Fukushima. Tschernobyl. Wie schrecklich die Folgen sein können bei solchen AKW-Unfällen, haben diese zwei Städte am eigenen Leibe erfahren. Noch heute ist an beiden Orten Caesium-137, ein radioaktives Produkt, das bei der Kernspaltung entsteht, deutlich messbar. Die Werte sind immer noch zu hoch, hunderttausende von Menschen haben ihren Wohnort wegen eben dieser Werte verlassen müssen. Wenn es also zu Unfällen kommt, ist mit Atomkraftwerken nicht zu spassen.

Doch wie oft passiert so etwas schon? Fast nie. Natürlich, ein kleiner Unfall ist das ganz und gar nicht, es gab unzählige Opfer. Die Gegend ist immer noch unbewohnt, das Krebsrisiko wegen zu hoher Verstrahlung zu hoch. Ausserdem darf man den wichtigen Fakt nicht unbeachtet lassen, dass ein solches Missgeschick mit unserem westlichen Reaktortyp gar nicht auf diese Art und Weise geschehen kann. Die Gefahr, dass wir in eine Situation wie in Fukushima oder Tschernobyl kommen, ist also äusserst gering. Ganz kann man solche Katastrophen aber nicht ausschliessen

Dennoch gibt es noch andere Faktoren, die man nicht ausser Acht lassen darf. Schliesslich sind Atomkraftwerke nicht ohne Grund so unbeliebt bei vielen. Der wohl wichtigste Grund dafür ist, dass es immer noch keine Lösung gibt für die Entsorung der radioaktiven Abfallstoffe wie Caesium 137, die bei der Kernspaltung entstehen. Momentan werden diese Stoffe provisorisch in grossen Behältern gelagert, Castoren genannt. Ein Teil des «Abfalls» kann auch wiederverwertet werden.

Doch ist eine solche provisorische Lösung wirklich die beste Lösung, die wir zu bieten haben? Wir suchen stets nach der besten Strategie, um möglichst energiefreundlich und umweltbewusst, aber auch effizient Strom zu produzieren. Und dennoch ist das Beste, was wir zu bieten haben, solch provisorische Behälter?
Natürlich sucht man schon nach Orten wie beispielsweise Gebirgen, die sich pro Jahr kaum verschieben durch die Plattentektonik, um die Abfälle dort tief zu vergraben und zu lagern. Dort würden die Stoffe über eine Million Jahre gelagert werden, bis sie ihre Radioaktivität vollständig verloren haben.

Das Ganze klingt nach einer guten Lösung, doch schlussendlich muss zum einen sicher gestellt werden, dass man auch Generationen später nicht auf die Idee kommt, diese Behälter zu öffnen. Denn wenn diese Radioaktivität freigesetzt würde, gäbe dies unschöne Konsequenzen, wahrhaftige Horrorszenarien. Zum anderen muss man sich fragen, ob das Vergraben dieses Problems die Lösung ist. Gibt es keine bessere Möglichkeit, diese radioaktiven Stoffe zu entsorgen? Anscheinend gibt es diese Möglichkeit momentan noch nicht.

Hört man all dies, dann sieht man die Kernenergie wohl schnell aus einem schlechten Blickwinkel. Wieso produzieren wir in einer solch modernen und umweltbewussten Welt denn solch unsicheren Strom? Sollten wir nicht längst eine bessere Methode gefunden haben?

Natürlich gibt es Energiekraftwerke, die für die Umwelt viel besser sind als Atomkraftwerke. Darunter sind vor allem erneuerbare Energien gemeint. Diese erzeugen Energie durch Wasserkraft, Windenergie, Sonnenenergie, Biomasse und Erdwärme. Diese Energiegewinnungsmethoden zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass ihre Energiequelle nicht verbraucht wird. Bei der Sonnenenergie beispielsweise ist es nicht so, dass es weniger Sonnenstrahlung gibt wegen der Sonnenpannels. Das Gleiche bei Wasserkraft: Nicht das Wasser selbst, sondern die Stromkraft des Flusses wird in Strom umgewandelt.

Das Gute dieser erneuerbaren Energien ist nicht nur, dass keine Ressourcen verbraucht werden, sondern auch, dass sie keinen CO ₂ – Ausstoss haben. Wieso also stellen wir nicht ganz auf diese erneuerbaren Energien um? Dazu hat es mehrere Gründe.
Zum einen würde der Preis für die Herstellung genügender Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerken unbezahlbar teuer werden. Solange man nicht beispielsweise die Steuerfüsse immens erhöht oder bei Anderem spart, wird man nicht genügend produzieren oder kaufen können.
Zum anderen gibt es gerade beispielsweise bei uns in der Schweiz vier sehr schön ausgeprägte Jahreszeiten. Im Sommer würden wir wohl ohne Problem nur mit erneuerbarer Energie auskommen, schliesslich scheint die Sonne jeden Tag, der Fluss strömt immer seine Richtung entlang und Wind gibt es auch genug.

Das grosse Problem liegt im Winter. Die Wasserenergie bleibt zwar bestehen, doch momentan kann sie nur ein wenig mehr als die Hälfte unseres Schweizer Stromverbrauchs decken. Windenergie trägt sowieso nur einen geringen prozentualen Anteil bei, dass sie kaum erwähnenswert ist. Die Sonnenenergie jedoch, die auch einen wichtigen Teil spielt, fällt im Winter fast ganz aus. Die Sonneneinstrahlung ist einfach viel zu gering. Und genau hier merkt man, dass wir nicht nur mit erneuerbarer Energie auskommen. Wollen wir vollständig auf fossile, nukleare und Biomasse-Energie verzichten, ist ein Black-Out im Winter ein Alltagsszenario. Und genau hier sieht man wortwörtlich Schwarz in unserer Zukunft. Zwar haben Spitäler und andere wichtige Institutionen einen Notstromgenerator, doch auch dieser Strom ist nicht ewig verwendbar. All die Meetings und die Arbeit am Computer würden nicht funktionieren, die Öffentlichen Verkehrsmittel fielen aus, es wäre stockdunkel in unseren Wohnungen. Das komplette Chaos bräche aus in einer Generation, die auf Strom so sehr wie auf die Luft angewiesen ist.

Nun ist also geklärt, wieso es nicht nur mit erneuerbaren Energien durchs Leben kommen können. Es braucht noch etwas mehr! Stromimport aus anderen Ländern ist auch nicht wirklich eine Lösung, denn erstens würde uns dies teurer kommen und zweitens ist dieser Importstrom oftmals auch Kohlekraftwerkstrom aus Deutschland oder Atomkraftwerkstrom aus Frankreich. Also stellt man den Strom einfach am besten selbst her – aus Kostengründen und weil es für die Umwelt keinen Unterschied macht, wo der Strom hergestellt wird. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass bei Stromknappheit jedes Land, das Strom exportiert, zuerst für sich schauen würde. Wir sässen somit durch den Stromimport am kürzeren Hebel. Also bleibt einem nur noch, sich folgende Frage zu stellen: Atomkraftwerke oder fossile Energien?

Bei der fossilen Energiegewinnung werden Braunkohle, Steinkohle, Torf, Erdgas und Erdöl verbrannt. Dadurch entstehen gewaltige Mengen an Kohlenstoffdioxid – in einer umweltbewussten Welt, die den CO ₂ -Ausstoss senken will, ist das also nicht gerade die beste Lösung. Was wäre der Sinn daran, Menschen zu bitten, weniger zu fliegen, aber gleichzeitig den Strom mit solchen «Drecksschleudern» zu produzieren? Fossile Kraftwerke sind mit Abstand die umweltschädlichsten Kraftwerke. Ausserdem sind Ressourcen wie Erdöl beispielsweise nicht unbegrenzt und nur schon die Bohrungen, um diese Rohstoffe zu bekommen, sind nicht sehr umweltfreundlich.

Wie bereits erwähnt, stösst die Atomenergie dagegen kaum Co ₂ aus. Zwar werden auch hier Ressourcen wie Uran verbraucht, doch in so kleinen Mengen, dass man davon noch sehr lange Zeit genug haben wird. Hier wirds nichts verbrannt, lediglich der Atomkern wird gespalten, was zu Energie führt. Wie schon gesagt, entstehen dabei leider auch radioaktive Stoffe, doch immerhin verwahrt man sie sicher in Behältern auf.

Die ultimative Frage, die wir uns nun stellen müssen: Was ist schlimmer, radioaktive Abfallstoffe, die immerhin so sicher wie möglich verwahrt werden oder ein gigantischer CO ₂ -Ausstoss? Schlussendlich gibt es keine Antwort, die richtig oder falsch ist, jeder muss sich sein eigenes Bild darüber machen. Doch es ist sicher nicht falsch zu glauben, dass man die Atomenergie zumindest als Übergangsenergie brauchen soll, bis man ganz auf erneuerbare Energien umschalten kann, denn ohne sie sind wir im Winter verloren – oder aber wir hinterlassen einen gewaltigen ökologischen Fussabdruck mit fossiler Energie.

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