten mit 33 ausschlaggebenden Stimmen Rekordhaltern ist. Im Vergleich dazu konnte Joe Biden während seiner Amtszeit als Vizepräsident kein einziges Mal seine Stimme im Senat abgeben.
Im Moment liegt die Sitzverteilung im Senat knapp bei 51:49 zugunsten der Demokraten. Sollte sich dies wieder zu einem 50:50 ändern, wird die Rolle des Vizepräsidenten erneut an Bedeutung gewinnen. Doch der Vizepräsident wird wohl nie gegen eine Empfehlung des Präsidenten stimmen.
Somit bleibt die Auswahl der Running Mates zwar interessant, aber man darf sich nicht zu sehr auf sie verlassen. Schlussendlich stehen Trump und Harris im Vordergrund und ihre Running Mates sind vielmehr als Bonus zu betrachten, die ihnen die nötige abwechselnde Aufmerksamkeit einbringen.
«I am Vice President. In this I am nothing, but I may be everything.» – John Adams, erster US-Vizepräsident
Einfluss der Debatten Ob sich der Harris-Walz-Trend halten wird, lässt sich nicht sagen. Sicherlich werden die Cyber-Leaks und auch die Debatten eine wichtige Rolle spielen. Es war die letzte Debatte, die Biden den Todesstoss versetzte. Harris und Trump werden sich zum ersten Mal am 10. September duellieren. Die Debatte der beiden Vizekandidaten ist für den 1. Oktober angesetzt.
Klar ist, dass sich Harris und Walz nicht zu sehr auf ihre besseren Umfragewerte verlassen dürfen. Trump hat es schon einmal geschafft trotz schlechterer Umfragewerte Präsident zu werden und ist ein starker Gegner. Der Wahlkampf ist und bleibt spannend, jetzt heisst es die Debatten abzuwarten.